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Landeshauptstadt: Mit Lageplan zum Kredit

Bürgschaftsbank Brandenburg machte vergangenes Jahr 120 Firmen fit für den freien Markt

Der Brandenburger Tankstellenbesitzer Harald Neumann will an der Nuthestraße in Potsdam einen besonderen Service für Autos anbieten. Es soll ein Car-Wasch- Center mit sechs Selbstwaschboxen, einer Waschstraße und bequemen zentralen Saugplätzen entstehen. Bei zügiger Bearbeitung des Bauantrages könnte es schon im Herbst eröffnet werden.

Zuvor aber benötigte Neumann erst einmal eine Bürgschaft für über eine Million Euro. Martin Lehmann brauchte 20 000 Euro, um seine mobile Tanzschule „Die Linksfüßer“, die in und um Berlin, in Potsdam Stadt und Land zu Tanz- und Übungspartys einlädt, besser ausstatten zu können. Und Sven Andresen ist einer der wenigen Mutigen, die ein altes Kino wieder auf Vordermann brachten und nun sogar einen Preis für das besonders gut ausgewählte Repertoire erhielten. Und das in der Kreisstadt Belzig.

Sie alle hätten ihre Träume nicht realisieren können, gäbe es nicht die Bürgschaftsbank Brandenburg, die sich ziemlich versteckt in der Schwarzschildstraße in Babelsberg etabliert hat. Woanders habe man damals, als die Bürgschaftsbank 1995 ihr Geschäftsgebäude bauen wollte, keinen passenden Baugrund gefunden, meint Geschäftsführer Dr. Milos Stefanovic. Doch er findet das nicht unpraktisch. Man habe schließlich keine Laufkundschaft. Wer Verhandlungen mit der Bank aufnehmen möchte, bekommt trotzdem sicherheitshalber erst einmal einen Lageplan zugeschickt.

Auch auf andere Weise muss sich die Bank, die Klein- und Mittelständischen Unternehmen mit ihren Bürgschaften unter die Arme greift, immer wieder bekannt machen. Dabei müssten ihr die Unternehmer eigentlich die Tür einrennen, überbrückt sie doch Risiken, die anderen zu hoch erscheinen. Zum Beispiel bei unzureichenden Sicherheiten eines Unternehmens oder bei zu wenig Eigenkapital. Hier kann der Partner der Bürgschaftsbank, die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft, helfen.

Auch BoB (Bürgschaft ohne Bank) ist ein Renner, der sogar in zehn andere Bundesländer exportiert wurde. Bei BoB übernimmt die Bürgschaftsbank zusammen mit Betriebsberatern und den zuständigen Kammern die Prüfung des Vorhabens, ehe überhaupt ein Kreditbegehren bei einer Bank oder Sparkasse eingereicht wurde. Sie rechnet die Chancen der Unternehmensidee durch und übernimmt bei einem positiven Bescheid die Bürgschaft für 80 Prozent der benötigten Kredite. Dafür braucht der Unternehmer dann allerdings doch eine Bank, die sich aber mit der Bürgschaft im Rücken viel leichter finden lässt. Auf diese Weise konnten im Vorjahr 120 Unternehmen fit für den freien Markt gemacht werden, 363 wurden insgesamt von der Bürgschaftsbank mit Garantien ausgerüstet. Das sind 73 Prozent mehr als im Vorjahr.

Diese Steigerung führt Stefanovic auf intensivere Informationen der Kreditinstitute zurück, aber auch auf die Erweiterung des Bob-Programms. Während die Bürgschaftsbank 1999, als sie den weitreichenden Service auflegte, erst einmal nur Kreditwünsche bis 50 000 Euro bearbeitete, werden ab 2005 Anträge bis 250 000 Euro bearbeitet. Natürlich gibt auch die Bürgschaftsbank nicht jedem Projekt ihr Okay. Doch das Risiko der Bank, die von den Industrie- und Handelskammern und den Handwerkskammern des Landes, von Verbänden und einer Versicherung getragen wird, minimiert sich durch staatliche Unterstützung. Zu 64 Prozent tragen Land und Bund das Risiko, wenn ein Kunde mit seiner Geschäftsidee auf die Nase fällt. Das geschieht in rund zehn Prozent der Fälle, ist aber trotzdem kein allzu großer Verlust, denn mit 1,1 Milliarden Krediten wurden in Brandenburg 2,3 Milliarden Investitionen gefördert und etwa 67 000 Arbeitsplätze geschaffen. Also ist die Mark beziehungsweise der Euro trotz einzelner Pleiten sehr gewinnbringend gerollt. Auch deshalb, weil in 67 000 Fällen keine Arbeitslosenunterstützung gezahlt werden musste. Hella Dittfeld

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