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Kultur: Beuys in der Kirche

Große internationale Kunst in der Ausstellung „Intervention“ / Ab Sonntag in Babelsberg

Große internationale Kunst in der Ausstellung „Intervention“ / Ab Sonntag in Babelsberg Dafür fährt man schon mal durchs Land und guckt sich eine Kirche von innen an. Große Kunst in Brandenburger Gotteshäusern, von internationalen Künstlern wie Joseph Beuys, Gary Hill, Alvin Lucier und Strawalde. In Brandenburg, Potsdam, Lübben, Bad Wilsnack und Havelberg. Eine dezentrale Ausstellung, kuratiert von Eugen Blume, dem Direktor des Hamburger Bahnhofs in Berlin. Der Veranstalter, die Kulturstiftung St. Matthäus der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, hat mit der im Rahmen von Kulturland Brandenburg konzipierten Schau „Intervention. Stadt-Raum-Kirche“ große Namen in die Mark geholt – mit einem hohen Anspruch. Mit geistigen Positionen aus aller Welt will sie Brandenburger und Kulturtouristen in den Sommermonaten in die Kirchen ziehen und zu diskursiven Gesprächen über Spiritualität, Religion, den Sinn des Lebens anregen. Dazu sollen die Bilder, Skulpturen, Video- und Klanginstallationen zeitgenössischer Künstler, die in insgesamt sieben historisch und religiösen Gotteshäusern gezeigt werden, anregen. „Die Kunst ist dabei alles andere als Dekoration für Kirchenwände“, erklärt Stiftungsdirektor Christhard-Georg Neubert die Idee hinter der Präsentation. Er stellt sich vor, dass die Werke in Interaktion mit dem alten Gemäuer treten und so Impulse geben für eine neue Sicht auf religiöse und kulturelle Wurzeln. In Potsdam hat die Stiftung die Alte Neuendorfer Kirche in Babelsberg als Ausstellungsort gewählt. Ab Sonntag wird dort eine Leihgabe der Berliner Nationalgalerie zu sehen sein: die Videoinstallation „Crux. 19, 1983-1987“ des amerikanischen Künstlers Gary Hill. Fünf Bildschirme in Form eines Kreuzes gehängt, die in Endlosschleife Blicke auf den Körper des wandernden Künstlers abspielen. „Ein modernes Meditationsbild, das sich mit der Frage nach dem Kern menschlicher Existenz auseinander setzt, ihrem geistigen und materiellen Sein“, erklärt Neubert. Gary Hill dürfte zu den bedeutendsten Künstlern der Präsentation zählen. Er hat in aller Welt ausgestellt, bei der Biennale in Venedig, der documenta 9 in Kassel und im Hirshhorn Museum in Washington. Joseph Beuys wird ab 3. Juni in der St. Nikolai-Kirche in der einstigen Pilgerstadt Bad Wilsnack mit seiner Arbeit „Eurasienstab“ präsent sein. In dem filmischen Werk versucht er, einem spirituellen Kraftfeld, der Energiequelle von Leben, auf die Spur zu kommen. Die polnische Künstlerin Zuzanna Janin zeigt im Kloster Lehnin „Dreams“, eine eigens für die Schau entwickelte Installation, in der sie die Wünsche der Lehniner wiedergibt, intime Träume in einem intimen Raum zwischen kalten Kirchenwänden (Foto). Die Berliner Künstlerin Beate Terfloth gewährt mit „Allah-o-Akbar“ Einblick in fremde religiöse Welten. „Es geht um die völlige Öffnung und Hingabe an Gott“, kündigt Neubert an. Die Kunst als Impulsgeber, die Kirche als Resonanzraum des Lebens. Der Stiftungsdirektor versteht die Schau als Angebot, in der Stille der Gemäuer zu sich selbst zu finden. Einen missionarischen Ansatz weist er weit von sich. „Die Kunst ist autonom“, sagt er. Es gehe in der Präsentation um die Möglichkeit, Erkenntnis zu gewinnen, nichts Geringeres als Welterkenntnis. Für die Kirche hofft er durch die künstlerischen Arbeiten auf eine Selbstreflexion, einen neuen Blick auf die alte Institution. Für die Besucher wünscht er sich, dass sie durch die Stille der Kirchenräume zu innerer Stille finden – und sich so auf ihre Empfindungen in der Kirche einlassen und sich selbst ein Stück weiter entdecken. Marion Hartig Die Videoinstallation „Crux“ von Gary Hill wird am 22. Mai um 15 Uhr in der Alten Neuendorfer Kirche eröffnet, Informationen im Internet unter www.stiftung-stmatthaeus.de

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