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Von Jana Haase: „Wir verstehen uns als die Praktiker“

Seit 20 Jahren bildet das Brandenburgische Bildungswerk Pflegefachkräfte und Erzieher aus

Er sorgt dafür, dass im Krankenhaus niemand krank wird: Der Sterilisationsassistent. Sein Aufgabenfeld ist sehr speziell, aber aus der modernen Medizin nicht wegzudenken. Ist er doch dafür verantwortlich, dass Instrumente und Materialien in Operationssälen oder Untersuchungszimmern keimfrei sind – die Voraussetzung dafür, dass Ärzte ihre Patienten optimal behandeln können. Eine maßgeschneiderte Ausbildung für diese Tätigkeit gibt es trotzdem erst seit den 1990er Jahren – und sie wurde in Potsdam konzipiert. „Damals haben uns viele belächelt“, erinnert sich Christoph Ritscher, einer der beiden Geschäftsführer des Brandenburgischen Bildungswerks für Medizin und Soziales e.V. (BBW), das die fachkundliche Ausbildung für Desinfektoren erstmals auflegte. Mittlerweile gebe es bundesweit etwa 25 Einrichtungen, die diese Fortbildung anbieten, freut sich Ritscher.

Anlass zur Freude gibt es für ihn momentan auch aus seinem anderen Grund: Am Sonntag jährt sich die Gründung des BBW zum 20. Mal. Rund 40 000 Schüler hat der Bildungsträger mit Hauptsitz in der Zeppelinstraße 152 nach eigenen Angaben in dieser Zeit aus- oder weitergebildet. Zu den Schwerpunkten gehören neben der Ausbildung zum Rettungsassistenten, Heilpädagogen oder Heilerziehungspfleger auch verschiedene berufsbegleitende Fortbildungen für Pflegekräfte und Erzieher, zum Beispiel für den Einsatz in der Intensivpflege und Anästhesie, in der Onkologie oder der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Die Geschichte des BBW reicht bis in DDR-Zeiten zurück: Als Bezirksakademie des Gesundheits- und Sozialwesens war die Einrichtung eine von drei derartigen Schulen im heutigen Land Brandenburg. Die Hoffnung, auch nach der Wende als Akademie weiterbestehen zu bleiben, zerschlug sich jedoch bald. Am 30. Januar 1991 gründete sich das BBW als Verein neu – auf Anraten der damaligen Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD), wie Ritscher berichtet. Von den vorher 50 Angestellten hätten 20 bleiben können. In den Folgejahren stieg die Zahl zunächst auf 28, um dann im Jahr 2000 den bisherigen Tiefpunkt mit nur zwölf Mitarbeitern zu erreichen. Heute beschäftigt das BBW 23 Mitarbeiter, zudem kommen rund 200 Fachdozenten aus der Praxis, zum Beispiel aus Kliniken, Sozialämtern, Kitas oder aus der Altenpflege, zum Einsatz.

„Wir sind nie stehengeblieben, haben immer neue Gleise gelegt“, sagt Christoph Ritscher, der seit elf Jahren in der BBW-Geschäftsführung sitzt. 2011 plant die Schule den Schritt ins akademische Fach: In Kooperation mit der Berliner Steinbeis-Hochschule bietet das BBW ab September ein Bachelor-Studiengang zum Management im Gesundheits- und Sozialwesen an. „Wir verstehen uns da als die Praktiker“, betont Ritscher. Eine ähnliche Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam zur Ausbildung von Fachwirten im Sozial- und Gesundheitswesen laufe bereits seit Jahren erfolgreich. Ebenfalls neu ist die dreijährige Ausbildung zum Operationstechnischen Assistenten, die 2009 startete. Das BBW hofft auf die baldige staatliche Anerkennung.

Eine große Geburtstagsfeier zum 20. ist indes nicht geplant: „Wir feiern, wenn wir 25 werden“, sagt Christoph Ritscher. Bis dahin gibt es einiges zu tun: So muss das BBW den Generationswechsel vorantreiben. Keine leichte Aufgabe, sagt Ritscher. Denn der Mangel an qualifiziertem Nachwuchs sei deutlich spürbar.

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