zum Hauptinhalt

Kultur: Tränen zum Abschied

Potsdamer Samurai-Kinder von Internationaler Theater-Begegnung in Frankreich zurück

Potsdamer Samurai-Kinder von Internationaler Theater-Begegnung in Frankreich zurück Sie kamen aus allen Himmelsrichtungen und hatten sehr unterschiedliches „Gepäck" dabei. Vom Fremdsein war dennoch nichts zu spüren. Spätestens nach zwei, drei Tagen waren die Grenzen durchbrochen, der Funke der Sympathie übergesprungen. Rund 50 Kinder reisten für zwei Wochen zur „Internationalen Begegnung des Theaters der Kinder" ins französisch-ländliche Valencienne in der Nähe von Lille. Mit dabei war die Potsdamer Gruppe „Samurai" vom Offenen Kunstverein. Nachdem die Tränen des Abschieds getrocknet und die ersten Eindrücke sortiert sind, lässt sich diese aufregende Zeit mit einem zufriedenen Lächeln Revue passieren. „Zwei Wochen sind für Kinder um die Zehn schon eine lange Zeit, und es gab durchaus auch Heimweh. Aber es war eine sehr intensive künstlerische und freundschaftliche Begegnung, die man so nicht noch einmal erleben wird", erzählt die Potsdamer Theaterleiterin Ulrike Schlue, die selbst noch von ihren Eindrücken ganz gebannt ist. Eingeladen waren die Potsdamer gemeinsam mit Kindern aus PapuaNeuguinea, aus dem amerikanischen Salt Lake City sowie einer in Indien lebenden tibetischen Gruppe. „Die erste Woche verbrachten wir überwiegend in französischen Schulklassen, die uns ebenso wie die Gastfamilien aufs Herzlichste empfingen. Über das gemeinsame gestische Gestalten und das Bauen von skulpturalen Bildern überwanden wir schnell alle Sprachbarrieren. In dieser französischen Region hat das Theaterspiel unter den Heranwachsenden keine so große Bedeutung wie bei uns. Die Kinder haben einen sehr langen Schultag, der wenig Freiraum für künstlerische Betätigung lässt. Überrascht war ich auch, dass dort in den unteren Klassen noch der klassische Frontalunterricht gegeben wird." Aus ihrem mitgebrachten Stück „Die Zeitreise im Angesicht des Todes" mussten die Potsdamer anfangs nur einige Szenen vorspielen, „was schon aufregend genug war." Doch in der zweiten Woche war dann ihr Höchsteinsatz gefordert: Sechs Aufführungen galt es an drei Orten zu absolvieren, und das zum Teil vor einem Riesenhaus mit 700 Zuschauern. „Die ganze Stadt, einschließlich Bürgermeister, hat das Theater-Festival wie ein Ereignis gefeiert. Unsere Aufregung war dem entsprechend groß." Bis hin zur letzten Aufführung haben die Potsdamer an ihrem Stück gefeilt: „Die Kinder wurden immer klarer in der Aussprache und auch die Szenen immer dichter. Überhaupt zeigten sich unsere Potsdamer Kids sehr selbstbewusst und gingen als erstes auf die anderen zu, die doch wesentlich scheuer waren. Die Kinder aus PapuaNeuguinea hatten solche Angst, dass eine Vorstellung abgebrochen werden musste. Dann haben wir gemeinsam getanzt und ihre Ängste besiegt." Während die Potsdamer Inszenierung viel Lob für das stimmige Ineinandergreifen von Spiel und bewegter Projektion erntete, überzeugten die Amerikaner bei ihrem „Adlerflug" mit einem körperbetonten Spiel, das dem der Europäer recht ähnlich sei. „Sie mischten politisches Theater mit Märchenelementen. Das Stück aus PapuaNeuguinea erzählte wiederum die anrührende Geschichte von einer Mutter und ihrem Kind, das das Erlkönig-Thema sehr rituell aufgriff." Die aus ärmlichen Verhältnissen kommenden Tibeter, die in einem Internat leben, reisten mit ihrem „Schneelöwen" an, den alle sofort ins Herz schlossen, erzählt Ulrike Schlue. Im diesem allegorischen Stück, das die alte Kultur herauf beschwor, seien die Kinder in Tierfiguren geschlüpft. „Die zwei Wochen haben uns alle einander näher gebracht, die Kinder gingen Arm in Arm und fanden bald im Englischen eine gute Brücke zur Verständigung. Am Ende haben wir alle geweint, die Kinder, die Gasteltern, die Betreuer. Wir spürten, dass wir uns wahrscheinlich nie wieder sehen werden." Mit der Regionalen Arbeitsstelle für Ausländerfragen (RAA) stärkend im Rücken, wollen sich die Potsdamer damit allerdings nicht abfinden. Sie versuchen, eine der Gruppen zu einem Gastspiel einzuladen. Heidi Jäger

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false