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Altersfragen. Der Babelsberger Produktionsleiter Peter Hartwig.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: „Wohin mit Vater?“

Der Babelsberger Produktionsleiter Peter Hartwig hat sich in seinem neuen Film mit Altersfragen befasst

Die Motivsuche für diesen Film war nicht gerade einfach. Nach dem dritten Pflegeheim an einem Tag habe er sich „total depressiv“ gefühlt, erinnert sich Produktionsleiter Peter Hartwig, der mit Regisseur Andreas Dresen unter anderem „Wolke 9“ und „Sommer vorm Balkon“ gemacht hat: „Die Pflegeheime waren hübsch, keine Frage, gelbe Wände, alles freundlich“, erzählt der Babelsberger: „Ein bisschen wie im Möbelhaus.“ Deprimierend sei es gewesen, die alten Menschen zu sehen, die dort ihr Leben fristen – bis auf wenige Besuche im Jahr allein.

Ob man den pflegebedürftigen Vater in solch ein Heim „abgeben“ kann, fragen sich auch die beiden Hauptfiguren des Films „Wohin mit Vater?“, der im Spätherbst 2009 im ZDF ausgestrahlt werden soll. Darin wird ein Geschwisterpaar, das längst eigene Wege geht – gespielt von Anna Loos und Hans-Jochen Wagner – nach dem plötzlichen Tod der Mutter (Jutta Wachowiak) mit dem pflegebedürftigen Vater (Dieter Mann) konfrontiert. Ist ein Pflegeheim oder ein ambulanter Pflegedienst die bessere Lösung? Muss einer den Beruf aufgeben, um sich um Vater kümmern zu können?

Fragen, denen sich früher oder später fast jeder stellen muss. Schon nach den ersten Filmminuten, in denen Tochter und Mutter eines ihrer seltenen Telefongespräche führen, werden viele Zuschauer selbst zum Telefonhörer greifen „und aus schlechtem Gewissen ihre Eltern anrufen“, glaubt Peter Hartwig.

Dass das Thema berührt, sei auch beim Dreh spürbar gewesen: „Jeder hatte seine persönliche Geschichte zu erzählen“, berichtet der Produktionsleiter. Und am letzten Wochenende gab es drehfrei, weil der Regisseur Tim Trageser seinen Vater zum 70. Geburtstag besuchen wollte.

„Meine Eltern sind auch in dem Alter“, erzählt Peter Hartwig. Auch wenn sie „superrüstig“ seien, könne der Pflegefall von heute auf morgen „aus heiterem Himmel“ eintreten, überlegt der 44-Jährige: „Ich würde einen Weg suchen, um meine Eltern um mich zu haben.“

Das Pflege-Thema sei bereits bei der Vorbereitung des Dresen-Films „Sommer vorm Balkon“ wichtig geworden. Schauspielerin Nadja Uhl spielt darin Nike, die ihr Geld in der ambulanten Altenpflege verdient. „Bei unseren Recherchen haben wir erstmal mitbekommen, wie das alles funktioniert“, erzählt Hartwig. Von den verschiedenen Pflegestufen bis hin zur minutengenauen Abrechnung von Leistungen: „Da ist alles eine Frage des Geldes.“

Das Thema Alter spielt sich für Hartwig jedoch nicht nur zwischen Kaffeekränzchenexistenz und Pflegeheim ab: „Das es nicht so ist, merke ich ja an meinen Eltern.“ Auch mit über 70 Jahren hätten sie sich für das Internet gerüstet und belegen einen Spanischkurs an der Volkshochschule. „Man muss im Kopf aktiv bleiben“, sagt Hartwig. Er selbst will am liebsten arbeiten, „solange es mir noch Spaß macht“.Jana Haase

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