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Kultur: Stopfgans mit Blockflöte

Mutabor spielen im Lindenpark

Blockflötenpunkrockfolk – dieser Zungenbrecher steht für die Musik der Berliner Band Mutabor. Je mehr, desto besser, eine wahre musikalische Stopfgans. Tatsächlich haben es die Jungs und Mädels, die mit Unterbrechung seit 1991 mal zu viert und mittlerweile zu sechst unterwegs sind, ihren eigenwilligen multiinstrumentalen Stil kreiert und beibehalten. Das hat die Fanbasis honoriert, das 22. Jahr soll gefeiert werden. Auf der Jubiläumstour machen Mutabor am morgigen Samstag in Potsdam Halt und spielen im Lindenpark auf. Im Angebot: ein Best-Of-Album mit drei neuen Songs.

Angefangen hatte alles Anfang der 90er Jahre. Die Band mit einem gewissen intellektuellen Anspruch – der Name Mutabor ist Latein und bedeutet „Ich werde verwandelt werden“ – soll Inspiration für die Studenten um Sänger Axel Steinhagen sein. Nach einer Zeit des Ausprobierens machen sie ihre erste Platte in der Instrumentierung Flöte, Violine, Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang, die fortan bleiben soll. Vor allem durch die Violine und unverwüstliche Blockflöte sind sie längst in der Mittelalter-Rammstein-Schublade verwurzelt. Exzessive Konzerte und Bühnenshows jenseits der Landesgrenze machen sie weithin bekannt. Sechs Studioalben bringen sie auf den Markt, das letzte, „Das Blaue“, 2010.

Jetzt heißt ihr Motto „Her mit dem schönen Leben“, ebenso wie die neue CD, die sie wie ihr erstes legendäres Album mit David Bronner produziert haben. Über die Zusammensetzung der restlichen Songs auf der CD, der „Blütenauslese“, wie sie Axel Steinhagen nennt, durften die Fans abstimmen. So sei ein Mosaik der musikalischen Veränderung der Band entstanden: „Wir sind uns einerseits treu geblieben, andererseits haben wir uns immer die Freiheit rausgenommen, zu machen, wozu wir Lust hatten“, sagt der Sänger und Gitarrist. „Die zweite Platte war ja voll ’ne Pop-Platte.“

Jetzt im Alter sind sie nicht mehr so häufig live unterwegs. 80 Konzerte im Jahr so wie früher, das sei ein logistischer Aufwand, den sie nicht mehr stemmen können. „Unsere Frauen haben Kinder“, sagt er, sechsmal Nachwuchs zählt die komplette Band mittlerweile, und mit 20 Jahren sei man halt insgesamt anders drauf. Dennoch: Wenn sie lange nicht gespielt haben, fehlt ihnen etwas. Den Fans vermutlich auch. Denn obwohl sie sich nach all den Jahren natürlich fragen, ob ihre Musik noch jemand hören will und sie „den Saal noch voll kriegen“, kommen erstaunlicherweise zu der treuen alten Fangemeinde immer wieder neue und vor allem junge Fans dazu, sagt Axel Steinhagen.

Das passt zu ihrer grundsätzlichen Lebenseinstellung. „Unbedingt sind wir Optimisten“, sagt der Sänger, der sich auch für den CD-Titel „Her mit dem schönen Leben“ verantwortlich zeichnet. „Ist mir so untergekommen“, sagt er über den Titel eines Gedichtbandes des russischen Dichters Wladimir Majakowski. Das passe gut zu ihrem anarchischen Spektrum und überhaupt in diese Zeit. „Das ist ein starker Anspruch, dieser Traum von einer besseren Gesellschaft“. Steffi Pyanoe

Mutabor am morgigen Samstag, 2. März, um 21 Uhr im Lindenpark, Stahnsdorfer Straße 76

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