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Kultur: Kammerakademie in der „Schule“

Bernhard Forck leitet Workshop für historisches Musizieren / Sonntag Konzert im Schlosstheater

Bernhard Forck leitet Workshop für historisches Musizieren / Sonntag Konzert im Schlosstheater Johann Sebastian Bach, der „fünfte Evangelist“ spielte im Pfarrhaus der Familie Forck in Brandenburg an der Havel und in Cottbus musikalisch eine nicht unwesentliche Rolle. Diese Zeit war für den Geiger Bernhard Forck eine der ersten und prägenden Bekanntschaften mit Barockmusik. Sie sollte fortan sein künstlerisches Leben bestimmen. Der Musiker hat sich in die Interpretation alter Musik und in die Spieltechnik von barocken Saiteninstrumenten intensiv hinein vertieft und darauf eine große Virtuosität erreicht, so dass er einer der gefragtesten Geiger auf seinem Gebiet geworden ist. Aber auch die Beseelung des Instruments und der Kompositionen, die er darauf spielt, sprechen sehr für seine musikalische Sensibilität. Die Kammerakademie Potsdam versichert sich immer wieder sehr gern der Mitwirkung von Forck als Konzertmeister. Da man ihn mit seinem Spezialgebiet stärker „ausnutzen“ möchte, gewann die Akademie-Leitung den Violinisten für Kurse zur historischen Musizierpraxis. Bisher haben hin und wieder kleinere Gruppen des Orchesters auf historischen Instrumenten gespielt. Mit deren Spielweise haben in diesen Tagen nun alle Kammerakademie-Mitglieder sich intensiv auseinandergesetzt. Die Streicher nehmen „Unterricht“ bei Bernhard Forck, die Bläser beim künstlerischen Leiter der Kammerakademie, Sergio Azzolini. Gemeinsam werden die Orchestermitglieder am kommenden Sonntagnachmittag im Schlosstheater im Neuen Palais das Workshop-Ergebnis im Konzert vorstellen. Ausschließlich Werke von Georg Friedrich Händel stehen auf dem Programm. Wohlbekannte Musik erklingt, unter anderen die „Wassermusik“. Es ist auch für Bernhard Forck spannend zu beobachten, wie Musiker, die selten oder bisher gar nicht mit historischen Instrumenten umgegangen sind, sich diesen Originalinstrumenten nähern. „Es ist mit Sicherheit ein anderes Gefühl mit ihnen zu musizieren als beispielsweise mit einer modernen Geige“, erzählt der Musiker. Die Darmsaiten reagieren ja viel sensibler als eine Nylon- oder Stahlsaite eines modernen Instruments. Dann muss man auch die klanglichen Möglichkeiten, die der Barockbogen bietet, herausfinden. Eine saubere Intonation zu bekommen, ist hierbei oft eine heikle Angelegenheit, da die Darmsaiten ein Eigenleben führen.“ Andere Artikulationen und Verzierungen müssen bei der Interpretation von Alter Musik ebenfalls neu bedacht werden. Also ein vielfältiger musikalischer Komos, in dem sich die Kammerakademie hinein begibt. Forck studierte in der Musik- und Spezialschule und später an der Eisler–Musikhochschule Berlin auf der modernen Geige. Bei seinem Engagement am Berliner Sinfonieorchester wurde ihm das Musizieren auf historischen Instrumenten wichtig. Und so war es nicht verwunderlich, dass er in dieser oder jener Gruppe – es gab in der DDR nur wenige Ensembles, die sich mit barocker Spielweise beschäftigten – musizierte. Mit der Gründung der Akademie für Alte Musik Berlin vor mehr als zwanzig Jahren begann eine kontinuierliche Beschäftigung mit der Muisk des 18. Jahrhunderts und ihrer historischen Interpretation. Das Orchester gehört heute zu den wichtigsten Kammerorchestern Deutschlands und darüber hinaus. Ihr Konzertmeister: Bernhard Forck. Klaus Büstrin

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