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Kultur: Aus dem Reich der Mitte

Eine außergewöhnliche Ausstellung: Das KunstWerk zeigt Malerei von sechs chinesischen Malern

Eine außergewöhnliche Ausstellung: Das KunstWerk zeigt Malerei von sechs chinesischen Malern Nicht alle Kunst hat es von China bis Potsdam geschafft. Beim Transport kam eine Kiste abhanden, erzählt Sabine Raetsch vom KunstWerk. Die Macher der Ausstellung „Von Angesicht zu Angesicht“ haben dann statt der Ölbilder Abbildungen aus dem Katalog an die Wand gepinnt. So ist auch der kleine, schwarzweiße Beuys mit der Axt in der Hand in den Treppenaufgang des maroden Ausstellungshauses in der Schopenhauerstraße gelangt, in dem KunstWerk sitzt, bis der Neubau in der Elfleinstraße fertig ist. Normalerweise weist das realistisch gezeichnete Werk von Guo Tao stolze 150 mal 200 Zentimeter auf. Wo die Kiste geblieben ist, weiß bis heute niemand, erzählt Su Ouyang. Sie ist eine Chinesin in Berlin und hat die Kontakte zwischen KunstWerk und den Künstlern aus ihrer Heimat hergestellt. Sie alle wurden an einer chinesischen Kunsthochschule ausgebildet. Sie sind handwerklich perfekt“, erzählt die Mitorganisatorin der Schau. Sie sitzt in einem Berliner Café am Zoo und hat Hongli Zhao mitgebracht, den Künstler, der farbreiche Bilder nach Potsdam gebracht hat. Sie sprechen über Kunst in China und den Versuch, nach der kommunistisch-propagandistischen Malerei nun eine neue, eigene Richtung zu finden, eine Richtung, die chinesische Tradition mit heutiger chinesischer Kultur verbindet – und nicht die etablierte westliche Kunst imitiert. Erste Schritte in die Richtung kann man in dem kleinen Ausstellungsraum im Hochparterre des KunstWerks sehen: Die rotweißen, wandhohen Rollenbilder von Zhou Weihua stechen ins Auge. Sie zeigen runde Körper, die sich mit dem Auge nicht fassen lassen wollen. Brüste, Vaginas, Penise, Hintern, Mägen, Herzen könnte man in die wie verschwommen-naturalistisch wirkende Kunst hineindeuten. Die Formen dominieren den Raum und hinterlassen ein großes Fragezeichen. Auch Hongli Zhaos titelloses Bild ist wandgroß, zeigt in einfachen Formen Menschen und Gebilde. Mehrfach tauchen Gesichter und Körper auf, die schattenartig vervielfältigt sind. Man findet kleine und große Variationen von Pagoden. Ein rotes verschnörkeltes, locker geschwungenes Band scheint die Menschen zu vereinen. Mit ihm solle die gesellschaftliche Spannung in seinem Land ausgedrückt werden, erklärt der Künstler nun in Berlin. Was sich dem Betrachter allerdings nicht vermittelt. Wang Fenghuas Arbeiten wirken unspektakulär. Schwarzweiße Stadtlandschaft aus dem Flugzeugfenster gemalt. Im Katalog findet man weitere seiner Arbeiten. Wieder Städte, diesmal näher herangezoomt, mit Industriehallen, tristen Hochhäuserschluchten. Der Himmel beginnt zu bröckeln. Bruchstellen in der neuen Stadtlandschaft, die vom traditionellen Leben und Wohnen in China weit wegführen. Nicht alle Symbolik der Kunst aus der fernen Welt vermag der Betrachter zu entschlüsseln. Man steht vor den Bildern und sucht nach Antworten. Sie transportieren vielmehr Stimmungen. So wie die aufbrausenden Wellen und monumentalen, kantigen Berggipfel in den Werken von Wu Jian, die vor Kraft und Spannung protzen. Hongli Zhao indes ist noch nicht auf seinem künstlerischen Weg angekommen, er sucht Ideen, experimentiert mit Inhalt und Form – die Technik hingegen beherrscht er perfekt. Marion Hartig KunstWerk, bis 2. September

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