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Kultur: Bilder der Stille

Der Maler Alfred Schmidt zeigt in den Römischen Bädern seine Pastelle

Der Maler Alfred Schmidt zeigt in den Römischen Bädern seine Pastelle Gäbe es noch den Titel Hofmaler, Alfred Schmidt hätte sicher beste Chancen, in die Gunst dieser königlichen Berufung zu kommen. Zwar läge es ihm weniger, die Ahnengalerie zu porträtieren, um so mehr könnte er aber den architektonischen Glanz mit größter Akribie festhalten. Seit gestern sind seine „Bilder der Stille“ – eine Hommage an Sanssoucis Schlösser und Gärten – an bester Stelle platziert: in den Römischen Bädern. Für Alfred Schmidt schließt sich damit ein Lebenskreis: denn genau hier setzte er 1957 seinen ersten Schritt ins Berufsleben. „Ich strich damals als Maler die Fassade“. Fassaden sind es immer noch, die ihn anziehen – allerdings eingebettet in stimmungsvolle Landschaften. Bewusst stellt er sich in die bereits seit dem 17. Jahrhundert währende Tradition der Vedutenmalerei, die auf eine möglichst naturgetreue Widerspiegelung der Motive zielt. Und doch ist bei Alfred Schmidt auch immer eine gewisse Verfremdung dabei: die für ihn so typische Melancholie, die fast alle seiner menschenleeren Arbeiten wie ein Schleier überzieht. In der gestrigen Vormittagsstunde schwang diese leise Schwermut besonders mit: Draußen strahlten die Schlösser und aufblühende Natur im schönsten Sonnenlicht, während Schmidts leider etwas stark spiegelnden Bilder eher Novemberstimmung suggerierten. „Am Mittag, wenn die Sonne höher steht, hat die Ausstellung wieder eine ganz andere Wirkung“, vertröstet der Künstler auf spätere Stunden. Es gibt durchaus auch farbliche Akzente – doch immer wohl gesetzt, nie das Auge provozierend. Selbst wenn es ihn jetzt auf die Rapsfelder hinaus zieht, wird mit Sicherheit das gleißende Gelb auf seiner Leinwand verhalten bleiben. War es früher vor allem der mecklenburgische Landstrich, der seine Malerseele inspirierte, treibt es ihn sei 1996 verstärkt in den eigenen heimatlichen Gefilden umher: Mit seinem inzwischen elften Kalender ist er förmlich „gezwungen“, alle Jahreszeiten zu durchschreiten und immer wieder neue Blicke aufzutun. Für den radelnden Künstler kein Problem: „Immer wieder entdecke ich Neues, finde Ecken, wo manch“ Potsdamer mich erstaunt fragt: Wo ist denn das?“ Einige seiner Arbeiten haben inzwischen schon dokumentarischen Wert: so der verfallene Kaiserbahnhof, der sich gerade wieder jungfräulich herausgeputzt hat. Wie sein Vorbild Karl Hagemeister malt Schmidt nahe der Natur, greift bevorzugt zur Pastellfarbe, um im Freien schnell skizzieren zu können. „Bis in den November hinein sitze ich in meinem Boot auf dem Heiligensee, um zu malen – mitunter die erstarrten Finger im heißen Tee wärmend. Mit den Fingern und der ganzen Handfläche legt er die großen Flächen an, die er später mit dem Stift nacharbeitet und in die Tiefe treibt. Nicht nur in den Römischen Bädern sind „Schmidts“ zu sehen. Auch im Gildehaus Caputh ist er ab heute mit der Märkischen Malerkolonie vertreten. Und schon ab 27. Mai reiht sich auch das Schloss Cecilienhof in den Schmidtschen Ausstellungsreigen ein. Hätte sich ein Hofmaler mehr wünschen können? Heidi Jäger

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