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Landeshauptstadt: Spielzeug statt Kamera

Der Potsdamer Rentner Karlheinz Hans fühlt sich von einem „Kaffeefahrt“-Anbieter betrogen

80 Euro hat Karlheinz Hans bezahlt, seine Nachbarin sogar 140 Euro. Doch einen Gegenwert für ihr Geld haben die beiden Senioren an jenem Tag im Best Western Parkhotel in der Forststraße nicht erhalten: Mitte November sind sie Opfer eines offenbar betrügerischen „Kaffeefahrt“-Anbieters geworden. „Eigentlich sah das Ambiente seriös aus und die Veranstalter warben mit dem Namen von Günther Jauch und mit der Süddeutschen Klassenlotterie“, erzählt Karlheinz Hans.

Er und seine Nachbarin nehmen öfter an solchen Veranstaltungen teil, dachten deswegen auch bei dem Verkaufstag im Best Western Hotel nicht an Täuschung: „Komisch war nur, dass die Einladung für uns erst telefonisch ausgesprochen wurde und uns später die schriftlich zugeschickte Bestätigung abgenommen wurde.“ Doch vor Ort genossen sie zunächst das kostenlose Frühstück im Hotel. Schließlich bekamen sie und die rund 20 anderen Gäste ein Angebot: Der Vertreter der sich als „Sponsorengemeinschaft“ und „K. Gesundheits-Centrum“ bezeichnenden Firma habe eine Videokamera aus Japan beworben. Zum Testen habe er sechs solcher neuen Geräte im Wert von rund 600 Euro zu verschenken: Er behalte sich aber vor auszusuchen, wer einen solchen Apparat erhalte. „Da dachte ich mir, dass ich lieber etwas bestelle, damit ich die Kamera zusätzlich bekomme“, sagt Karlheinz Hans. So erwarb er eine als „modern“ bezeichnete Hörhilfe, seine Nachbarin mehrere Kissen und ein besonderes Paar Einlegesohlen. Noch abends kam die Bestellung, die Gesamtsumme von 220 Euro wurde bar bezahlt.

Freilich war die Enttäuschung nach dem Öffnen des Warenpakets groß. So habe sich die Videokamera als eine Art digitaler Fotoapparat für Kinder entpuppt, die Auflösung der Bilder von 352 mal 288 Pixel ist sogar kleiner als die von günstigen Handykameras. Auch das Hörgerät entsprach nicht den Vorstellungen: Geliefert worden seien einfache Walkman-Ohrstecker, die mit einem kleinen Außenverstärker zusammengeschlossen werden. „Diese Art von Technik ist veraltet, außerdem fallen mir die Stecker aus den Ohren heraus“, sagt der 90-Jährige.

Die Waren für die Nachbarin haben die beiden Rentner danach nicht mehr angesehen. Sie wollen die Produkte nur loswerden – und ihr Geld zurück. Doch bei der auf dem Lieferschein angegebenen Handynummer meldet sich ein Anrufbeantworter, die Adresse ist ein Postfach. Einer der Gäste hat inzwischen Anzeige wegen Betrugs erstattet.

„Ärgerlich“ findet Hans in diesem Zusammenhang das Verhalten des Hotels, das angeblich nicht helfen könne. Direktorin Ingeborg Goldinger wehrt sich gegen solche Vorwürfe: „Wir können Daten nur auf Anfrage von Ermittlungsbehörden herausgeben.“ Die damaligen Kunden hätten zudem bar bezahlt, eine Überprüfung im Vorfeld habe nicht stattgefunden. „Dies kann ein Hotel nicht leisten“, sagt Goldinger. Jedoch würde in Zukunft diese Firma keine Räume mehr in ihrem Haus vermietet bekommen, schon aus Imagegründen. Der Brandenburgische Verbraucherschutz (VBZ) macht Karlheinz Hans nur wenig Hoffnung. „Wenn schon bezahlt ist, wird es immer schwierig“, sagt Norbert Richter vom VBZ. Ohne eine Anschrift hätten Kunden so gut wir keine Chance, Geld zurückzufordern. „Die Kunden müssen darauf bestehen, sich die Waren anzusehen, bevor sie das Geld ausgeben.“ Henri Kramer

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