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Kultur: Außenseiter innenseitig

Ausstellung zum Kindertag: Warum „Anders sein“ auch schön sein kann

Ausstellung zum Kindertag: Warum „Anders sein“ auch schön sein kann Das Mädchen steht schüchtern da. Ein schwaches Lächeln auf dem Gesicht. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sie steht in einer Reihe von Einheitsfrauen: groß, schlank, mit modischem Hut und schicken Kleidern. Barbiepuppen aus einer Klonwelt. Ganz offensichtlich fühlt sich das Mädchen nicht wohl in ihrer Haut, wünscht sich weit weg. Ihr Lächeln ein Zeichen der Unsicherheit. Lumnie Sejdiu und Franziska Biermann aus der 8. Klasse der Goethe-Schule ist es in ihrem großformatigen Bilddruck gelungen, die Innenseite der kleinen Außenseiterin darzustellen. Ihre Arbeit ist seit gestern bis zum 12. Juni in der Galerie M in der Mittelstraße 39 im Holländischen Viertel zu sehen. Unter dem Titel „Anders sein. Hexen, Teufel, Zauberei“ präsentieren vierzehn 14-jährige Schüler ihre Arbeiten, Sieb-, Papp- und Stoffdrucke, Wortspiele mit Wasserfarben und Collagen. Die kleinen Kunstwerke sind unter Anleitung von Angela Frübing und Doris Maria Langenhoff vom Brandenburgischen Verband Bildender Künstler entstanden. Das Mädchen-Außenseiterin-Bild ist eine Ausnahme in der Schau. Denn obwohl es laut Titel, der an das Kulturland Thema „1000 Jahre Christentum“ angelehnt ist, um Minderheiten gehen sollte, haben die Schüler daraus etwas Eigenes gemacht. Sie setzten nämlich nicht die schwarze Brille auf, gestalteten keine Kunst über das „Problem Minderheit“. Sie wählten stattdessen die rosarote Brille. Deuteten „Anders sein“ als individuell, als Besonders sein – das drückt sich in ihren möglichst individuellen Bildern aus: Auch wenn bestimmte Muster vorgegeben waren (Teufel, Drache, Hexe) versuchten die jungen Künstler, daraus Einzigartiges zu machen. Die einheitlichen Vorlagen sind auf die unterschiedlichsten T-Shirts gedruckt, hängen als buntes Mobile von der Decke, kleben als Schwarz-Weiß-Collagen auf Papier. Anderssein wird gesucht. Und ist auf einmal positiv. Auch zufällige Farbdrucke sind zu sehen, als Ergebnis spontaner Ideen. Zum vierten Mal hat der Kunstverband zum Kindertag ein Projekt organisiert. „Die Präsentation ist der krönende Abschluss, erhebt die Arbeiten im Raum“, sagt Doris Maria Langenhoff. Die Kinder hätten die Bilder lieber auf ausgeschnittenen Pappwolken an der Wand gezeigt. Die Künstlerin überzeugte sie davon, dass sie im Rahmen besser wirken. Und das tun sie. Die einfachen Werke spiegeln Spaß an Kunst und künstlerischer Individualität wider. Anders sein kann schön sein. Marion Hartig Mi-Fr 12-17 Uhr, Sa, So 13-18 Uhr

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