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Kultur: Hör-Lounge

Donnerstag startet im Waschhaus eine neue Reihe

Alles soll anders sein: Es wird gelesen, aber es ist keine Lesung. Es wird gespielt, aber es ist kein Theaterstück. Auch das Wort szenische Lesung würde es nicht treffen. Die beiden Salonherren tauften ihr Projekt auf „Hör-Lounge“, obwohl man durchaus auch seine Augen auf das Bühnen-Treiben richten darf. Das Wichtigste an ihrem künstlerischen Unternehmen ist offensichtlich die Unterhaltung: Literatur trifft Musik trifft Entspannung. Und das alles wohl dosiert.

Die beiden Konzeptmacher Andreas Erfurth und Kai Frederic Schrickel sind Ende 30 und nicht mehr die großen Partyhaie. Aber so ganz möchten sie sich dennoch nicht aus dem Club-Leben zurück ziehen. Und damit sehen sie sich nicht allein. Also taten sich die Schauspieler zusammen, um an einem ganz eigenen, chilligen Kunst-Party-Konzept zu stricken. Das soll sich gleichermaßen an junge Leute wie auch an die „Grauköpfe“ wenden. Nicht das Alter zähle, sondern der gemeinsame Nerv. „In entspannter Atmosphäre sich relaxt zurücklehnen, um Geschichten zu hören, die in unkonventioneller Art aufbereitet sind“, so fassen die beiden Schauspieler die nun einmal monatlich stattfindende Lounge zusammen. Ort des schöngeistigen Wellness-Tripps ist das Waschhaus. Am Donnerstag wird im oberen Clubraum zur Premiere geladen.

Unter der Überschrift „Liebe Freiheit Arbeit oder was uns sonst noch fehlt“ gibt es „liebenswerte verstörte Menschen, wie man selber einer ist oder mindestens fünf im Freundeskreis hat“, zu hören und zu sehen. Elf Schauspieler gestalten in der Regie von Anja Dreischmeier den Abend. Im Hintergrund laufen Projektionen über das wahre Leben. „Denn das, was man sagt, ist anders als das, was man lebt“, ist der Projekt-Gedanke.

Das Ganze wird nicht länger als eine Stunde dauern – so ist es von den beiden Gastgebern vorgeschrieben. Anschließend legen zwei DJs auf, „ohne dass man zugedröhnt wird.“ Musik und Barbetrieb sind feste Zutaten des Konzepts, und es darf auch getanzt werden. „Wir sind offen für alle möglichen Projekte, Hauptsache sie sind sinnlich-greifbar und nicht überanstrengt.“

Kennen gelernt haben sich die Schauspieler bei ihrer gemeinsamen Tournee mit dem Stück „Wohin Gen?“ innerhalb der „Aktion Mensch“. Erfurth, der geborene Bremer, ist inzwischen Potsdamer, kennt die Stadt von seinem Engagement am Hans Otto Theater vor fünf Jahren. Heute ist er wie der Berliner Kai Frederic Schrickel Freiberufler, und möchte, wie alle seines Fachs, viel und schön spielen. „Wie oft trifft man Kollegen und sagt so nebenbei: ,Ach wir müssten mal etwas zusammen machen!“ Aus dieser Floskel haben wir ernst gemacht und eine Rundmail verschickt.“ Über das Echo waren die Projektmacher hoch erfreut. Nun können sie aus dem Vollen schöpfen, das Programm ist fest umrissen. Am 18. Mai gibt es die erotische Lesung „Von Süßholz und Schweineohren“. Dazu wird gekocht: ganz „aphroditisch“. Einen Tag vor WM-Beginn ist der Anpfiff für ein Fußball-Stück über den Abstiegskampf einer Mannschaft auf der Reservebank. Im September gibt es den „Untergang der Titanic“ nach Enzensberger: ein Kuba-Abend mit Karibikflair in Liegestühlen. Auch der „Kleine Prinz“ kommt in die Hör-Lounge: bei sphärischer Musik im Liegen. „Die Ideen sind im Fluss und der Gast wird in jedem Fall überrascht“, versprechen die Salonherren, die glauben, dass Potsdam zwar schon viel Kultur hat, aber noch viel mehr vertragen kann. Heidi Jäger

Waschhaus, Donnerstag, 6. April, 20 Uhr, Eintritt: 5/3 €.

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