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Das Minsk widmet sich mit etlichen Exponaten der Tour des legendären Jazzmusikers von 1965.

© Sebastian Rost Fotografie

Neue Ausstellung im Potsdamer Minsk-Museum: Als Jazz-Legende Louis Armstrong durch die DDR tourte

17 Konzerte in neun Tagen: Am Samstag öffnet die Ausstellung „I’ve seen the wall“ über die legendäre DDR-Tournee des Jazzmusikers Louis Armstrong von 1965, bei der auch eine Original-Trompete Armstrongs gezeigt wird.

Proteste der Bürgerrechtsbewegung in Amerika, der Einmarsch der USA in Vietnam und der Ost-West-Konflikt: Die weltpolitische Stimmung war angespannt, als Louis Armstrong 1965 zusammen mit seiner All-Star-Band eine Tour durch die DDR unternahm. Ein ebenso brisantes wie erfolgreiches Unterfangen: In nur neun Tagen gab Armstrong 17 Konzerte, die insgesamt von rund 45.000 Menschen besucht wurden.

Das Museum Minsk widmet der DDR-Tour des legendären Jazzmusikers nun eine eigene Ausstellung mit dem Titel „I’ve seen the wall“, die am Samstag eröffnet wird: Vom 16. September bis zum 4. Februar sind in Potsdam zahlreiche Gemälde, Fotografien, Dokumente, Filme und Installationen von Künstlerinnen und Künstlern wie Terry Adkins, Pina Bausch, Romare Bearden, Peter Brötzmann, Darol Olu Kae, Gordon Parks, Adrian Piper, Evelyn Richter oder Lorna Simpson zu sehen.

45.000
Menschen sahen Louis Armstrong 1965 in der DDR

Eine der Trompeten, die Armstrong auf seiner DDR-Tour spielte, wird zusammen mit dem Andy Warhol-Gemälde „Mona Lisa Four Times“ aus der Sammlung Hasso Plattners gezeigt. Hintergrund ist ein berühmter Ausspruch Armstrongs, nachdem er von einem Journalisten gefragt wurde, ob es ihn störe, dass andere ihn kopieren würden: „Viele kopieren die Mona Lisa. Und trotzdem stehen die Leute nach wie vor Schlange, um sich das Original anzusehen.“

Filmmuseum zeigt Begleitprogramm

„Diese Ausstellung war eine echte Herzensangelegenheit“, sagte Museumsdirektorin Paola Malavassi am Donnerstag bei der Vorbesichtigung. Sie selbst bezeichnete sich als „Jazz-Enthusiastin“ und habe daher vor allem die Perspektive des Publikums auf den Musiker Armstrong eingenommen. Ihr Co-Kurator, der US-amerikanische Jazzpianist Jason Moran, hat hingegen seine Sicht als Musiker miteingebracht und das Geschehen hinter der Bühne und den privaten Armstrong näher beleuchtet. Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Louis Armstrong House Museum in New York erarbeitet.

Eine der Trompeten, die Armstrong in der DDR spielte, ist ebenfalls im Minsk zu sehen.

© Manfred Thomas Tsp/MANFRED THOMAS TSP

Die Konzerte fanden damals in Ost-Berlin, Leipzig, Magdeburg, Erfurt und Schwerin statt. Die Hallen, die meist zwischen 2000 und 3000 Plätze hatten, waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Während Armstrong bei seinen Auftritten große Anerkennung zuteilwurde, erfuhr er Backstage immer wieder Rassismus. Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit den Pressegesprächen, bei denen westdeutsche Journalisten versuchten, Armstrong politische Statements zu entlocken. „Es herrschte eine Atmosphäre großer Anspannung“, sagte Malavassi.

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung wird Jason Moran am Sonntag um 16 Uhr live zusammen mit dem Trompeter Wadada Leo Smith im Minsk spielen. Das Konzert unter dem Titel „Counterpointing Armstrong“ ist kostenlos, allerdings muss vorab ein Online-Ticket auf der Minsk-Webseite reserviert werden.

Am 18. Oktober findet zudem mit „Worte versus Musik“ ein Gespräch zwischen Moran und Malavassi über die Hintergründe der Ausstellung im Minsk statt. Ein Ausstellungsbesuch ist vorab möglich und im Veranstaltungsticket inbegriffen, der Eintritt kostet zehn Euro (acht Euro ermäßigt).

In Kooperation mit dem Minsk zeigt das Filmmuseum Potsdam von Oktober bis Dezember einmal im Monat Filme begleitend zur Ausstellung: Am 26. Oktober ist der Konzertmitschnitt von Louis Armstrong & His All-Stars aus dem Friedrichstadtpalast von 1965 zu sehen, am 26. November wird neben Defa-Kurzfilmen zum Thema Jazz auch der Spielfilm „Paris Blues“ gezeigt, in dem Armstrong mitspielt. Am 17. Dezember steht unter anderem das Filmmusical „High Society“ von 1961 auf dem Programm, auch hier tritt Armstrong als Musiker auf.

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