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Förderverein des Potsdam-Museums finanziert Restaurierung einer bedeutenden Potsdam-Vedute Museumskonservator Oliver Max Wenske informiert über die aufwendige Restaurierung des Gemäldes "Blick auf das Neue Palais über Eiche vom Ehrenpfortenberg" (1862) von Karl Ferdinand Adolf Kießling.

© Bearbeitung: PNN | Andreas Klaer

Ungewöhnliche Sicht auf die Stadt: Potsdam Museum zeigt restauriertes Kießling-Gemälde

Der Brandenburger Maler schuf das Werk 1862. Nur ein kleines Detail verriet seinen Wert. Jetzt ist es im Kunsthaus zu sehen.

Teilweise mit zu viel Öl überdeckt, verschmutzt, und mit Isolierband verklebt: So kam das Bild „Blick auf das Neue Palais in Sanssouci über Eiche vom Ehrenpfortenberg“ des Malers Karl Ferdinand Adolf Kießling zu Oliver Max Wenske. „Es war so brüchig. Jeder Druck hätte ein neues Loch hervorgebracht“, so der Restaurator am Mittwoch im Potsdam Museum. Gemeinsam mit dem Museum beschließt Wenske, das Bild trotz seiner starken Schäden zu retten. Seit Mittwoch ergänzt es die Sammlung der Stadtansichten.

Die ungewöhnliche Sicht vom Ehrenpfortenberg über den heutigen Ortsteil Eiche hin zum Neuen Palais hat Markus Wicke, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums, überzeugt. 25 Spenderinnen und Spender machten die umfassende Restaurierung möglich. Die Kosten für die Restaurierung lagen laut Museum im mittleren vierstelligen Bereich. Der Restaurator erhielt das Gemälde aus einem Berliner Privatbesitz.

Freier Blick aufs Schloss

Das Werk, spätbiedermeierliche Landschaftsmalerei, wurde 1862 von Kießling gemalt. Dafür sei der Maler an einem Spätsommertag mit einer kleinen Staffelei – das Bild misst 44 mal 51 Zentimeter – hoch auf den damals noch frei zugänglichen Ehrenpfortenberg gestiegen. Er stellte seine Staffelei gen Osten und malte, so Wenske, die Kirche in Eiche und das Neue Palais mit den Communs am westlichen Rand von Sanssouci.

Museumskonservator Oliver Max Wenske hat das Kießling-Gemälde aufwendig restauriert.

© Potsdam Museum

Die ferne Sicht auf die sehr detailgetreue Stadtsilhouette wird links von der Historischen Mühle und rechts vom Brauhausberg begrenzt. Hohe Kiefern rahmen den damals noch unverstellten Blick. Heute ziehen sich DDR-Plattenbauten durch die Sichtachse zwischen Berg und königlichem Schloss.

Ungewöhnlich für die Vedute, einer realitätsgetreuen Stadt- oder Landschaftsmalerei: Kießling hielt die arbeitende Bevölkerung in seiner Malerei fest. Reisigsammlerinnen und -sammler, die „wohl keinen Sinn für den Maler hatten“, wie Wenske sagt.

Rückseite zeigt wichtiges Detail

Nach der Aufnahme, Kießling malte auf dem Berg wohl einige Stunden, vermutet Wenske, ging der Künstler in sein Atelier und vollendete seine Arbeit. Anstatt, wie sonst üblich, seine Unterschrift auf der Vorderseite aufs Bild zu setzen, unterzeichnete er auf der Rückseite – ein Detail, das viele Jahre später den Wert des Werkes verraten sollte. „Vielleicht wollte er es gar nicht verkaufen“, sagt Wenske. Man mag sich nicht vorstellen, was mit dem rissigen, übermalten und geklebten Bild ohne dieses Detail geschehen wäre.

Der Förderverein des Potsdam-Museums hat die Restaurierung einer bedeutenden Potsdam-Vedute von Karl Ferdinand Adolf Kießling finanziert.

© Andreas Klaer (Repro)

In der damaligen Zeit habe es noch keine Restauratoren gegeben. Also gab man das Bild Malern, damit sie es retten. Diese hätten versucht, zahlreiche Verluste an den Rissrädern mit kompakter Ölfarbe zu übermalen. Durch das viele Öl oxidierte das Werk stellenweise stark.

Mit Isolierband auf der Rückseite habe man versucht, zwei große Risssysteme „notdürftig“ zu sichern. Teilweise sei auch Schellack zum Einsatz gekommen. „Wir legten Zustände aus den 50er- und 60er-Jahren frei“, so Wenske über seine Arbeit.

Risse geschlossen, Deformationen geglättet

Bei den Restaurationsarbeiten am Gemälde im Jahr 2022 wurden die Deformationen geglättet und die unzähligen Risse geschlossen. Dabei musste Wenske überaus vorsichtig vorgehen. „Das Gemälde war hochgradig empfindlich“, sagt er. Ganze Bildbereiche seien verschwunden gewesen. Mithilfe eines ultravioletten Lichts wurde sichtbar, wo noch Originales verborgen war. Die originale Malschicht wurde freigelegt, verlorene Bereiche retuschiert.

Das Gemälde war hochgradig empfindlich.

Oliver Max Wenske, Museumskonservator

Auch der Schmuckrahmen, in seiner Form typisch für die in der Zeit um 1860 aufkommende Vorliebe für das französische Rokoko und damit ein heftiger Kontrast zum Bild, wurde von der Diplomrestauratorin Grit Jehmlich instand gesetzt.

Heute liegt das Areal auf dem rund 57 Meter hohen Berg im Stadtteil Golm, von dem Kießling aus malte, im militärischen Sperrgebiet. Über die Sicht Kießlings bei seiner Arbeit sagte Hannes Wittenberg, kommissarischer Direktor des Potsdam Museums: „Es war eine ungewöhnliche Perspektive.“

Arbeiten aus dem Verborgenen

Kießling wurde 1810 in Brandenburg an der Havel geboren. Ab 1833 studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Johann Wilhelm Schirmer. Nach Ende seines Studiums zog Kießling 1838 nach Potsdam. Der Maler stellte im Potsdamer Kunstverein aus und beteiligte sich nach Angaben des Museums an Jahresausstellungen in Berlin. Dorthin zog er auch 1871. Im Jahr 1882 starb Kießling in Siethen bei Teltow.

„Wir sind dem Förderverein außerordentlich dankbar, mit seiner Unterstützung diese für den Sammlungsbestand des Potsdam Museums und darüber hinaus bedeutende Potsdam-Vedute vor dem Verfall retten zu können“, so Wittenberg. Mit dem neuen Ausstellungsstück zeige das Museum erstmalig, was sonst im Verborgenen bleibe: die Arbeit an einem Werk. Man wolle Besuchenden zeigen, was Restaurationen ausmachten, ergänzt Fördervereinsvorsitzender Wicke.

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