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In der Brandenburger Straße wirdd derzeit der Weihnachtsmarkt aufgebaut.

© Manfred Thomas

Streit um Weihnachtsmarkt: Was ist noch heilig?

Vorfreude? Der Potsdamer Weihnachtsmarkt wird zum Politikum, weil er erstmals vor Totensonntag öffnet. Die Evangelische Kirche ist mit der Bitte um eine Verschiebung abgeblitzt.

Innenstadt - Die Buden stehen seit Montag in der Brandenburger Straße – aber Vorfreude auf den Weihnachtsmarkt will in diesem Jahr nicht bei allen aufkommen. Stattdessen sorgt der frühe Eröffnungstermin am Donnerstag dieser Woche für Unverständnis in der Stadt. Der Weihnachtsmarkt hat damit erstmals noch vor dem Totensonntag geöffnet. Scharfe Kritik daran kommt unter anderem von der Evangelischen Kirche: „Wir sind strikt dagegen“, sagte Superintendent Joachim Zehner den PNN am Montag. Die Evangelische Kirche habe sich wegen der Terminfrage bereits Anfang November an Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gewandt: Jakobs sei auf Beschluss der Kreissynode – also des Kirchenparlamentes – schriftlich um eine Terminverschiebung gebeten worden. Allerdings ohne Erfolg, wie die Stadt gestern bestätigte. Das entsprechende Antwortschreiben sei am Montag in die Post gegangen. Auch PNN-Leser reagierten auf den Eröffnungstermin empört und sprachen von Pietätlosigkeit.

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Irritiert zeigte sich auch David Hassenforder, Kaplan der Katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul. Unabhängig davon, ob man Christ sei oder nicht, widerspreche der frühe Eröffnungstermin dem Grundempfinden vieler Menschen: „Man sollte Feste dann feiern, wenn sie auch sind.“ Schon die Eröffnung des Marktes vor dem ersten Advent sei ein Kompromiss, erinnerte Hassenforder. Der Gedanke des Advents – Vorfreude und das Warten auf die Weihnachtstage – werde durch die immer weitere Vorverlegung ad absurdum geführt. Dass das Weihnachtsfest mit Heiligabend eigentlich erst beginnt und dann bis ins nächste Jahr dauert, sei kaum noch bekannt.

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„Wir leben davon, dass wir Zeit haben für Trauer und Zeit für Hoffnung – das ist ein sinnvoller menschlicher Rhythmus“, betonte Superintendent Zehner. Der Ewigkeits- oder Totensonntag markiere für die evangelischen Christen das Ende des Kirchenjahres: Traditionell werden dann unter anderem die Angehörigen der Verstorbenen des Jahres zum Gottesdienst eingeladen, Angehörige besuchen außerdem die Friedhöfe und gedenken der Verstorbenen. In der katholischen Kirche hat der Sonntag eine etwas andere Bedeutung, erklärte Kaplan David Hassenforder. Als „Christ-König-Sonntag“ sei der Sonntag für die Katholiken ein feierlicher Tag: „Das Jahr wird gekrönt, es ist das Silvester der Kirche.“

Die Marktbetreiber und die AG Innenstadt, der Zusammenschluss der Innenstadthändler, rechtfertigen den Termin mit wirtschaftlichen Abwägungen. „Wenn ich Touristen ansprechen will, muss es möglich sein, vier Wochen zu öffnen“, sagt Eberhard Heieck vom Veranstalter Coex.

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