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Protagonisten der Potsdamer Stadtgestaltung. Christian Klusemann, Albrecht Gülzow, Saskia Hüneke, Moderator Frank Peter Jäger und Sigrun Rabbe (v.l.n.r.) beim Podiumsgespräch „Quo Vadis Potsdam?“.

© Andreas Klaer,PNN,Tsp / Andreas Klaer

Talk „Quo vadis, Potsdam?“: Rückblick statt Ausblick

Wohin bewegt sich Potsdams Stadtgestaltung? Dieser Frage ging eine prominent besetzte Podiumsdiskussion im Rahmen der „Stadtwende“-Ausstellung nach.

Das Podium in der Brandenburgischen Ingenieurkammer am Donnerstag (12.1.) hatte Großes vor: „Quo vadis, Potsdam?“ Vor dem Hintergrund der Wanderausstellung „Stadtwende“ im Potsdam Museum sollte es hier um das bürgerschaftliche Engagement für Stadtgestaltung in Potsdam von 1989/90 gehen – und um die Folgen fürs Heute.

„Wohin, Potsdam?“ stand im Titel, im Mittelpunkt aber stand das Woher. Es ist die Blickrichtung der Ausstellung. Sie nimmt die Baupolitik der DDR ins Visier, die lieber Neubauten bauen ließ, als sich um marode Altstädte zu kümmern. Aktivisten lehnten sich dagegen auf.

Mit erstaunlichen Resultaten, auch in Potsdam. Zwei von denen auf dem Podium waren um 1989 selbst sehr aktiv. Saskia Hüneke, Politikerin der Grünen, Kunsthistorikerin und langjähriges Mitglied in dem 1988 gegründeten Verein Argus. Der Stadtplaner Albrecht Gülzow war lange Projektleiter in Potsdams Stadtsanierung.

Reibungspotenzial? Vermieden

Ihnen zur Seite saßen die Landschaftsarchitektin Sigrun Rabbe, seit 2016 Geschäftsführerin beim Sanierungsträger Pro Potsdam – und der Denkmalpfleger Christian Klusemann, der aus dem Münsterland kommt, aber zeitweise in Potsdam lebte. Von ihm stammt „Das andere Potsdam“ (2016), das Standardwerk über DDR-Architektur in Potsdam.

Eine Konstellation mit Reibungspotenzial also. Reibung aber suchte Moderator Frank Peter Jäger vom „Stadtwende“-Projekt tunlichst zu vermeiden. Stattdessen: Blicke zurück. Auf die Anfänge von Argus etwa, als man „im Bewusstsein völliger Machtlosigkeit“ (Hüneke) diskutierte. Das Gebiet der Zweiten barocken Stadterweiterung (1733-1745) war in den 1980ern vom Abriss bedroht.

Das Interesse des Denkmalschutzes läuft dem, was in Potsdam geschieht, diametral entgegen.

Christian Klusemann, Denkmalpfleger.

Heute werden Teile der Innenstadt gern als „Disneyland“ beschrieben. Davon will Sigrun Rabbe nichts hören. Wie auch von dem Eindruck, nur früher sei Wohnen im Zentrum gefördert worden. „Wir versuchen, diesen Mix hinzubekommen.“ Das Fatalste für Potsdam wären „nur Gastro und Ferienwohnungen.“

Was heißt das für die Zukunft? „In den 1990er Jahren wurden Beschlüsse gefasst, die weit in die Zukunft griffen“, sagt Christian Klusemann in Bezug auf Potsdams Mitte. „Dabei haben sich die Protagonisten heute geändert.“ Erst seit zehn, 15 Jahren setze man sich mit DDR-Architektur auseinander. „Das Interesse des Denkmalschutzes läuft dem, was in Potsdam geschieht, diametral entgegen.“

Und der Erhalt des Minsk, ein Paradigmenwechsel?, fragt Moderator Jäger. Zögern allenthalben. „Vielleicht hat Herr Plattner einfach geschaut: Wie ist die Stimmung in der Stadt?“, so Klusemann. Und Hüneke sagt, sie habe schon 1990 einen Antrag zum Erhalt des Minsk formuliert. Potsdams Städtebau werde dennoch „als wertkonservativ“ wahrgenommen, wirft Jäger ein, bevor er noch Kurzantworten auf die Frage fordert: „Quo vadis, Potsdam?“

Rabbe bittet: „Kompromissfähig bleiben“. Hüneke fordert: „Man muss genau sein, standortbezogen. Auch stärker wahrnehmen, was gut läuft. Und die Dinge müssen Bestand haben“. Und Klusemann mahnt: „Wenn man Beschlüsse von einst bewahrt, verschwindet etwas, Leute verlieren etwas.“ Hier hätte ein Austausch beginnen können. Nur war der auf dem Podium da schon wieder vorbei.

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