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Landeshauptstadt: Weiter in Lebensgefahr

Vorsitzende des Ausländerbeirats lobt Potsdamer

Eine Woche nach dem Überfall auf den Deutsch-Afrikaner Ermyas M. befindet sich der 37-Jährige weiter im künstlichen Koma. Prognosen zur weiteren Entwicklung seien nicht möglich, so Theresa Decker, Sprecherin des Bergmann-Klinikums. Aussagen über Folgen der schweren Schädel-Hirn-Verletzungen könnten erst nach Beendigung des künstlichen Komas getroffen werden. „Wann das sein wird, ist noch unklar“, sagte Decker. Am frühen Ostersonntag war der Wasserbau-Ingenieur am Bahnhof Charlottenburg niedergeschlagen worden und schwebt seitdem in Lebensgefahr. Zwei tatverdächtige Männer wurden am vergangenen Donnerstag festgenommen.

Inzwischen hat sich ein Nachbar des mutmaßlichen Täters Thomas M. bei den PNN gemeldet. Nichts „Verdächtiges“ wolle er bemerkt haben, Thomas M. sei„ein unauffälliger junger Mann“. Thomas M. bestritt gestern nach Auskunft seines Anwalts Sven-Oliver Milke erneut jegliche Tatbeteiligung: „Die bis jetzt offensichtlich noch nicht vollständig abgeschlossene DNA-Analyse wird meinen Mandanten entlasten.“ Er wies darauf hin, dass sein Mandant freiwillig eine Speichelprobe abgegeben habe. Laut Milke war sein Mandant zum Tatzeitpunkt am Ostersonntag allein zu Haus. Ebenso sei Thomas M. keiner rechtsorientierten Szene zuzuordnen, so Milke gestern in Potsdam.

Unterdessen scheint sich nach der Aufregung der vergangenen Woche auch bei den in Potsdam lebenden Ausländern wieder ein Gefühl von Alltag breit zu machen – mit einem Unterschied. „Total positiv ist, dass viele Ausländer von Potsdamern regelrecht bevorzugt behandelt wurden“, sagte Hala Kindelberger, Vorsitzende des Potsdamer Ausländerbeirats. Eine Art „Wiedergutmachungsgefühl“ sei in der Stadt deutlich spürbar. Heftig kritisierte Kindelberger dagegen die Äußerungen von Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) über mögliche andere Motive der Tat: „Damit wird der Rassismus in unserer Gesellschaft kleingeredet, obwohl solche Überfälle nur die Spitze eines Eisbergs sind.“ Henri Kramer

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