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Landeshauptstadt: Seifenopfer gegen Koks

„Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“-Stars engagieren sich in ihren aktuellen Folgen gegen Drogen

Felix von Jascheroff weiß, wovon er redet, wenn es um Drogen geht. Angefangen hat er mit Ecstasy, drei Jahre ging es weiter mit Koks, Haschisch gab es zum „runterkommen“. Vor acht Jahren hat der Schauspieler die Sucht besiegt. „Seitdem engagiere ich mich gern gegen Drogen“, sagt der 25-Jährige. In „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) kann er nun wieder gegen Koks und Co. kämpfen: Felix spielt dort John Bachmann, den besorgten Halbbruder des Models Emily Hofer, die immer mehr Kokain schnupft. Noch bis Juni ist diese Geschichte ein zentraler Handlungsstrang der RTL-Seifenoper – weswegen gestern sogar Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und ihre Drogenbeauftragte Sabine Bätzing das Babelsberger GZSZ-Studio besuchten – um das gemeinsame Engagement gegen Rauschmittel zu betonen.

Die Hoffnung der Politik sei dabei, so betonte Schmidt, das gerade beliebte Serien wie GZSZ auch Verbündete im Kampf gegen Drogenmissbrauch sein könnten: „Stars haben da Vorbildfunktion.“ Mehr als vier Millionen Zuschauer sehen Tag für Tag die Folgen, vor allem junge Menschen. Diese sollen nicht nur von der Geschichte ergriffen werden, sondern auch Hilfsangebote kennenlernen: In einigen Folgen sollen Broschüren und die Telefonnummern von Drogenberatungsstellen gezeigt werden. „Wir wollen erreichen, dass Dinge wie Drogen als uncool empfunden werden“, sagte Studio-Chef Carl Woebken. So mache er sich auch keine Sorgen, dass GZSZ als verlängerter Arm des Gesundheitsministeriums wahrgenommen werde – „aber wir haben ein gemeinsames Anliegen vor Kokain zu warnen.“

Allerdings: In Brandenburg ist das Problem Kokain deutlich geringer als in Berlin. Allerdings steigen die Zahlen laut Landeskriminalamt auf niedrigem Niveau: 2006 gab es landesweit 292 KokainVerstöße, 57 mehr als 2005 – knapp fünf Prozent aller Drogendelikte. In Berlin wurden 2006 von der Polizei 382 Fälle von so genannten Verstößen mit Kokain registriert. Experten gehen allerdings gerade bei Kokain von einer besonders hohen Dunkelziffer aus: das Bundesgesundheitsministerium schätzt, dass knapp 1,5 Millionen Deutsche mindestens einmal in ihrem Leben gekokst haben. Besonders in der Club-Szene ist Kokain verbreitet, ebenso in der Musik-, Medien- und Schauspielbranche. Auch Felix von Jascheroff weiß das: Er selbst habe Freunde, die abhängig seien, denen er deswegen versuche zu helfen. „Dazu muss man nicht unbedingt eine Therapie machen – allerdings aber daran glauben und das frühere Leben komplett hinter sich lassen.“ Auch er habe seinen damaligen Kiez in Berlin verlassen, um wirklich „clean“ zu sein. Inzwischen ist er verheiratet und Vater einer kleinen Tochter.

Mehr Schwierigkeiten mit ihren Rollen hatten seine beiden Kolleginnen Anne Menden und Jasmin Weber. Beide hatten nach eigenen Angaben vorher keine eigenen Erfahrungen mit Drogen – müssen in der Serie aber den Weg in die Sucht spielen. „Klar erlebe ich in Clubs, dass Leute ständig aufs Klo rennen“, erzählt die 25-jährige Weber über das typische Verhalten von Koks-Konsumenten, die bevorzugt vor Toiletten-Spiegeln das weiße Kokspulver schnupfen. Weiter informiert habe sie sich über Internet und Filme zum Thema. Ihre Kollegin Anne Menden ist sogar in eine Suchtklinik gefahren und hat dort mit drei Kokain-Abhängigen gesprochen. „Ihre Hände haben wieder gezittert, als sie über ihre Erfahrungen sprachen und die Gier wieder hochkam“, erinnert sich die 22-Jährige. Ihr Gesichtsausdruck sagt: So will ich niemals enden. Henri Kramer

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