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Kultur: „Geschmeide in Seide“

Die Textilgestalterin Juliane Rothenburg zeigt in ihrem Atelier Kontrast filigrane Colliers

Die Textilgestalterin Juliane Rothenburg zeigt in ihrem Atelier Kontrast filigrane Colliers Juliane Rothenburg hat Träume. In Gedanken reist sie auf Ausstellungen im In- und Ausland, sieht ihre zarten, filigranen Kreationen bis nach Amerika fliegen. Der erste kleine Schritt ist bereits getan: Schließlich schaffte es die Potsdamer Textilgestalterin schon nach Leipzig ins Grassimuseum – zur Messe für qualitätsorientiertes Kunsthandwerk und Design, die als „Treffpunkt der Moderne“ gilt. Speziell für dieses traditionsreiche Forum kreierte sie Kopfschmuck aus Plauener Spitze – und überzeugte damit die Jury. „Zwar blieb ich ohne Preis, aber allein die Teilnahme ist ja eine Ehre.“ Die Modelle aus Blattmotiven mit klangvollen Namen wie „Herbstsonate“, „Flammenrot“ oder „Die Krönung“ sind nicht nur fantasievolle Schöpfungen, sondern auch eine handwerklich ansprechende Leistung. Mit feinstem Perlonfaden und unsichtbarem Stich fügte sie die eigenhändig eingefärbte Spitze an- und übereinander, drei, vier Tage über eine Arbeit vertieft. Inzwischen spinnt die gelernte Schneiderin und diplomierte Restauratorin weiter ihre Zukunfts-Fäden: Auch die nächste Grassi-Messe im Herbst 2005 steht auf ihrer Wunschliste. Diesmal möchte sie mit „Geschmeide in Seide“ auftrumpfen. Das Potsdamer „Testpublikum“ konnte sie bereits mit ihrer Ausstellung im Atelier Kontrast überzeugen. „Schon durch die Geschmeidigkeit, Farbbrillanz und Feinheit des Materials lassen sich außergewöhnliche Colliers fertigen. Aber Seide ist auch schwierig zu verarbeiten“ – was ihren Ehrgeiz nur noch anstachelte. In die Themen „Flora“, „Fauna“ und „Verzweigt“ trieb sie ihre Gedanken und zauberte sehr artifizielle Gebilde hervor. Zarte Blüten aus handbemalter Chiffonseide reihen sich apart an Bändern, ein Fisch stellt vergnügt seine Schuppenpracht zur Schau, wie ein Spinnennetz legen sich ihre „Durchbrüche“ um nackte Frauenschultern. Es sind zumeist schlicht gehaltene, elegante Gestaltungen, die Juliane Rothenburg vorzeigen kann. „Sollte ich wiederum vor der Grassi-Schau- Jury bestehen, müssen noch außergewöhnliche Dinge folgen.“ Doch davor ist der Künstlerin nicht bange. „Ich lasse mich immer wieder gern von mir selbst überraschen.“ Ihre Inspiration findet sie aber auch in der Natur, deren Farben und Formen sie berauschen. Dass es ihr nicht an eigenen Ideen mangelt, zeigt ein Blick auf bisherige Projekte, wie „Verkleidete Möbel“. Und derzeit bereitet sie sich auch nicht nur auf Leipzig vor, sondern auch auf Wassersuppe – auf eine Ausstellung in der dortigen Kirche im Havelland. Als Mitglied des Vereins Textilkunst und Gestaltung bearbeitet sie zum Kulturland-Thema „Christianisierung“ eine Geschichte aus dem Alten Testament. Dem „Verlorenen Sohn“ möchte sie mit einer dreiteiligen Seidenmalerei auf die Spur kommen. „Sie erzählt, wie sich Vater und Sohn streiten, bis der Spross von dannen zieht. Nach Jahren kehrt er heim, bittet um Versöhnung. Könne der Vater in seinemWunsch einwilligen, solle er dies mit einer Schleife am Baum bekunden, so die Hoffnung des Sohnes. Am Ende hängt der ganze Baum voll Schleifen“, so die redegewandte Künstlerin, die sich ihre ferne Zukunft durchaus auch als Lehrerin auf einer Modeschule vorstellen könnte. Seit 1997 ist Juliane Rothenburg freiberuflich, „ein fortwährend schwieriges Unterfangen. Man wartet immer auf den großen Durchbruch. Ich bleibe dabei aber ganz optimistisch.“ Vielleicht gelingt ihr ja in Leipzig, vielleicht aber auch im Kunstgewerbemuseum Berlin oder aber in der Plauener Spitzenfabrik ein Volltreffer. „Ausstellungen sind immer eine Chance, auf den richtigen Galeristen oder Sammler zu stoßen. Und man entwickelt sich ja auch mit jeder neuen Arbeit weiter.“ Und schon rufen die nächsten Ideen nach Umsetzung: diesmal sind es „Spiegelbilder“. Heidi Jäger Geschmeide in Seide, Atelier Kontrast, Mittelst. 6, bis August, Do/Fr 11 -18 Uhr.

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