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Bleibt stehen. Die 2001 eröffnete Biosphäre soll nicht abgerissen werden. Darauf hat die Stadtpolitik sich festgelegt. Nun wird die Halle vielleicht eine Schule.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Teure Tropenhalle schreckt Investoren

Potsdam findet für Biosphäre keinen Käufer. Vielleicht baut die Stadt die Halle selbst zur Schule um

Bornstedter Feld - Die Chancen der Stadt schwinden, einen privaten Investor für die chronisch defizitäre Biosphäre zu finden. Zu den bisherigen Konditionen habe sich bei einer inzwischen beendeten Ausschreibung kein Bewerber gefunden. Das bestätigte Anna Winkler, die Sprecherin der städtischen Bauholding Pro Potsdam, den PNN auf Anfrage. Sie erklärte weiter, dass sich auch bei der zurückliegenden Expo-Real-Immobilienmesse in München, bei der die Tropenhalle angeboten wurde, das Interesse an dem Objekt in „engen Grenzen“ gehalten habe.

Allerdings gebe es zumindest noch Interessenten, die möglicherweise zu anderen Bedingungen zu einem Engagement bereit wären – etwa aus dem Sport-, Freizeit- oder Schulbereich. Diese würden nun noch einmal angeschrieben, sagte Winkler – um die genauen Konditionen zu klären. Die Pro Potsdam ist über eine Tochter der Betreiber der Halle im Bornstedter Feld, zugleich dort aber auch für die Entwicklung des wachsenden Wohngebiets verantwortlich.

Unter anderem hatte der Träger des privaten Leonardo-da-Vinci-Campus in Nauen (Havelland) wie berichtet ein Konzept erstellt, die Biosphäre zu einem wissenschaftlichen Gymnasium umzubauen – samt Sporthalle und angedocktem Jugendklub. Der Knackpunkt war aber die Finanzierung, weil der Träger auch die Sanierung der Außenfassade für mehr als fünf Millionen Euro übernehmen müsste, zuzüglich der Gebäudekosten von 4,6 Millionen Euro. Auch die hohen Betriebskosten, speziell für Energie, schreckten das Nauener Bildungsunternehmen ab.

Sollte man sich mit den Interessenten nicht einigen können, läuft es nach PNN-Informationen darauf hinaus, dass die Stadt oder die kommunale Pro Potsdam über ihren Entwicklungsträger für das Bornstedter Feld die Tropenhalle zu einer Schule umbaut. Trotz Millionenkosten wäre diese Lösung für die Stadt nach Einschätzung von Beteiligten wohl langfristig billiger, als weiter jährlich bis zu 1,7 Millionen Euro für den Betrieb der Biosphäre zuzuschießen. „Zumal eine neue Schule gebraucht würde und eine kommunale Pflichtaufgabe darstellt, die Tropenhalle aber nur eine freiwillige Leistung der Stadt ist“, sagte ein Verfahrensverantwortlicher den PNN.

Der Umbau zur Schule in Eigenregie der Stadt würde knapp 27 Millionen Euro kosten – fast so viel wie ein Neubau, wie eine erste Untersuchung zur Zukunft der Biosphäre Anfang des Jahres erbracht hatte. Die Klassenzimmer könnten dann auf Stelzen in die Gebäudehülle integriert werden, auch der Einbau einer Sporthalle wäre möglich. Bekanntlich benötigt die stetig wachsende Stadt Potsdam in absehbarer Zeit neue weiterführende Schulen, für die noch Standorte gesucht werden.

Die hohen Betriebskosten für die Biosphäre blieben aber auch ein Problem, wenn die Tropenhalle in kommunaler Eigenregie zur Schule umgebaut würde. Anfang des Jahres angekündigte Studien, wie sich diese Kosten senken lassen, sollen laut Winkler Ende November vorliegen. Bisher geht die Pro Potsdam davon aus, dass die Betriebskosten um 400 000 Euro pro Jahr über denen vergleichbarer Schulen liegen. Um das zu ändern, soll etwa der Einsatz regenerativer Energie geprüft werden – oder ob Strahlungsheizer in den Klassenräumen die Energiebilanz verbessern können. Für den Sommer wird untersucht, wie die mit einem riesigen Glasdach versehene Tropenhalle besser beschattet werden kann. Weiterhin analysiert die Pro Potsdam, ob genug Tageslicht in das Erdgeschoss der Halle kommt und ob es bei einem Schulbetrieb Probleme mit der Akustik gibt.

Letztlich müssen die Stadtverordneten über die Zukunft der Halle entscheiden. Einen Abriss der 2001 eröffneten und mit 21,5 Millionen Euro geförderten Biosphäre hatte die Stadtpolitik zuletzt ausgeschlossen. Seit der Insolvenz eines ersten Betreibers hat die Pro Potsdam die Halle 2007 übernommen, seitdem belastet sie erheblich den Stadthaushalt – und landete deswegen schon mehrfach als Beispiel für Steuergeldverschwendung im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler. Der Umbau ist ab Ende 2017 möglich, weil dann die Fördermittelbindung für den Bau endet. Allerdings müssen alle Änderungen in Abstimmung mit den Architekten der markanten Halle, Barkow und Leibinger aus Berlin, erfolgen. Das Büro hatte zuletzt auf PNN-Anfrage betont, man sperre sich nicht gegen Veränderungen und habe sogar die Studie zu Umbau-Optionen angefertigt – in der auch die Schulvariante enthalten ist.

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