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Landeshauptstadt: Warten auf die Stichflamme

Brandenburgs Hotellerie und Gastronomie warb beim „Azubi-Tag“ um Potsdamer Schüler

Noch schwanken die Gläser ein wenig: Das Tragen und Balancieren von Tabletts war nur eine von vielen Schnupperaktionen, welche die über 200 Potsdamer und Brandenburger Schüler am Dienstag beim „Azubi-Tag“ des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Brandenburg e.V. (Dehoga) im Kongresshotel am Templiner See ausprobieren konnten. „Ich habe noch keine genaue Vorstellung von meinem Beruf, finde aber den ganzen Bereich Gastronomie sehr interessant“, meinte etwa der 15-jährige Ole aus Potsdam. „Die Frage ist ja auch, ob’s Spaß macht.“ „Klar macht’s Spaß!“, erwiderte Charlotte Böhlke lächelnd. Die 22-jährige Restaurantfachfrau brachte den Jugendlichen die Grundlagen des Tischdeckens näher: „Man muss ein Gefühl für Abstände haben: Wo stehen die Gläser, wie ist das Besteck ausgerichtet? Das ganze Gedeck muss ein einheitliches Bild ergeben.“ Ole weiß jedoch, dass es damit nicht getan ist: „Ich glaube, es ist ganz schön anstrengend, als Kellner die ganzen Gesichtszüge zu lernen.“

Doch trotz aller Hürden lohne sich der Einstieg in die Branche gerade in den „Tourismusregionen Potsdam und Brandenburg“, sagt Olaf Lücke, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung von Hotellerie und Gastronomie in Brandenburg mbH (Gehoga). Doch auch wenn es für Lücke „die schönste Branche der Welt“ ist, blieben Hotellerie und Gastronomie nicht vom Fachkräftemangel verschont: „Die Hotels in Brandenburg konnten sich lange Zeit ihre Auszubildenden aussuchen; damit ist seit eineinhalb Jahren Schluss. Wir müssen aktiver um sie werben.“ Etwa 6000 Azubis in circa 5000 Branchen-Betrieben gebe es derzeit in Brandenburg, so Lücke. „Es ist wichtig, dass wir die jungen Leute hier in der Region halten“, betonte die Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein (SPD), die den Azubitag miteröffnete.

Die 16-jährige Magalie hat da andere Pläne, denn der Azubitag hat ihr bereits eine Erkenntnis beschert: „Ich war überrascht, wie international man als Restaurant- oder Hotelfachfrau arbeiten kann.“ Später will die junge Potsdamerin unbedingt ins Ausland. Eine Europa-Karte am Stand der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam zeigt mit Pinnnadeln die beliebtesten Ziele von Auslandspraktikanten: Großbritannien und Malta. „Malta ist englischsprachig und hat viel Sonne“, erklärte Ulrike Höhne von der IHK Potsdam diese Verteilung.

Der Azubitag war jedoch mehr als nur eine reine Infoveranstaltung: Zahlreiche Stände von Potsdamer und Brandenburger Hotels und Restaurants boten praktische Übungen an, zum Beispiel das Ananas-Filetieren, das Mixen von Getränken oder ein Besteck-Rätsel. Beim Live-Flambieren hieß es hingegen nur Zuschauen: „Hier hat sich etwas Flüssigkeit gebildet, das nehmen wir vorher weg“, erklärte Mike Hasert, Weltmeister im Flambieren. Dutzende Schüler standen interessiert vor seinen Pfannen und warteten gespannt auf die Stichflamme.

Nicht minder wichtig war Sabine Breitlows Einführung in Stil und Etikette: „Jeder Mensch hat eine Intimzone um sich herum – etwa eine Armlänge“, verriet die Service-Expertin. Wer wirklich ein Profi in Sachen Kundenbedienung werden will, muss ziemlich viele Regeln lernen: „,Mahlzeit’ sagt man heute höchstens noch in der Kantine“, so Breitlow: „Und man sagt auch nicht ,Tschüss’ zum Abschied.“ Denn das habe etwas Abschließendes: „Besser ist ,Auf Wiedersehen’.“ Kundenfreundlichkeit dürfte für viele der Teilnehmer nach diesem Tag wohl kein Fremdwort mehr sein. Erik Wenk

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