zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Prinzip „Inhalt statt Titel“

Gesamtschulen, Gymnasien und Oberschulen werben um künftige Schüler

Stressfaktor Schulanmeldung: Vor allem beim Wechsel von der Grundschule in weiterführende Bildungseinrichtungen beklagen nicht wenige Eltern und Schüler das aufwändige und für Familien oft unsichere Procedere. Derzeit werben Schulen wie am vergangenen Samstag das Humboldt-Gymnasium oder die Voltaire-Gesamtschule um neue Fünft- und Siebentklässler. Sind einige Schulen extrem übernachgefragt, kämpfen andere Einrichtungen – unabhängig ob Gymnasium, Gesamtschule oder Oberschule – darum, die Mindestzahl an Schülern aus eigener Kraft zu erreichen.

Keinen Grund zur Klage hat die Voltaire-Gesamtschule. Des öfteren als „Modellschule“ bezeichnet, kann die Einrichtung seit einigen Jahren Rekordzahlen bei Elternwünschen verbuchen. Auch am Samstag zog die Einrichtung hunderte Eltern und Schüler zum Tag der offenen Tür. Die Informationsveranstaltungen mit der Schulleiterin Ortrud Meyhöfer glichen beim Andrang früheren Sommerschlussverkäufen. Übervoll war die an sich geräumige Cafeteria, interessierte Eltern standen bis vor die Tür. Meyhöfer, die sich bereits mehrfach gegen die Umwandlung von Gesamtschulen mit Sekundarstufe II in Gymnasien (PNN berichteten) ausgesprochen hat, empfahl „nicht auf Titel sondern auf Schulinhalte zu gucken“.

Das Prinzip „Inhalt statt Titel“ fruchtete bei Eltern, die sich in der Voltaire- Schule umschauen: „Die Schule muss zu meinem Kind passen, seinem Niveau entsprechen“, sagt Marén Lüddemann. „Der Ruf der Schule, das Fremdsprachenangebot und verschiedene Abschlussmöglichkeiten“ seien wichtig bei der Auswahl, jedoch nicht der Titel als Gymnasium. Ähnlich auch die Meinung anderer Eltern, die damit der Verwaltungs-Diskussion um die Umwandlung zu einem Gymnasium für überflüssig erklären. Nicht zuletzt: Seit der Einführung eines Zentralabiturs in Brandenburg 2005 haben Gesamtschüler und Gymnasiasten die gleichen Prüfungsaufgaben. Einziger Unterschied: Gesamtschüler haben 13 Jahre Zeit fürs Abitur, Gymnasiasten legen die Hochschulzugangsberechtigung schon nach zwölf Jahren ab.

Anders die Ansichten von Eltern, die sich am Samstag über das Humboldt- Gymnasium informierten: „Ich knüpfe an meine Traditionen an und lege auf ein gymnasiales Abitur für mein Kind schon Wert“, sagte Heike Brzezinski, die bei der Auswahl der Schule „vor allem auf die fachliche und menschliche Qualifikation der Lehrer achtet“. Die Potsdamerin befürwortete auch einen separaten Test der Schule, um die Kinder neben Grundschulempfehlung, Zeugnis und Elternwunsch noch einmal zu überprüfen, ob sie gymnasialtauglich seien. Humboldt-Schulleiterin Carola Gnadt führt an ihrer Einrichtung seit einigen Jahren den zusätzlichen Aufnahmetest durch – „vor allem für Jungen ist das die Chance, doch noch einen Platz an unserer Schule zu bekommen, auch wenn die Zeugnisnoten nicht so gut aussehen“, warb die Schulleiterin für den Test. Für die Durchführung des Tests in diesem Jahr bedürfe es aber noch der Bewilligung – „beantragt haben wir ihn“. Für Mutter Heike Brzezinski ist die schuleigene Überprüfung jedoch wichtig, denn „zu viele Kinder kommen derzeit ungerechtfertigterweise aufs Gymnasium“, schilderte sie ihren Eindruck. Kay Grimmer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false