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Mit Umhang und Krone. Clara aus Werder befestigte gestern den Segensspruch über dem Eingang des Stadthauses. Noch bis Ende Januar sind Sternsinger in der Landeshauptstadt unterwegs. Doch nicht immer wird der christliche Neujahrsbrauch respektiert.

© Andreas Klaer

Von Jana Haase: Neujahrssegen zum Mitnehmen

Sternsinger zu Besuch im Stadthaus / Noch bis Ende Januar bitten sie in Potsdam traditionell um den Neujahrssegen

Innenstadt – Es waren nicht drei, sondern fünf: Luisa, Annika, Laurens, Konrad und Clara hießen die Sternsinger der Katholischen Kirche St. Peter und Paul, die gestern Oberbürgermeister Jann Jakobs im Stadthaus besuchten. Dort erneuerten die mit Kronen und bunten Umhängen geschmückten Sänger nicht nur den Haussegen für 2011 – sie verteilten die Segensbitte auch „to go“, als Aufkleber zum Mitnehmen.

„20 * C + M + B + 11“ ist darauf zu lesen – einer der Sticker klebt nun über dem Haupteingang zum Stadthaus in der Friedrich-Ebert-Straße. Die Buchstaben stehen für den lateinischen Segensspruch „Christus mansionem benedicat“ – Christus segne dieses Haus – und erinnern gleichzeitig an die Namen der drei Weisen aus dem Morgenland: Caspar, Melchior und Balthasar.

Noch bis Ende Januar sind Sternsinger in ganz Potsdam unterwegs. Allein 24 sind es von St. Peter und Paul, wie Gemeindereferentin Maria Rontschka, die die Kinder gestern begleitete, sagte. Auch die katholische Kirchengemeinde St. Antonius in Babelsberg und die evangelische Kirchengemeinde in Bornstedt beteiligen sich demnach an der Aktion.

Für Clara, Konrad und die anderen war es gestern nicht die erste Tour, sie haben bereits in den Vorjahren Erfahrungen gesammelt. „Mir gefällt es einfach, für die Leute zu singen“, sagt der elfjährige Konrad und berichtet von einem Besuch im Altenheim: „Da haben sich die Leute richtig gefreut, einer hat sogar geweint.“ Auch die 13-jährige Clara war gern wieder dabei: „Ich finde es gut, dass wir damit Kindern helfen können“, sagt sie.

Denn die Sternsinger bringen nicht nur den Neujahrssegen, sie sammeln auch Geld für Kinderhilfsprojekte weltweit. Laut dem Kindermissionswerk, das die Sternsingeraktion bundesweit koordiniert, sind im vergangenen Jahr allein im Erzbistum Berlin, zu dem auch Potsdam gehört, insgesamt gut 240 000 Euro von 105 Sternsinger-Gruppen eingeworben worden. In diesem Jahr steht Kambodscha beispielhaft für die Hilfsprojekte für Straßenkinder, Aids-Waisen oder Kriegs-Opfer in mehr als 110 Ländern.

Doch nicht immer sind die Sternsinger gern gesehen, wie Sternsinger-Koordinatorin Daniela Dicker vom Kindermissionswerk in dieser Woche sagte: Der Brauch werde in Teilen der Bevölkerung so abfällig betrachtet, dass die Kinder weiterhin nur auf ausdrücklichen Wunsch Familien und Institutionen besuchen. Auf offener Straße seien Erwachsene in der Vergangenheit vereinzelt sogar handgreiflich geworden.

Auch in Potsdam sei eine Sternsingergruppe am 1. Januar im Holländischen Viertel von Erwachsenen angepöbelt worden, bestätigte Maria Rontschka. „Deswegen sind die Kinder immer in Begleitung von Erwachsenen unterwegs“, erklärte sie. Insgesamt sei das Verständnis und der Respekt für den christlichen Neujahrsbrauch, der zu DDR-Zeiten nur im privaten Rahmen üblich gewesen sei, in den vergangenen Jahren aber gestiegen.

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