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Fundstücke für das Potsdam Museum: Vinetas Vergangenheit

Der Förderverein des Potsdam Museums hat historische Aufnahmen des einstigen Potsdamer Ruderclubs erworben. Fündig wurde man bei der Suche im Internet.

Potsdam - Da stehen die drei, lässig die Arme umeinander gelegt oder in der Hosentasche und lachen in die Kamera. Es muss frisch gewesen sein, Frühling, denn der große Laubbaum im Hintergrund ist noch kahl, in den Blumenkästen am Haus blüht aber schon etwas, vielleicht Stiefmütterchen. Die Jungs tragen Tuchhosen, Wollpullover, glänzende Lederschuhe, die Haare liegen auch. Wie alt mögen sie sein? 15? 18? 20? Und wer sind sie, die hier, Anfang der 1930er-Jahre, so die Vermutung, vor dem Vereinshaus des Potsdamer Ruderklubs Vineta posieren?

Fördervereinsmitglieder stöbern im Internet nach historischen Potsdam-Schnäppchen

„Das wissen wir leider nicht“, sagt Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums. Das Foto gehört zu insgesamt elf historischen Glasplattennegativen mit Aufnahmen vom Vereinsleben des Ruderklubs, die der Förderverein für das Potsdam Museum erworben hat – in diesem Fall ersteigert bei Ebay. „Für einen Schnäppchenpreis, zweistellig“, sagt Wicke erfreut. Weil das Potsdam Museum nur über ein schmales Budget für Neuerwerbungen verfügt, ermöglicht der Förderverein über Spenden auch den Kauf von Exponaten. „Unsere Mitglieder – derzeit etwa 180 – stöbern auch selbst gerne im Internet“, sagt Wicke. Das sei gar nicht so schwer: „Einfach in die Suchmaske die Stichworte Potsdam, Sammeln und Seltenes eingeben, dann gibt es viele Treffer.“ Wird etwas Interessantes gesichtet, berät man sich mit der Museumsleitung: Ist es relevant für die Sammlung?

In diesem Fall wurde der Fund von einer Privatperson aus Kiel ersteigert. Wie die Fotoplatten dorthin gelangten und wem sie gehörten, das ist leider nicht bekannt. Oft seien es Dachbodenfunde oder Dinge aus Haushaltsauflösungen, sagt Wicke. In diesem Fall ließ das gut lesbare Schild „R K Vineta Potsdam e.V.“ auf dem Foto eine eindeutige Zuordnung zu. Im Oktober wurden die elf Glasplatten, jede etwa neun mal elf Zentimeter groß, per Post geliefert, eingescannt, archiviert und die Originale sicher in säurefreiem Karton verpackt.

Für das Potsdam Museum sind die elf Glasplattenaufnahmen die ersten Fotos aus der Geschichte des Ruderclubs

Es ist ein kleiner, aber kostbarer Fund, heißt es vom Museum. Kostbar, weil das Museum bisher noch gar keine Fotos aus der Vereinsgeschichte und dem Vereinsalltag des Ruderklubs besitzt, nur Filmaufnahmen. Und weil die Bilder der alten Glasplattennegative von besonderer Qualität und gestochener Schärfe sind. Vergleichbare Abzüge von Filmnegativen, die damals durchaus schon benutzt wurden, liefern oft weniger klare Bildergebnisse.

„Das ist hochinteressant, wir sehen jedes Detail, wie man sich damals zum Beispiel gekleidet hat. Selbst die Schrift am Haus ist gut lesbar“, schwärmt Markus Wicke. Zudem sind die Aufnahmen für die Dokumentation des längst verschwundenen Ruderklubs wichtig. Sie zeigen Szenen zu Wasser und zu Land, Bootsausflüge mit wehendem Vereinswimpel und junge Männer, die an Land an einem Ruderboot arbeiten.

Nach 1945 war Schluss - das Gelände des Potsdamer Ruderclubs lag im Grenzgebiet

Der Klub wurde 1883 von sportbegeisterten Schülern gegründet und wuchs schnell, 1932 waren es schon fast 300 Mitglieder, die auf dem Areal am Ufer stadtauswärts rechts neben der Glienicker Brücke ihr Klubhaus mit Bootsanleger hatten. 1928 wurde auch eine Damenabteilung gegründet – mit eigenem Vereinshaus auf dem Nachbargrundstück. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Verein vor allem über die Jugendmannschaften aufrechterhalten. In den sogenannten Kriegsmeisterschaften von 1940 bis 1945 erlangte der Klub Vineta sogar vier Gold- und vier Silbermedaillen. Danach war Schluss. Weil das Gelände im Grenzgebiet lag, wurde alles von den russischen Besatzern konfisziert und die Gebäude, auch die, die auf den Fotos zu sehen sind, nach 1961 abgerissen. In Potsdam entstanden neue Ruderklubs.

Wer die Fotos sehen oder für Publikationen nutzen möchte, kann sich an das Museum wenden. Gern würde das Museum auch aufklären, wer die Personen auf den Fotos sind, die heute vermutlich nicht mehr leben. „Vielleicht erkennt hier jemand noch seinen Opa, wir würden uns über solche Hinweise freuen“, sagt Markus Wicke.

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