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Nach Missbrauchsvorwürfen: Neue Interims-Leiter für Sport-Internat

Update. Während die Staatsanwaltschaft Potsdam weiter gegen die beschuldigten Elftklässler ermittelt, haben im Wohnheim der Potsdamer Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ am Montag erste Mitarbeiter einer Interimsleitung ihre Arbeit aufgenommen.

Potsdam  - Nach dem Missbrauchsverdacht im Wohnheim der Potsdamer Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ hat die Stadtverwaltung entschieden, wer das Internat übergangsweise bis Ende Januar leiten soll. Für drei Monate sollen der Sozialpädagoge Jürgen Knape und Ralph Ulbrich, Leiter des Wohnheims der Türk-Förderschule, diese Aufgabe übernehmen. Knape ist seit Jahren Chef des Breitband e.V., der zwei Kinder- und Jugendklubs in der Waldstadt betreibt. In den vergangenen beiden Jahren habe er dabei auch Programme gegen Gewalt und Mobbing unter Jugendlichen betreut, sagte Knape den PNN. Bei seiner neuen Aufgabe wolle er zunächst als Ansprechpartner für Schüler, Eltern und auch die noch im Heim tätigen Erzieher fungieren. Dann soll „gemeinsam“ entschieden werden, „was getan werden muss“. Seine Tätigkeit beim Breitband-Verein laufe parallel weiter. Ulbrich war gestern telefonisch für die PNN nicht erreichbar – bekannt ist allerdings, dass er vor Jahren für kurze Zeit das „Jahn“-Wohnheim geleitet hat. Mit Knape und Ulbrich setze die Stadt explizit auf Personen außerhalb des Sports und dessen Gremien, hieß es aus der Verwaltung. Die neuen kommissarischen Leiter sollen bis Donnerstag ihre Arbeit beginnen. Wie berichtet ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen zwei 16 Jahre alte Schüler der Sportschule, weil sie in dem Internat einen 13- und einen 14-Jährigen sexuell genötigt haben sollen – unter anderem mit einem Besenstiel. Mitarbeiter des Internats sollen den Missbrauchsverdacht nach Darstellung der Stadtverwaltung nicht unverzüglich der Justiz gemeldet haben, obwohl die mutmaßlichen Opfer sich nach der Tat Ende September mit Bitte um Hilfe an sie gewandt hatten. Inzwischen sind die Leiterin und drei Mitarbeiterinnen des Internats suspendiert. Ebenso vorläufig vom Dienst freigestellt ist ein Handballtrainer, der Tage später von den Vorfällen unterrichtet worden sein soll – und sie ebenso nicht weiter verfolgte. Neben dem Austausch an der Heimspitze hat das Rathaus Berater des auf Kinderschutz spezialisierten Jugendhilfe-Trägers Start gGmbh in das Internat geschickt, um dort die Mitarbeiter „zu sensibilisieren“. Wie es gestern aus Kreisen der Verwaltung hieß, gebe es bei einigen Mitarbeitern des Wohnheims Zweifel an deren „Fachlichkeit“ – zum Beispiel sollen Erzieherinnen, die früher in Kitas der Stadt tätig waren, später in dem Wohnheim eingesetzt worden sein. Die Entwicklung in dem Heim soll von einem verwaltungsinternen Arbeitskreis begleitet werden, hieß es. Den beiden verdächtigen Schülern droht unterdessen der Schulausschluss. Eine Gesamtlehrerkonferenz will darüber vermutlich diese Woche entscheiden, sagte der Sprecher des Bildungsministeriums, Stephan Breiding. Einen genauen Termin nannte er nicht. Parallel zu den Behörden muss auch der Handball-Zweitligist VFL Potsdam entscheiden, wie er mit den beiden Nachwuchstalenten umgeht. VFL-Sportchef Ralf Kutzner sagte den PNN, der Verein werde sich am Votum der Lehrerkonferenz orientieren. 

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