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Kultur: Sehr nahe und sehr emotional Heute Abend werden

die „Sehsüchte“ eröffnet

Für einen Film- und Fernsehjunkie wie ihn, sei es geradezu eine Freude, 100 Kurzfilme in zwei Tagen zu sichten. Florian Lukas gehört zurzeit der Spielfilmjury des 35. Internationalen Studentenfilmfestivals „Sehsüchte“ der Potsdamer Filmhochschule HFF an, das heute Abend im Thalia-Kino offiziell eröffnet wird (bis 30. April). Der Schauspieler („Keine Lieder über Liebe“, „Good Bye Lenin!“) freut sich vor allem , dass in diesem Jahr so viele Beiträge aus Skandinavien mit dabei sind. „Was von dort kommt, ist äußerst interessant: sehr nahe an den Figuren und sehr emotional“, erzählt Lukas. Mit großer Langsamkeit würden diese Filme sehr genau ihre Geschichten erzählen.

Seine Jury-Kollegin Loretta Stern – auch sie aus Film und Fernsehen bekannt („Tatort“, „Agnes und seine Brüder“) – meint sogar, einen Trend zu einer etwas behäbigen Erzählweise unter den Jungfilmern auszumachen. „Das ist das langsame Tempo der österreichischen Regisseure Haneke und Seidel“, so die Schauspielerin. Die Einstellungen seien bisweilen unerträglich lang. „Doch wenn es der Sache dient, kann das sehr stark sein“, sagt sie. Das einzige, was Florian Lukas an den Studentenfilmen stört, ist der oftmals sehr begrenzte Horizont. „Sich ausschließlich mit seinen Kindheitsproblemen auseinander zu setzen, das ist zu wenig“, sagt er. Mit einigen Nachwuchsregisseuren ist er aber äußerst zufrieden. „Es gibt zwei, drei Leute, mit denen ich auch gerne zusammenarbeiten würde.“

Insgesamt 159 Beiträge aus 29 Ländern sind ab morgen (14 Uhr) auf den „Sehsüchten“ zu sehen, Schwerpunkt des größten europäischen Studentenfilmfestivals ist diesmal der Fokus Russland. Nicht zuletzt, weil die diesjährige Festivalleiterin Julia Jurtaeva gebürtige Russin ist. 25 junge Filme aus Russland werden zu sehen sein. Auch in diesem Jahr rechnet das studentische Festivalteam mit rund 10 000 Besuchern. Organisiert wird das Festival von rund 25 Studenten der Potsdamer Filmhochschule. Laut Team steht ein Gesamtbudget von rund 150 000 Euro zur Verfügung, an dem unter anderem das Auswärtige Amt und das brandenburgische Kultur- und Wirtschaftsministerium und die HFF beteiligt sind.

In mehreren Kategorien werden von den „Sehsüchten“ zehn Preise im Gesamtwert von rund 35 000 Euro vergeben. Der höchst dotierte Preis wird mit 13 000 Euro für die beste Produktion vergeben. Der Preis gegen Ausgrenzung macht in diesem Jahr den Anfang bei der Preisverleihung am Sonntag (15 Uhr). „Als Statement zu den jüngsten Vorfällen in Potsdam“, so Silvio Divani von der Festivalleitung.

Mit den Schauspielern Loretta Stern, Lisa Maria Potthoff („Die Bluthochzeit“, „Soloalbum“) und Florian Lukas oder dem Produzenten Oliver Berben („Elementarteilchen“) sind die einzelnen Jurys prominent und vor allem sehr jung besetzt. „Wir sind ein Festival für junge, innovative Filme aller Art“, fasst Silvio Divani dann auch zusammen. Vergeben werden Preise in den Kategorien Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilm.

Ein Rahmenprogramm mit Workshops, Diskussionen, Russenparty mit Kakerlaken-Rennen, Konzerten und einem Tischkicker-Turnier ergänzt die Filmblöcke. Neu im Programm sind diesmal Kinderfilme, der Filmblock „Halbe Portionen“ am Freitag (14 Uhr, Thalia 1) ist als Einladung an die jungen Zuschauer kostenfrei.

Bei 1100 eingereichten Filmen aus aller Welt fällt es der Programmgruppe schwer, einen Trend auszumachen. Allerdings sei aufgefallen, dass viele Filme in Video-Technik gedreht sind. Was oft die kostengünstigere Variante ist. Auch habe man viele sehr ernste Filme bekommen und Schwarzweiß sei sehr beliebt. „Reduzierung scheint ein Bedürfnis zu sein“, so Katharina Bergfeld von der Programmgruppe. Jan Kixmüller

Filme ab Mittwoch, 14 Uhr im Thalia-Kino. Party heute Abend ab 22.30 Uhr öffentlich im HFF-Gebäude. Programm unter www.sehsuechte.de.

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