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Künstlerin Birgit Borggrebe will sich in diesem Jahr aufs Malen konzentrieren.

© privat

Künstlerin Birgit Borggrebe: „Es braucht Brüche, um die Schönheit sichtbar zu machen“

In Birgit Borggrebes Bildern spiegeln sich die Zeitläufte. In diesem Jahr will sich die Wahl-Brandenburgerin wieder mehr auf das Malen konzentrieren.

Von Richard Rabensaat

Am „Rubikon“ rumpeln die Lastkraftwagen über eine Landstraße. Auf dem Bild von Birgit Borggrebe geht es unaufhaltsam vorwärts. Mit dem Überschreiten des italienischen Flusses machte einst Caesar dem römischen Senat unwiderruflich klar, dass er die Herrschaftsgewalt an sich reißen wollte. Es gab kein Zurück mehr.

Auch für Birgit Borggrebe gibt es kein Zurück zu ihrer alten Tätigkeit als Architektin. Aufgewachsen im Sauerland, arbeitete die Künstlerin nach einem Studium der Architektur in Dortmund in verschiedenen Büros. „Immer im Entwurfs- und Wettbewerbswesen. Ich wollte schon damals kreativ sein“, erinnert sie sich. Schon immer sei ihr Interesse an der Bildenden Kunst groß gewesen, aber ein entsprechendes Studium aufzunehmen, habe sie sich nicht getraut.

Nachdem sie ungefähr zwanzig Jahre als Architektin tätig war, fiel zusammen mit einer Ausstellung eigener Werke, die sie noch in der Wohnung in Dortmund gemalt hatte, der Entschluss, sich ganz auf die Malerei zu konzentrieren. Mit ihrem Lebensgefährten zog sie vom Ruhrgebiet nach Brandenburg.

Großformatige Bilder von Blumen fertigte die Künstlerin 1998 für das Rosenfest und zeigte sie im damals noch nicht renovierten Kutschstall. Es war ihr Entrée in Potsdam, Einzelausstellungen folgten, unter anderem im Pavillon auf der Freundschaftsinsel. Später bezog sie mit ihrem Lebenspartner ein Haus am Heiligen See. Es folgten Ausstellungsbeteiligungen und Teilnahmen an Messen in Berlin, Miami und Barcelona.

Künstlerin kombiniert Siebdrucktechnik und freie Malerei

Heute wird die Künstlerin von mehreren Galerien vertreten. „In diesem Jahr will ich mich erst einmal aufs Malen konzentrieren. Deshalb habe ich einige Angebote für Ausstellungen ausgeschlagen“, bemerkt Borggrebe.

Großformatige Bilder entstehen in ihrem Atelier und sind in der Ausstellung in der Galerie Schindler zu sehen. Die Künstlerin kombiniert die Siebdrucktechnik mit freier Malerei. In ihrem geräumigen Atelier entstehen die Siebdruckvorlagen, die sie dann in einer freien Werkstatt belichtet.

Die Architektur ist bodenfest, die Malerei ist bodenlos.

Birgit Borggrebe, Künstlerin

Auf meist weiten Horizonten erscheinen Fragmente und Schemen von Häusern, Ruinen, Blüten oder Tieren. Menschen tauchen auf den Bildern nur selten auf. Auf die meist wolkenlosen Himmel und Untergründe appliziert die Künstlerin farbige Elemente, die wiederum an Florales erinnern oder auch als frei schwingende Ornamente über die Leinwand schweben. „Die Architektur ist bodenfest, die Malerei ist bodenlos“, beschreibt sie ihr Gefühl beim Malen.

Um diese so empfundene Freiheit gehe es ihr. Gelinge es ihr, dieses Gefühl auf ihren Bildern zu vermitteln, entstünde die Kunst, die sie anstrebe. Denn ein Bild zu schaffen sei mehr als die Abbildung oder Darstellung eines Gegenstandes. „Ich habe auch an Malkursen in der Toskana teilgenommen. Aber einfach eine Landschaft zu skizzieren war mir zu wenig“, so Borggrebe.

Frustriert von Experimenten in einem Psychologie-Kurs, den sie besuchte, habe sie mehr zufällig angefangen frei und vorsatzlos zu zeichnen. Dabei habe sie entdeckt, welche weiten Welten die Malerei transportieren könne. „Mich interessiert nicht das Glatte, sondern der Bruch im Bild, das Morbide“, stellt sie fest.

So entsteht in ihrer Malerei ein Spannungsfeld aus harmonisch und fröhlich schwebenden farbigen Elementen und immer wieder aufbrechenden dystopischen Momenten, die eine untergründige Spannung im Bild transportieren. Titel wie „Golgatha“, „Nur geträumt“ oder das 2021 entstandene Bild „Zeitenwende“ lassen erkennen, wie die gegenwärtigen Zeitenläufte in die entstehenden Bilderwelten hinein wirken. „Es braucht Brüche, um die Schönheit der Schöpfung wirklich sichtbar zu machen. Häufig überlege ich lange, um durch Reduktion die notwendige Klarheit in das Bild zu bringen.“ 

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