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Der Potsdamer Autor Sven Stricker.

© Magdalena Höfner

Sörensen hat noch Angst: Potsdamer Autor Sven Stricker bringt neues Hörspiel heraus

Der vierte Teil der Sörensen-Krimireihe erschien als Roman im vergangenen Februar. Das Hörstück dazu ist wie Kino für die Ohren.

Von Andrea Lütkewitz

Angst hat Sörensen immer noch. Und sie kommt in den unpassendsten Momenten, zum Beispiel während eines wichtigen Telefonats im Rahmen einer Ermittlung. „Sörensen sieht Land“, heißt der vierte Teil der von Sven Stricker geschriebenen und sehr erfolgreichen Buchreihe, in der Kriminalhauptkommissar Sörensen im nordfriesischen Katenbüll seltsame Fälle löst und mit einer Angststörung zu kämpfen hat. Passend zum Titel aber hat er inzwischen seine Panikattacken ein kleines bisschen besser unter Kontrolle. Nur: Der neue Fall ist genauso schwierig wie die vorherigen.

Erschienen ist der Roman des in Potsdam lebenden Autors bereits im Februar dieses Jahres. Ganz frisch aber ist das Hörspiel dazu, das in zwei rund 50 Minuten langen Teilen erstmals im Deutschlandfunk ausgestrahlt wurde. Beide Teile sind in der ARD-Audiothek zu finden.

Schon die drei vorhergehenden Romane – „Sörensen hat Angst“, „Sörensen fängt Feuer“ und „Sörensen am Ende der Welt“ – wurden in den vergangenen Jahren zu Hörspielen verarbeitet. Regie führte jedes Mal, wie auch jetzt, Sven Stricker selbst. Als Hörspielregisseur und -autor hat er sich neben den Romanveröffentlichungen zusätzlich einen Namen gemacht und mehrfach den Deutschen Hörbuchpreis gewonnen.

Fans der Krimireihe wissen natürlich, dass Stricker seine Hauptfigur Sörensen auf den Schauspieler Bjarne Mädel, mit dem er befreundet ist, zugeschrieben hat – ursprünglich als Hörspielfigur. Als vor dem Hintergrund des Erfolgs der Sörensen-Romane 2021 „Sörensen hat Angst“ verfilmt wurde, schrieb Stricker das Drehbuch, Mädel führte Regie und spielte dann auch den Kommissar. Dafür gab es im selben Jahr den Deutschen Fernsehkrimipreis, den 3sat-Publikumspreis, zweimal den österreichischen Filmpreis Romy und sogar den Grimme-Preis.

TV-Promis als Sprecher

Daher verwundert es nicht, dass sich neben Bjarne Mädel für das Hörspiel zu „Sörensen sieht Land“ weitere Prominenz der deutschen Fernsehlandschaft zusammengefunden hat. So haben unter anderem Muriel Baumeister, Detlev Buck, Udo Kroschwald und Matthias Matschke Rollen übernommen. Insgesamt sind der Wiedererkennungswert und die Charakteristik der Stimmen sehr hoch, die Sprecherinnen und Sprecher so geübt, dass ab der ersten Minute des Zuhörens ein kurzweiliges und spannendes Kopfkino entsteht.

Dabei ist die Handlung alles andere als komisch: Ein Auto fährt in eine Menschenmenge, fünf Menschen sterben. Dass die Geschichte sich nicht angesichts des Themas in düsterer Stimmung verliert, liegt vor allem an den Sprecherinnen und Sprechern, zum einen natürlich an Bjarne Mädel als Sörensen – die Zuhörenden befinden sich unmittelbar in seinem Kopf.

Seine Gedanken vermischen sich oft mit den gesprochenen Dialogen, laufen über sie hinweg oder im Hintergrund – und zwar gekonnt, denn das wirkt weder störend noch überfordernd. Mädel schafft zu Sörensens oft trüben oder trockenen Gedanken, die er mit Melancholie und Ironie in der Stimme spielt, einen komischen Ausgleich, indem er die liebenswert unbeholfene Art oder die chaotischen Monologen Sörenens wiedergibt, so etwa wenn es um dessen Kollegin Jennifer geht, die Sörensen mag.

Zum anderen lockern weitere Figuren die Handlung auf. Diese kommen in den Verfilmungen zum Teil gar nicht vor – Käse-Käthe zum Beispiel, die einen Brötchenwagen auf dem Marktplatz von Katenbüll betreibt, wunderbar forsch und grimmig gesprochen von der Schauspielerin Carmen-Maja Antoni, aktuell zu sehen in der Joachim-Vernau-Krimireihe im ZDF.

Oder Obermeister Faltermeyer, der ebenfalls in den Verfilmungen fehlt. Hier brilliert Schauspieler Udo Kroschwald, unter anderem bekannt aus „Soko Wismar“, mit seiner unverwechselbaren rauen Stimme in der Rolle eines Polizisten, der durch seine begriffsstutzige, tranige Art für Schmunzler sorgt. Was am Ende herauskommt, ist gelungene Tragikomik.

Einzig, dass im Buch der Spannungsbogen größer als im Hörspiel ist, könnte ein Kritikpunkt sein. Die Auflösung des Falls ist am Ende keine große Überraschung mehr – aber es liegt wohl in der Natur der Sache, dass in einem Buch mehr Raum für die Geschichte gegeben ist. Dass solche wie die beschriebenen Figuren im Hörspiel Platz finden, lässt sich unterm Strich klar als Vorteil gegenüber den Verfilmungen benennen und macht es fast zum besseren Kino – für die Ohren.

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