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Landeshauptstadt: Stiftung will Heiligen See retten

Zahlen belegen: Der Zustand des Gewässers war noch nie so alarmierend, Ursachen weiter unbekannt

Berliner Vorstadt - 14 Milligramm Schwefelwasserstoff in einem Liter Wasser des Heiligen Sees – „das stinkt zum Himmel“, sagte Peter Daniel, Vorsitzender des Vereins „Berliner Vorstadt“, der gestern die Ergebnisse einer Wasseruntersuchung vorstellte. Das Ergebnis lässt auch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten nicht mehr kalt, die nun die Rettung des Heiligen Sees angekündigt hat: Das Gewässer am Neuen Garten besitzt eine erschreckend schlechte Wasserqualität. Bereits am vergangenen Wochenende hatte sich der Berufstaucher Bernd Reißland alarmierend über den Zustand des Sees geäußert. Ab einer Tiefe von etwa sechseinhalb Metern ist kein Leben mehr vorhanden (PNN berichteten).

Der hohe Schwefelwasserstoff-Anteil lässt keinen Sauerstoff zu. Die Folge: Organismen sterben, werden zersetzt von Bakterien, Ammoniak entsteht, der See beginnt zu stinken. Ursachen für die schlechte Wasserqualität wurden indes noch nicht gefunden. Doch nicht nur Daniel, auch der stellvertretende Stiftungs-Generaldirektor Heinz Berg bekräftigte, dass nicht die Badenden Schuld tragen. „Die Menge der Badegäste müsste ein See dieser Größe ohne Probleme aushalten“, sagte auch Reißland. Abwasser-Einleitungen wollte als Grund hingegen keiner in Gänze ausschließen – doch Beweise fehlen dafür bislang. Irritierend für Wassersportler Reißland ist auch die nahezu gleichbleibende Temperatur in unterschiedlicher Seetiefe. „Dadurch ist der für die Qualität so wichtige Austausch der Wasserschichten nicht möglich.“ Der See besitzt zwei Quellen sowie einen Abfluss in Richtung Havel.

Die Stiftung will vor der Behebung des Problems erst einmal eine eigene Wasseranalyse durchführen lassen. Die jetzige Wasseruntersuchung wurde vom Berliner Vorstadt-Verein finanziert, durchgeführt hatte sie das Institut für angewandte Gewässerökologie GmbH aus Seddin. „Aber wir wissen nun, dass etwas passieren muss“, so der stellvertretende Generaldirektor. Schließlich bestehe die Gefahr, dass bei einem kollabierenden See die Pfähle, auf denen das Marmorpalais ruht, in Mitleidenschaft geraten. „Wir können nicht riskieren, dass uns das Gebäude in den See kippt“, so Berg. Deshalb werde man gleichzeitig auch auf die Suche nach den Ursachen gehen, um diese abzustellen.

Möglichkeiten der Abhilfe gibt es laut Reißland einige – durchaus auch schon in der näheren Umgebung erprobt. So ließe sich per Kompressor Luft in die Tiefen des Sees drücken, um das Wasser mit Sauerstoff anzureichern. Eine andere Möglichkeit wäre das Abpumpen der schwefelwasserstoffhaltigen Schicht. Auch eine chemische Behandlung der schlechten Wasserschichten sei denkbar, so Reißland. Noch wichtiger hält der Taucher jedoch den Austausch des kontaminierten Schlicks, der die im Wasser befindlichen Schadstoffe aufnimmt. Zum Teil sei der Schlick meterdick. „Vor 20 Jahren war der See mehrere Meter tiefer“, so Reißland. In den 30 Jahren, die er im See bereits tauche, sei der Zustand aber noch nie „so schlecht gewesen“.

Wann die Arbeiten zur Rettung des Sees starten, weiß noch niemand, auch nicht, wie teuer diese wird. Sicher ist, dass die Schlösserstiftung als Eigentümer den Preis zu bezahlen hat. „Wir hoffen auf Förderung vom Land, doch woher der Eigenanteil kommen soll, ist noch unklar“, so Heinz Berg. Im Stiftungshaushalt sei bislang nichts dafür vorgesehen. Taucher Bernd Reißland machte noch einmal deutlich: „Die Rettung des Sees kostet zwar bestimmt einiges an Geld, aber noch ist sie möglich. In ein paar Jahren kann eventuell nichts mehr helfen.“Kay Grimmer

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