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Das Rathaus Potsdam ist wieder offline. Anträge können persönlich oder per Post eingereicht werden.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Potsdamer Rathaus wieder offline: Wie jetzt Anträge gestellt werden können

Die Stadtverwaltung ist nur noch telefonisch, per Post und persönlich erreichbar. Andere Verwaltungen helfen während der Cyberkrise aus.

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sprach am Mittwoch von einer „neuen Stufe der Bedrohung“: Die Stadtverwaltung ist wieder offline, weil nicht ausgeschlossen werden könne, „dass professionelle Kriminelle versuchen, unsere Daten abzufischen“, so Schubert. Die Stadt erhält deshalb jetzt Unterstützung vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Brandenburgs Ministerium für Inneres und Kommunales erklärte auf Anfrage, dass es mit der Stadt im ständigen Austausch stehe. Kommunale Zuständigkeiten seien gesetzlich geregelt und könnten nicht vom Land übernommen werden.

Unterstützung erhält die Landeshauptstadt auch von anderen Kommunen. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark teilte allerdings mit, dass in der Kfz-Zulassungsstelle in Werder Anliegen aus Potsdam nicht mehr bearbeitet werden könnten.

Anträge können persönlich oder per Post eingereicht werden

Die Stadt Potsdam hat eine Übersicht über die möglichen Dienstleistungen veröffentlicht. Bei Fragen sind die zentrale Verwaltungstelefonnummer 115 oder die Nummern (0331) 289-0, 289-1110, 289-1111 und 289-1112 erreichbar. Sämtliche Online-Dienste sind abgeschaltet. Anträge können persönlich zu den Öffnungszeiten oder per Post eingereicht werden. Das gilt auch für Beurkundungen von Geburten und Sterbefällen durch das Standesamt. Mike Schubert (SPD) bedankte sich für die Unterstützung beispielsweise der Städte Falkensee, Werder (Havel), Rangsdorf und der Gemeinde Schwielowsee.

Nach Angaben der Stadtverwaltung hat das Ministerium für Infrastruktur den Mitarbeitern der Stadtverwaltung bis zu zehn Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt, um Anträge bearbeiten zu können. Denn die Stadt hat die Verbindung zum Landesverwaltungsnetz getrennt.

Kommunale Gesellschaften bleiben online

Die kommunalen Gesellschaften bleiben, anders als beim Angriffsversuch Ende Dezember, online und erreichbar. „Das Klinikum Ernst von Bergmann greift auf seine eigenen Sicherheitsvorkehrungen zurück“, sagte dessen Sprecherin Theresa Decker. Bestehende und bereits sehr hohe Sicherheitsvorkehrungen würden weiter verstärkt. Dies geschehe vor dem Hintergrund, dass sich Bedrohungslagen und damit auch Sicherheitsanforderungen permanent weltweit verändern könnten, so Decker.

Die Stadtwerke haben laut Sprecher Stefan Schulz mithilfe eines externen Dienstleisters eine 24/7-Überwachung umgesetzt. Außerdem würden „aktuelle Virenscanner“ eingesetzt. Aktuell gebe es keine besonderen Vorkommnisse. Auch die Pro Potsdam habe eigene IT-Sicherheitssysteme im Einsatz, sagte Pro-Potsdam-Sprecherin Anna Winkler.

Laut Verwaltungsdezernent: Mehrmals täglich Hacker-Angriffe

Schon jetzt investiert die Stadt Potsdam laut Schubert jährlich bis zu einer Million Euro in die IT-Sicherheit. Nach Angaben von Verwaltungsdezernent Dieter Jetschmanegg (SPD) wird die Stadt „mehrmals täglich“ von Hackern angegriffen. Eine genaue Zahl liege ihm nicht vor, sagte Jetschmanegg in der Stadtverordnetenversammlung auf eine Frage von CDU-Fraktionschef Matthias Finken.

Dessen Fraktionskollege Lars Eichert bezweifelte, dass die Stadt hinreichende Konsequenzen aus dem Angriff von 2020 gezogen habe, wenn sie nun das gesamte Haus geschlossen und alle Server heruntergefahren habe. Sarah Zalfen (SPD) erklärte, die Cyberangriffe würden das Vertrauen in die staatlichen Institutionen schwächen und Verunsicherung streuen. „Das kann eine Kommune allein nicht bewältigen“, sagte sie.

Ob die Warnungen von Dezember und die nun vermutete Schadsoftware in einem Zusammenhang stehen, ist bislang ungeklärt. Möglich wäre, dass Hacker eine Schadsoftware installiert haben, die sensible Daten abfischt. Solche Daten können nach Angaben von IT-Experten im Darknet verkauft werden. Es würden derzeit eine Reihe von zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen implementiert und bestehende Systeme verbessert, teilte die Verwalung mit.

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