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Kultur: Nach dem Louvre die Nr. 2

Die große Sammlung französischer Malerei der Schlösserstiftung wird erforscht

Die große Sammlung französischer Malerei der Schlösserstiftung wird erforscht Von Klaus Büstrin Mehr als 4000 Staffeleibilder, Pastelle und Miniaturen sowie wandfeste Malereien gehören zum Gemäldebestand der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. „Weltweit gehört unsere gesamte Sammlung zu den führenden, die französische Kunst des 18. Jahrhunderts betreffend, sind wir nach dem Louvre in Paris die Nr. 2", sagt Dr. Christoph Martin Vogtherr, Sammlungskustos für Gemälde in der Stiftung. Zwischen 400 und 500 Gemälde, die ursprünglich in Frankreich ihre Heimat hatten, sind in den Schlössern der Stiftung zu finden. Vogtherr betont, dass der Bilderschatz in Deutschland nicht so bekannt sei, in Frankreich aber einen hervorragenden Ruf habe. Er betreut die Sammlung der französischen und italienischen Malerei, sein Kollege Gert Bartoschek die der niederländischen und deutschen. Christoph Martin Vogtherr reist dieser Tage nach Paris, um vor Ort in Sachen der Sammlung französischer Gemälde zu forschen. Bereits seit 2003 gibt es in der Stiftung ein Team von Kunsthistorikern, Restauratoren und Naturwissenschaftlern, die sich intensiv mit den kostbaren Bildern beschäftigen. Bis 2007 sollen sie wissenschaftlich untersucht und in einem ausführlichen Bestandskatalog veröffentlicht werden. Das gesamte Projekt wird von der J.-Paul-Getty-Stiftung in Los Angeles mit einem Betrag von 150000 Euro ermöglicht. Der Kustos geht nun auf Spurensuche. In Paris wird er sich besonders mit der Provenienz der Bilder beschäftigen. So wird ihn sein Weg vor allem in die Nationalbibliothek sowie in die Nationale Kunstbibliothek führen. Anhand der dort vorhandenen lückenlosen Auktionskataloge aus dem 18. Jahrhundert und anderen Dokumentationen kann man mehr über die Geschichte und Künstler der in der Preußischen Stiftung gesammelten französischen Gemälde erfahren. Friedrich II. kaufte in Paris Malerei, schließlich war die französische Hauptstadt ein Zentrum der Bildenden Kunst. Auch seine Brüder Heinrich und August Wilhelm waren in dieser Hinsicht aktiv, doch mussten sie sich aus finanziellen Gründen bescheiden. Hofmaler Antoine Pesne gehörte mit Sicherheit zu denjenigen, die dem Monarchen die galante französische Malerei schmackhaft machten. Der König wollte natürlich nur das Beste und Teuerste der zeitgenössischen Kunst sein Eigen nennen. Die Kunstmakler hatten bei den Ankäufen darauf zu achten, dass sie die Gemälde nicht in schwindelerregenden Preisen erwarben. Obwohl der königliche Sammler in Preußen nicht wusste, was die „Einkäufer“ nach Potsdam oder Berlin bringen werden, hatte er meist großes Vertrauen zu ihnen. Aber es kam auch vor, dass er Kunstwerke ablehnte. Besonders die Gemälde Antoine Watteaus, Nicolas Lancretsund Jean-Baptiste Paters waren beim Kauf gefragt. Sie gaben insbesondere den Zeitgeist des Rokoko wieder: mit ihren galanten und zwanglosen Festen in Gärten, auf Inseln, bei denen oftmals feingliedrige Architekturen Kulissen bildeten oder heitere Genreszenen. Auch zu den virtuos gemalten Gemälden von Francois Boucher und Jean-Siméon Chardin hatte Friedrich eine große Zuneigung. In den privaten Räumen des Königs, beispielsweise im Schloss Sanssouci, sind solche intimen Staffeleibilder zu finden. Im imposanten Neuen Palais hängen dagegen die eher „offizielleren“ Gemälde. Mitte der fünfziger Jahre des 18. Jahrhunderts änderte sich des Königs Kunstsinn. Als man ihm Gemälde von Nicolas Lancret anbot, schrieb er an seinen Privatsekretär, dass er diesen Geschmack nicht mehr habe: „Ich kaufe jetzt gern Rubens und van Dyck, kurz Bilder großer Meister der flämischen ... Schule. Wenn Sie hören, dass eins zu verkaufen ist, würden Sie mich durch die Mitteilung erfreuen.“

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