zum Hauptinhalt
Ausgedient? Eigentlich sollte das Gebäude der Fachhochschule am Alten Markt schon vor zwei Jahren abgerissen werden. Weil es noch keine neuen Räume gab, verzögerte sich der Auszug. Nun bietet die Stadt vorübergehenden Ersatz an, weil ihr sonst ein dickes Geschäft entgeht.

©  Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Zur Vorlesung ins Krankenhaus

Land prüft Umzug der Fachhochschule ins Rechenzentrum. Hörsaal im Bergmann-Klinikum möglich

Innenstadt - In den Streit um die Zukunft des Fachhochschulgebäudes am Alten Markt kommt Bewegung: Das Land prüft den Vorschlag der Stadt für ein Interimsquartier für die Fachhochschule (FH) im jetzigen Gebäude des Rechenzentrums in der Breiten Straße. Das könnte den Weg für einen Abriss des maroden Gebäudes neben dem Landtag schon im kommenden Jahr frei machen. Bisher hatte die Landesregierung einen Auszug der FH frühestens für Mitte 2017 anvisiert. Ursprünglich hatte der DDR-Bau schon im Jahr 2012 weichen sollen. Seitdem gab es aber immer wieder Verzögerungen, weil der Ersatzbau nicht vorankommt.

Die Interimslösung hatte die Stadtverwaltung am gestrigen Dienstag in einer Arbeitsgruppe mit Vertretern des Wissenschaftsministeriums und der Fachhochschule vorgestellt. Details sollen noch im kleinen Kreis abgestimmt werden, so Stadtsprecher Stefan Schulz. Ziel sei es, dass das Ministerium bis Ende November eine Entscheidung treffe.

Dann könnte es schnell gehen: Der Plan der Stadt sieht vor, dass die Fachhochschule das Gebäude am Alten Markt im Sommer kommenden Jahres räumt und in das dann nicht mehr von der Landesregierung benötigte Verwaltungsgebäude des Rechenzentrums in der Breiten Straße zieht. Nach Ansicht der Stadt würden sich die Lehrbedingungen nicht verschlechtern: Alle im Raumprogramm der FH vorgesehenen Seminar-, Büro- und Technikräume könnten dort untergebracht werden, sagte Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Grüne), ebenso ein kleiner Hörsaal mit 120 Plätzen. Dafür seien nur minimale Umbauten nötig, hieß es. Einzig für den zweiten von der FH geforderten Hörsaal mit 240 Plätzen sei dort kein Raum. Als Alternative stehe der Konferenzsaal im Klinikum „Ernst von Bergmann“ bereit. Klipp setzt auf die Zustimmung des Ministeriums. „Wir machen ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können“, sagte er.

Für das Land wäre die Interimslösung sogar gratis, denn die Kosten für die Umbauten und den Umzug will die Stadt in voller Höhe übernehmen, so Klipp. Er rechne mit einem Betrag in mittlerer sechsstelliger Höhe. Angesichts des möglichen Schadens, der mit einer weiteren Verzögerung der Entwicklung der Potsdamer Mitte verbunden wäre, sei diese Summe vertretbar. Denn es drohe der Verfall von mehr als 13 Millionen Euro Fördermitteln. Außerdem verschieben sich Einnahmen aus der Vermarktung der Grundstücke in bester Innenstadtlage von geschätzt 7,7 Millionen Euro. Private Investitionen von etwa 100 Millionen Euro würden blockiert.

Das Verwaltungsgebäude das Rechenzentrum bliebe wahrscheinlich ohnehin so lange stehen, wie das Land den hinteren Gebäudeteil für die technischen Anlagen des Rechenzentrums nutzt – also bis zum Jahr 2017. Ein Teilabriss wäre unwirtschaftlich, hieß es. Also könne das Gebäude mit dem Mosaikband „Der Mensch bezwingt den Kosmos “ auch zwischengenutzt werden. Auch diese DDR-Gebäude möchte die Stadt eigentlich schon seit Jahren schleifen – sie stehen dem Wiederaufbau der Garnisonkirche und der Wiederherstellung der Plantage im Weg.

Für die Stadt sei das Interimsquartier für die FH die zweitbeste Lösung. „Aber so bekommen wir den Alten Markt frei“, sagte Klipp. Es wäre unerträglich, wenn Ende 2016 das Museum Barberini öffne und gegenüber das alte FH-Gebäude noch zwei Jahre stehen bliebe. Mit der nun gefunden Zwischenlösung könne im Sommer kommenden Jahres ein Bebauungsplan aufgestellt und ein Investorenverfahren nach Vorbild der Grundstücksvergabe an der Alten Fahrt gestartet werden, so Bert Nicke, Geschäftsführer des zuständigen Sanierungsträgers.

FH-Präsident Eckehard Binas hatte eine Zwischenlösung zuvor abgelehnt. Es gebe einen belastbaren Umzugsplan, der mehrfach mit Blick auf städtische und Hochschulinteressen optimiert sei. Ein Zwischenumzug sei mit erheblichen Zumutungen verbunden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false