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Verstrickungen. Vier Frauen kommen sich näher – trotz ihrer Unterschiede. „Frauensee“ erzählt über lesbische Liebe.

© Edition Salzgeber

Kultur: Queere Gefühle

Das Thalia startet am 16. Januar mit Zoltan Pauls Film „Frauensee“ eine schwul-lesbische Filmreihe

Es ist nicht der erste Versuch, schwules und lesbisches Kino in Potsdam auf die Leinwand zu bringen. Nachdem die Reihe „Bube, Dame, Kino“ vor gut fünf Jahren im Thalia aufgrund von Besuchermangel wieder eingestellt worden ist, gibt es dort nun einen erneuten Anlauf. Unter der Überschrift „L- und Gay-Filmnächte“ werden ab Mittwoch, dem 16. Januar, in Zusammenarbeit mit der „Edition Salzgeber“ einmal im Monat schwule und lesbische Filme zu sehen sein. Das Thalia gehört damit zu insgesamt 20 Kinos deutschlandweit, in der diese Reihe veranstaltet wird.

„Wir haben den Anspruch, immer den aktuellen bsonderen Film zu finden“, sagte Jan Künemund von der „ Edition Salzgeber“. Zum Auftakt hat sein Verleih zwei Filme ausgesucht, die ein sehr zeitgenössisches Bild über den ganz normalen Alltag homosexueller Frauen und Männer zeichnen. Es geht nicht um Verfolgung und Ausgrenzung, sondern um persönliche Hoffnungen und Enttäuschungen. Der „L-Film“ (lesbische Film) „Frauensee“ von Zoltan Paul wurde im Brandenburgischen gedreht – ohne festes Drehbuch. Vier Schauspielerinnen entwickelten aus der Improvisation heraus einen Film über zwei Paare. Im Mittelpunkt steht die Fischerin Roza (Nele Rosetz), die mit ihrer Geliebten, der vielbeschäftigten Architektin Kirsten (Therese Hämer), in einem Bungalow am See lebt. Die beiden sind grundverschieden und das Zusammensein wird immer schwieriger. Als sie für ein Wochenende zwei Studentinnen zu Gast haben, kommen sich die vier Frauen näher und ihre gegenseitige sexuelle Anziehung wird durch ihre unterschiedlichen Träume und Sichten nur noch verstärkt.

Der Gay-Film „Yossi“ des israelischen Regisseurs Ohad Knoller ist indes eine Fortsetzung von „Yossi und Jagger“, der vor zehn Jahren in den Kinos zu sehen war und zu einem Klassiker nicht nur in der Szene wurde. Im ersten Teil ging es um die verheimlichte Liebe zweier Offiziere in der israelischen Armee, die mit dem tragischen Tod von Jagger endet. In der Fortsetzung ist aus Yossi ein erfolgreicher Kardiologe geworden, der sich in die Arbeit flüchtet. Er schafft es nicht, den Tod seines Partners zu bewältigen, bis er auf den lebensbejahenden Tom trifft.

Das Thalia hofft, dass durch den neuen Titel der Reihe, der mit „L- und Gay-Filmnächte“ klarer seine Ausrichtung benennt, jetzt mehr Zuschauer in die Vorstellungen kommen werden. Schon bei „Bube, Dame, Kino“ arbeitete das Kino mit der „Edition Salzgeber“ zusammen. „Wir haben uns vom Verleiher überzeugen lassen, es noch mal zu probieren, zumal diese Filme von hoher Qualität sind“, so Pressesprecherin Daniela Zuklic.

Die Berliner Edition legt seit ihrer Gründung vor 25 Jahren einen Schwerpunkt auf Filme des „Queer Cinema“ und erhielt für ihr Engagement um das schwul-lesbische Kino auf der Berlinale 2004 einen „Special Teddy“. „Oft erhalten diese Filme keine Chance, ins Kino zu kommen, weil sie eben dieses Thema haben“, so Jan Künemund. Doch dann sei es vor wenigen Jahren gelungen, die Multiplex-Kinokette CinemaxX zu gewinnen. Anfangs liefen dort in vier, dann schließlich in 20 Städten die „L- und G-Filme“ – alle zentral durch CinemaxX und Edition Salzgeber beworben. „Doch die Häuser rechnen natürlich knallhart und im Mai 2012 haben wir wieder mit der Reihe aufgehört, nachdem nur noch fünf Kinos mit dabei waren.“ Nun ist CinemaxX nicht mehr alleiniger Partner. Die Kinokette hat ihre Exklusivität aufgegeben und sich auf ein Zusammengehen mit Programmkinos, wie das Thalia, eingelassen. In Potsdam gibt es durchaus eine „queere Szene“, und das Thalia und die Edition Salzgeber hoffen, dass es zu einer Zusammenarbeit kommt. „Vielleicht können wir nach den Filmen Gespräche und Partys anbieten. Wenn die lokale Szene mitmacht, funktioniert es besser“, so Künemund. Die schwul-lesbische Zielgruppe sei jedenfalls chronisch unterversorgt mit Filmen, die ihre eigene Gefühlswelt spiegelt. „Sie kann sich immer nur Heteroliebesgeschichten anschauen, was aber nichts mit ihrem Leben zu tun hat“, sagt Jan Künemund.

„L-und Gay-Filmnächte“ am 16. und 23. Januar, 19 Uhr und 21.15 Uhr im Thalia, Rudolf-Breitscheid-Straße 50

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