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Kultur: Helmrath weiß und lässt fühlen

Smetanas „Die verkaufte Braut“ am Brandenburger Theater ist sehr gelungen

Smetanas „Die verkaufte Braut“ am Brandenburger Theater ist sehr gelungen Tschechisches dominiert auch in den Bühnenwerken Bedrich Smetanas. Dabei greift er auf Geschichte und Mythos zurück, selbstverständlich auch auf regionale Bräuche. In seiner Komischen Oper „Die verkaufte Braut" wird man diese am ehesten gewahr. In einem Marktflecken irgendwo im Böhmischen wohnen die Bauerntochter Marie und der Tausendsassa Hans, der gerade von seinem Vagabundenleben zurückgekehrt ist. Beide möchten nun heiraten. Der Heiratsvermittler Kezal überredet aber den jungen Mann gegen eine schöne Summe Geld auf eine Ehe mit Marie zu verzichten. Sie soll dafür den liebenswürdigen „Tölpel" Wenzel heiraten, den die Dorfjugend mit groben Streichen ständig ärgert. Als Marie erfährt, dass Hans in das Geschäft einwilligt, wendet sie sich von ihm ab. Den Wenzel, den sie mittlerweile schätzen lernt und liebt, wird sie zur Überraschung der Dorfbewohner nun folgen. So erzählt Regisseur Kay Kuntze die Geschichte im Brandenburger Theater. Diese Interpretation wirkt in der Inszenierung sehr logisch. Denn Marie, das selbstbewusste und relativ ernste Bauernmädchen, will sich nicht durch Geldschacherei an einen Mann binden, der durchs Leben flattert, mal mit diesem oder jenem Mädchen schäkert. Dabei wurde schon Marie als Kind bei einem Spiel ihres Vaters an den Nachbarn verkauft. Bei Kuntze ist die Komische Oper selten eine heitere, eher eine mit traurigem Anstrich. In dem abstrakten Bühnenbild von Irene Suhr – ein wenig an die Häuserlandschaften eines Egon Schiele erinnernd – wird wunderbar das malerische Handwerk der Künstlerin erkennbar. Dagegen wurden die Kostüme mit folkloristischem Touch versehen. Das Brandenburger Theater kann bei dieser Produktion mit einem sehr ausgewogenen Ensemble aufwarten. Julia Henning wusste mit einem leuchtenden Sopran zu erfreuen, Ralf Willershäuser, der in der Premiere noch mit einer starken Indisposition zu kämpfen hatte, weiß nunmehr seinen Tenor ins allerbeste Licht zu stellen. Sein Duett mit Kezal (André Eckert, bei der Premiere ebenfalls stimmlich angeschlagen, hört und sieht man jetzt sehr gern zu) in der Sauna, bei dem dem der Handel um Marie perfekt gemacht wird, gehört nunmehr zum Höhepunkt der Aufführung. Auch das so wunderbar stimmige Duett zwischen Marie und Wenzel (Heiko Reissig mit glanzvollem Tenor) ist herausragend. Bei den kleineren Partien erfreut man sich besonders an den Stimmen von Christiane Bach-Röhr und Elisabeth Umierski als Mütter der Protagonisten. Auch der Neue Kammerchor Potsdam, der immer mehr Opernerfahrungen sammelt, meistert stimmlich (Einstudierung: Ud Joffe) und darstellerisch seine umfangreichen Aufgaben. Und ein besonderes Lob gilt Dirigent Michael Helmrath und seinen Brandenburger Symphonikern, die die Kraft und Herrlichkeit des slawischen Melos in beglückender Weise musizieren. Helmrath dirigiert nicht nur „schöne Stellen“. Er weiß und lässt eben fühlen: auf den Impuls kommt es an. Eine sehr gelungene „Verkaufte Braut“ ist im Brandenburger Theater zu sehen und zu hören, die im Mai an das Potsdamer Hans Otto Theater kommt.Klaus Büstrin

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