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Landeshauptstadt: Sorge um mehr Gewalt beim Fußball Jahresbilanz beim Fanprojekt Babelsberg

Babelsberg – Union Berlin, Dynamo Dresden, der FC Magdeburg: Die drei ehemaligen DDR-Traditionsvereine sind in der aktuellen Rückrunde ab Februar im Karl-Liebknecht-Stadion zu Gast beim SV Babelsberg 03 – doch bereiten diese Ostderbys dem Potsdamer Straßensozialarbeiter Gregor Voehse schon jetzt Sorgen. Er befürchtet im schlimmsten Falle Gewalt.

Babelsberg – Union Berlin, Dynamo Dresden, der FC Magdeburg: Die drei ehemaligen DDR-Traditionsvereine sind in der aktuellen Rückrunde ab Februar im Karl-Liebknecht-Stadion zu Gast beim SV Babelsberg 03 – doch bereiten diese Ostderbys dem Potsdamer Straßensozialarbeiter Gregor Voehse schon jetzt Sorgen. Er befürchtet im schlimmsten Falle Gewalt. „Babelsberg hat vier Jahre lang in der Oberliga gespielt und tritt nun plötzlich wieder in solchen Partien auf, die dadurch vorher emotional noch höher aufgeladen werden“, sagte Voehse gestern vor Journalisten. Das erste dieser Heimspiele findet am 15. März gegen Union Berlin statt, dass zweite gegen Dynamo Dresden am 26. März. Teile der Fanszene der beiden Auswärtsmannschaften gelten als rechtsgerichtet, die Babelsberger Fans stammen dagegen vielfach aus dem linksalternativen Milieu. „Doch auch bei uns stehen gerade Jugendliche zwischen 17 und 20 Jahren Gewalt tendenziell offen gegenüber“, sagte Voehse. Diese jungen Leute würde mit seinem Fanprojekt noch nicht in dem Maße erreicht wie etwas ältere Fans. „Bei denen, die das Fanprojekt schon länger kennen, gibt es inzwischen aber schon ein größeres Verständnis dafür, wie etwas mit demokratischen Mitteln geändert werden kann“, sagte Voehse.

So fiel denn auch die Bilanz von Voehse – bezogen auf das vergangene Jahr – vornehmlich positiv aus. So bekam das 2001 gegründete Fanprojekt „für seine gelungene Arbeit gegen Gewalt, Rassismus und neonazistische Tendenzen“ im Juli 2007 den Theodor-Haecker-Preis der Stadt Esslingen am Neckar verliehen. Einen Grund dafür sieht Voehse in seinem Konzept, als Sozialarbeiter nicht „zu defensiv“, sondern „aktiv“ als Mitgestalter von Protesten und kreativen Aktionsformen aufzutreten – auch gegen den Staat. Beispielhaft heißt die von Voehse ins Leben gerufene Aktion „Fußballfans beobachten Polizei“, bei der Anwälte die Anhänger des SV Babelsberg während Auswärtsspielen begleiten: „Am Anfang gab es dafür harsche Kritik, wie ich mir so etwas anmaßen könnte.“ Allerdings seien die Erfahrungen nun durchweg positiv. Selbst die Polizei lobe die Aktion, weil alle Seiten im Wissen um die Beobachtung maßvoller agierten. „Ich weiß nicht, unter welchem anderen Chef ich das hätte machen können“, bedankte sich Voehse beim Chef des Diakonischen Werks Potsdam, Marcel Kankarowitsch, für das Vertrauen in den „riskanten Ansatz“. Die Diakonie trägt das Fanprojekt, finanziert wird es vom Deutschen Fußballbund, dem Landessportministerium und der Stadt Potsdam – eine Förderung, die laut Kankarowitsch zur Zeit gesichert sei. Henri Kramer

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