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Homepage: Tragfähige Entscheidung

Prof. Johannes Vielhaber von der Fachhochschule wurde zum neuen FH-Rektor gewählt. Eine Begegnung

Professor Johannes Vielhaber findet man in der Prüfhalle. Zwei Tage nachdem der Senat ihn ab 2007 zum Rektor der Fachhochschule Potsdam bestimmt hat und einen Tag und nach seinem 51. Geburtstag ist der Bauingenieur wieder in seinem Metier: Ein riesiger Betonbalken wird in der haushohen Werkstatthalle der FH an der Pappelallee unter Druck gesetzt, erste Risse zeigen sich. Vielhaber begutachtet sie. Dann zeigt er auf ein Plakat: Ein Projekt in Samarkand, hier prüfen die Fachleute der FH im Auftrag des Auswärtigen Amtes, wie sich das Absinken einer Moschee auf deren Bausubstanz auswirkt. „Wegen solchen Dingen bin ich vor zehn Jahren hierher gekommen“, sagt der Professor.

Der damalige Wechsel von Berlin nach Potsdam hat sich offensichtlich gelohnt. Vielhaber schwärmt von experimentellen Projekten und Forschung, aber auch von der Lehre mit den Studierenden, die „einfach Spaß macht“. Als Dekan der Bauingenieure und Prorektor hat er den bundesweit ziemlich einzigartigen Werkstatt- und Laborkomplex an der Pappelallee mit angeschoben, der seit drei Jahren an der Pappelallee steht. Wenn er im kommenden Jahr von seiner Vorgängerin Helene Kleine das Rektorenamt übernehmen wird, will er den Baufortschritt an der Pappelallee beschleunigen. Vielhaber möchte, dass noch in diesem Jahrzehnt der Umzug der 600 FH-Studierenden vom Alten Markt ans Bornstedter Feld vollzogen sein wird.

Aufgeregt scheint Vielhaber zwei Tage nach der Entscheidung zum Rektorat kaum zu sein. Gelassen antwortet er auf die ersten Fragen zu seinen Zielen und Visionen, er strahlt Ruhe, Zuversicht und Solidität aus. Und er hat diese Hemdsärmeligkeit, die man von Sauerländern kennt, nicht von ungefähr war Vizekanzler Müntefering einst ein Nachbar von Vielhabers Familie. Seinen Ruf als Professor an die Potsdamer FH bekam Vielhaber 1996 drei Stunden vor einem lukrativen Angebot aus der Wirtschaft. Also Potsdam. Hier wartete eine außerordentliche Herausforderung auf ihn. „Hier war ja fast noch nichts“, erinnert er sich. Die Fachhochschule hatte er zuvor als Bauprüfer kennen gelernt. Er selbst bescheinigte den Kasernengebäuden an der Pappelallee einst ihre Tragfähigkeit. „Dazu stehe ich natürlich, sonst würde ich heute nicht in den Räumen sitzen“, scherzt der Bauingenieur.

In den sechs Jahren seiner Amtszeit will er viel bewegen. „Gerade wenn man im Wettbewerb um Mittel und Studierende steht, kann es ganz gut sein, wenn jemand an die Spitze der Hochschule kommt, der das Haus schon gut kennt“, sagt er. Die bis zum Jahresende amtierende FH-Rektorin Helene Kleine und ihr Vorgänger Helmut Knüppel hätten das Haus in großen Bereichen sehr gut aufgestellt. Vielhaber sieht noch Nachholbedfarf bei den Ressourcen und Kooperationen. Stärker kooperieren müssen man nicht nur mit anderen Hochschulen im Land sondern auch mit der Wirtschaft. „Bei Forschung und Technologietransfer können wir noch stärker werden“, sagt Vielhaber.

Dass nun, nach zwei Sozialwissenschaftlern, ein Bauingenieur zum FH-Chef wird, sieht Vielhaber als fruchtbare Abwechslung. „Vielleicht habe ich einen anderen Blick“, sagt er. Die Bedeutung der Sozialwissenschaften an der FH, gerade in den hochaktuellen Bereichen Zukunft der Arbeit, Demografischer Wandel und Familie möchte der neu gewählte Rektor weiter als Schwerpunkte der FH sehen, Vortragsreihen wie „Civitas“ will er weiterhin in der Potsdamer Öffentlichkeit wissen. Als wichtigste Ziele nennt Vielhaber ein internes Mittelvergabemodell zu entwickeln, das die einzelnen Studienbereiche gleichberechtigt behandelt. Extern sieht er die Optimierung der Grundfinanzierung und die Anerkennung der Leistung der Fachhochschulen als dringende Aufgaben.

Mit seinem neuen Amt wird Prof. Vielhaber keinen Ortswechsel vollziehen. Er wird weiter mit seiner Frau und den drei Kindern in Staaken wohnen. Der tägliche Fahrweg am Rande der Döberitzer Heide ist für ihn als Einstieg und Abschluss des Tages eine willkommene Erholung. Eine der Herausforderungen, die das Rektorenamt mit sich bringen wird, ist für Vielhaber neu: In der Öffentlichkeit zu stehen. Aber auch das scheint ihn nicht weiter aus der Ruhe zu bringen.

Nach dem Gespräch geht Prof. Vielhaber wieder in die Prüfhalle. Das lässt ihm keine Ruhe: Jetzt will er wissen, was die Risse in dem Betonbalken machen. Diese Tugend wird ihn vielleicht auch als Rektor ausmachen: Er ist jemand, der auf Tragfähigkeit setzt.

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