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Kultur: Märchen im feinsten Schnitt Wolbern Verlag frohlockt mit Kunst-Büchern

Die Bücher sind ein wahrer Augenschmaus. Mit feinsten Konturen schnitt die Künstlerin Sibylle Leifer die Figuren ins Holz und kolorierte sie in zurückhaltend-pointierter Art.

Die Bücher sind ein wahrer Augenschmaus. Mit feinsten Konturen schnitt die Künstlerin Sibylle Leifer die Figuren ins Holz und kolorierte sie in zurückhaltend-pointierter Art. Von Hand abgezogen, bebildern ihre meisterlichen Holzschnitte nunmehr die zwei im Potsdamer Wolbern Verlag erschienenen Märchen „Warum? Fragt die Kleine Katze...“ sowie die „Bremer Stadtmusikanten“. Es sind Kinder-Kunstbücher, die durch ein erklärendes Mittun der Erwachsenen sicher den Genuss erst richtig entfalten. Natürlich werden die Kinder auch allein beim Blättern ihre Freude haben. Mit dem Lesen dürfte es für die Kleineren allerdings nicht ganz so einfach werden. Denn auch vor der Schrift machte die Gestalterin, die an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden Malerei studierte und später Meisterschülerin an der Akademie der Künste in Berlin war, nicht Halt. Und so will bei dem etwas spröden Antlitz Buchstabe für Buchstabe erst einmal erobert sein.

Die jungen Leser erfahren im Vorwort, dass der Holzschnitt zu den ältesten Techniken beim Vervielfältigen von Grafiken gehört. Er wurde in Europa bereits im 14. Jahrhundert praktiziert. Durch die Verbesserung von Papier und Druckpresse gelang es allmählich, auch Farbdrucke herzustellen, ohne ihnen die Kraft des Ursprungs zu nehmen. Geißfuß, Stichel und Konturenmesser sind die wichtigsten Utensilien, die es für den Künstler zu beherrschen gilt. Zuerst fertigt er allerdings eine Zeichnung an, die er dann seitenverkehrt auf einen starken Holzblock aufträgt. Anschließend werden die vorgezeichneten Linien mit verschiedenen Messern haarscharf umschnitten.

Die Kunstbücher sind eine von drei Reihen, mit denen sich der Wolbern Verlag profilieren möchte. „Wir haben uns bereits 2001 in Berlin gegründet und sind seit April 2004 nun auch in Potsdam ansässig. Augenmerk legen wir auf das besondere Buch: von der inhaltlichen wie auch von der gestalterischen Seite“, so der Verlagsleiter Wolfgang Bernschein.

Mit ihrem speziellen Reiseführer Potsdam-Babelsberg, der vor allem den Filmort mit seinen Stars, Glamour und Skandalen bilderreich einfängt, konnte sich der Verlag bereits erfolgreich in die Gunst der Leserschaft einschreiben. Eine zweite, überarbeitete Auflage ist in Planung. „Dieser Reiseführer übertrifft bei weitem unsere Erwartungen“, so Bernschein. Ein gutes Unterpfand für vier weitere Reiseführer, die in Vorbereitung sind: zwei davon im Frühjahr. „Einer wird sich auf Berlin, ein anderer auf ein neues Bundesland beziehen.“

Argusäugig schaut die kleine Mannschaft auch auf das politische Geschehen: „Wir greifen reale Fälle auf und lassen sie gut recherchieren.“ So wurde ein Berliner Bankenskandal Ausgangspunkt für eine fiktive Rahmenhandlung. „In England nennt man diese Form der Literatur ,Faction“. In Deutschland betreten wir damit noch relatives Neuland.“

Auch das Kunst-Feld wird Bernschein, der über das Schreiben von Hörspielen sowie von Theaterstücken für Kinder und Jugendliche seine Liebe für das Verlagsgeschäft entdeckte, weiter beackern. So wird es bald das bekannte Andersen-Märchen vom „Feuerzeug“ ebenso wie eine wenig bekannte Katzen-Erzählung von Zola geben: wiederum gestaltet von Sibylle Leifer.

Und wenn die Gespräche zwischen Wolfgang Bernschein und der Potsdamer Galerie Ruhnke fruchten, kann man die in Mecklenburg-Vorpommern lebende Malerin auch bald Wand einnehmend entdecken – nicht nur als Holzschnitt-Spezialistin. Heidi Jäger

„Warum? Fragt die kleine Katze...“ ist für 11, 80 € und Die Bremer Stadtmusikanten“ für 12, 80 € im Buchhandel erhältlich.

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