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Kultur: Kurioses zum Geburtstagsjubiläum

Pomonatempel zeigt den jungen Schinkel

Im Jahr 1801, als Karl Friedrich Schinkel über Köstritz nach Karlsbad reiste, um dort das Grab seines Lehrers Friedrich Gilly zu besuchen, machte er die Bekanntschaft mit dem Grafen Heinrich XLIII. von Reuß-Schleiz-Köstritz. Zwischen beiden entwickelte sich recht bald eine Freundschaft, und so kam es, dass der Graf den jungen Schinkel wenig später zu einem Aufenthalt auf seinem Anwesen einlud. Er beauftragte den aufstrebenden Baumeister mit Neugestaltungsplänen für sein barockes Schloss sowie die weitläufigen Parkanlagen. Letztlich konnte davon jedoch nichts umgesetzt werden: Für eine opulente dreiflügelige Schlossanlage und einen nach Vorbild des Englischen Landschaftsgartens gestalteten Park fehlten dem Grafen die Mittel. Diese reichten lediglich für die Realisierung einer Exedra sowie einer Grabanlage nach Schinkels Entwürfen. Letztere wurde in einem künstlichen See angelegt, in dessen Mitte ein großer Steinsarkophag auf einen Hügel platziert wurde – mit dem verstorbenen Lieblingspferd des Grafen.

Von diesem kuriosen Pferdegrab sind heute nicht einmal mehr Überreste vorhanden. Von seiner Existenz zeugen lediglich noch fotografische Aufnahmen, die der Kunsthistoriker Hans Junecke 1933 machte. Seine umfangreiche Sammlung hinterließ er Martina Abri von der Fachhochschule Potsdam. Ihr ist es zu verdanken, dass der Öffentlichkeit nun erstmals das bislang unbekannte Pferdegrab gezeigt werden kann. Mit fünf Architekturstudenten hat sie seit dem vergangenen Oktober in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Pfingstberg die Ausstellung „Der junge Schinkel“ im Pomonatempel organisiert.

Die Schau anlässlich des 225. Geburtstages von Schinkel (1781-1841) dokumentiert insbesondere die Zeit zwischen 1794 und 1803. Sie ist unterteilt in vier Bereiche: die Schulzeit am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, die Lehrjahre, die Anfangszeit seines Schaffens etwa mit Bauten wie dem mittlerweile abgebrannten kreuzförmigen Aussichtsturm in Wernigerode und die Italienreise Schinkels, die er am 1. Mai 1803 zusammen mit seinem Freund Johann Gottfried Steinmeyer antrat.

„Die Ausstellung zeigt den ganz kreativen, nichtakademischen jungen Schinkel“, so Ausstellungskuratorin Martina Abri. Mit den Schautafeln soll den Besuchern vor allem der Mensch näher gebracht werden, der sich hinter dem baumeisterlichen Genie versteckte. Deshalb werden im Pomonatempel auch kuriose Zeichnungen und Karikaturen aus verschiedenen Skizzenbüchern gezeigt, die Schinkel vermutlich im Alter zwischen 16 und 18 Jahren anfertigte. Besonders skurril: Die Federzeichnung eines hinter einem Busch kauernden Mannes mit dem Titel „Herr, seine Notdurft verrichtend und dabei an einem Rosenstrauch riechend“.

Als besonderer Reiz der Schau erweist sich der Umstand, dass sie Schinkel sowohl inhaltlich als auch äußerlich zusammenbringt. Der Pomonatempel auf dem Pfingstberg gilt als das erste ausgeführte Bauwerk Schinkels. Für die Arbeiten an dem klassizistischen Gebäude wurde der damals 19-Jährige von dem Kartografen Carl Ludwig von Oesfeld beauftragt.

Gedacht ist die Schau in Ergänzung zur Ausstellung „Schinkel – Künstler. Preuße. Brandenburger“, die heute im Kutschstall eröffnet wird.Nana Heymann

Die Ausstellung im Pomonatempel läuft bis zum 31. Oktober. Sa- So von 15 - 18 Uhr, ab Oktober von 14 - 16 Uhr

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