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Kultur: Der Regisseur des „Zaubers der Weißen Rose“

Wie einen heutigen Popstar verabschiedete man die russische Zarin Alexandra Feodorowna am13. Juni 1829 aus Potsdam und Berlin.

Wie einen heutigen Popstar verabschiedete man die russische Zarin Alexandra Feodorowna am13. Juni 1829 aus Potsdam und Berlin. Die geborene preußische Prinzessin Charlotte, Tochter König Friedrich Wilhelms III. und seiner Frau Luise, siedelte nach St. Petersburg über. Für die Kaiserin wurde wohl eines der prunkvollsten Hoffeste in der preußischen Geschichte gefeiert: „Der Zauber der Weißen Rose“ im und am Neuen Palais. Potsdam war voller Menschen. Es kam regelrecht zu einer „Völkerwanderung dorthin, man lagerte und übernachtete in den Straßen“. Organisator des Festes war der Halbbruder Luises, Carl von Mecklenburg-Strelitz (1785-1837). Über ihn berichten Harry Nehls und Marco Zabel in einem sehr lesenswerten und informativen biografischen Beitrag zur Geschichte der Berlin-Potsdamer und auch der Strelitzer Hofkultur. Erschienen ist der Text in der Neuen Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs (Thomas Helms Verlag Schwerin), das im mecklenburgischen Neustrelitz beheimatet ist. Prinz Carl musste wie alle Nachkommen von Regierenden zunächst in der Armee dienen, nämlich „bei dem in Potsdam stehenden 1. Bataillon Garde zu Fuß“. Seine militärische Karriere führte ihn mit der preußischen Armee auch in die Befreiungskriege. Die längste Zeit seines Lebens verbrachte er in Berlin und Potsdam. Hier organisierte und inszenierte er für den Hof viele thematisch gestaltete Festspiele, die weit über die Residenzstädte berühmt wurden. Theater und Musik hat er darin kongenial vereinigt. Carl schrieb selbst die Texte. Sie sollten aber, wie er selbst meinte, keinen „vorbildlichen“ Charakter haben. Vielmehr sind es „Gelegenheits-Gedichte“, die aus der „Laune des Augenblicks“ geschrieben wurden. Doch der „Zauber der Weißen Rose“ blieb auch Jahrzehnte danach im Gedächtnis der Zeitgenossen. Die Bilder, die in dem Buch zu finden sind, erzählen ebenfalls von einem festlichen und farbenfreudigen Ereignis, das damals wohl seinesgleichen suchte. Harry Nehls und Marco Zabel geben in ihrem Artikel interessante Einblicke in preußische und mecklenburgische Kulturgeschichte, mit denen man seine Kenntnisse bestens erweitern kann. Klaus Büstrin

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