zum Hauptinhalt
Wangari Maathai (1940-2011) erhielt als erste afrikanische Frau einen Friedensnobelpreis.

© picture alliance / dpa/NIC BOTHMA

Frauen, die Geschichte machten: Neue Namen für Krampnitz’ neue Straßen

Wangari Maathai statt Alandweg: Potsdams Fachgremium für Erinnerungskultur hat die bisherige Auswahl an Straßennamen als geschichtsfern kritisiert – und neue Vorschläge gemacht.

Wer war Wangari Maathai? Die erste afrikanische Frau, die einen Friedensnobelpreis erhielt. Die kenianische Politikerin erhielt ihn 2004 für ihren Einsatz für nachhaltige Entwicklung, Demokratie und Frieden. Wenn es nach Potsdams Gremium für Erinnerungskultur geht, kommt man in Krampnitz künftig nicht mehr an ihr vorbei: Maathai ist eine von sechs Friedensnobelpreisträger:innen, nach der im neuen Stadtteil Straßen benannt werden sollen. Auch Willy Brandt ist dabei.

Diskutiert wurde der Vorschlag im jüngsten Kulturausschuss am Donnerstag (22.6.). Ausgangspunkt war eine Beschlussvorlage, die bereits in der Stadtverordnetenversammlung und auch im Kulturausschuss diskutiert wurde: 34 neue Straßennamen für Potsdams neuestes Viertel. Die sollen sich wie berichtet gen Norden orientieren: Kopenhagener Weg, Blaubeerweg, Nordpark. In einer Stellungnahme hat das Fachgremium das nun heftig kritisiert.

Die Tänzerin Inka Unverzagt im Jahr 1934 als Zehnjährige. In Krampnitz soll künftig eine Straße nach ihr heißen.

© MANFRED THOMAS TSP

Das Areal wurde von 1937 bis 1992 militärisch genutzt: bis 1945 von der Wehrmacht, danach von sowjetischen oder russischen Truppen. Dass diese Geschichte bisher bewusst keine Rolle spielte, sei problematisch, so Gremiumssprecherin Maria Schultz, die die Gedenkstätte Lindenstraße leitet. Dies könne „als Ausblendung, Verdeckung oder auch Verharmlosung der Geschichte“ gelesen werden: „Besonders bei der Verwendung von Pflanzennamen in der ehemaligen Wohnsiedlung für Offiziere in NS-Stil.“

13
von 34 Straßennamen sollen ersetzt werden

Das Gremium plädiert daher dafür, 13 der 34 Namen zu ersetzen. Der kriegsorientierten Nutzung sollen im nördlichen Bereich Namen von Menschen entgegengesetzt werden, die sich gegen Krieg eingesetzt haben. Durch den in Oslo verliehenen Nobelpreis bleibe dennoch die thematische Setzung erhalten. Weiterhin kritisierte das Gremium: Bisher wurde der Straßenpool nicht genutzt, Geschlechtergerechtigkeit sei nicht gegeben.

Folglich schlägt es vor, sieben bislang nach Flora benannte Wege mit Frauen aus dem Namenspool zu besetzen: die Stadtverordnete Gisela Opitz, die Oberin Bertha von Moeller, Sofia Kowalewskaja, die erste Mathematikprofessorin der Welt, die Potsdamer Fotografin Hilla Becher, die Musikerin Maria Caroline Benda und die Potsdamer Ballettmeisterin Inka Unverzagt, die ab 1954 am Hans Otto Theater engagiert war und sich als Ballettlehrerin verdient machte.

„Wir sollten diesem neuen Viertel Weltläufigkeit zugestehen“, sagte Schultz auf den Einwurf, Namen wie Wangari Maathai würden künftig nicht der Orientierung dienen. Fahrlands Ortsvorsteher Stefan Matz protestierte („Das verwässert das Konzept“), aber der Ausschuss stimmte für den Vorschlag. Im Ortsbeirat Fahrland wird man erneut abstimmen müssen. Und in Potsdam womöglich bald ein paar mehr Frauen kennen, die Geschichte machten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false