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Kultur: Verführung Venedig

Musikfestspiele Potsdam Sanssouci stellten das Programm 2008 vor

Venedig war immer die Stadt der Musik. Friedrich Nietzsche hat sie zum Synonym für Musik schlechthin erklärt, und Carlo Goldoni, Sohn der Stadt und Theaterautor, beschrieb in seinen Erinnerungen 1787 die sieben venezianischen Theater, von denen täglich zwei große Opern spielten, zwei komische Opern und drei Lustspiele. Und: Die Gondoliere singen auf Wunsch immer noch. Venedig, eine singende, eine klingende Stadt – auch heute.

In diese Stadt wollen in diesem Jahr – vom 6. bis 22. Juni – die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci ihre Besucher verführen. Der Potsdamer oder der Berliner muss also nicht erst seinen Koffer packen und mit dem Flugzeug eine Reise in diese einzigartige Stadt unternehmen. In die Stadt an der Havel wird venezianisches Flair einziehen, vor allem natürlich in ihre Schlösser und Gärten. 35 Konzerte, Opernaufführungen und Lesungen, dazu eine ganze Reihe von Vorträgen zu einzelnen musikalischen Werken und Führungen zu historischen Orten wird es geben. Denn einige Gebäude und Gärten in Potsdam künden von der Italien-Sehnsucht preußischer Monarchen und mancher ihrer Untertanen.

Auch Angelo Bolaffi, Direktor des Italienischen Kulturinstituts in Berlin, freut sich auf die Festspielorte in Brandenburgs Landeshauptstadt. In seinem Grußwort bei der gestrigen Präsentation des Programms des Musikfestivals, an der auch Kulturministerin Johanna Wanka und Potsdams Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer teilnahmen, meinte er, dass die Kunststadt Potsdam geradezu prädestiniert sei, ein venezianisches Musikfest zu veranstalten. Eröffnet wird es am 6. Juni in der Friedenskirche Sanssouci, an dem Ort, an dem Venedig am Eindrücklichsten zu erleben ist. In der Apsis des Gotteshauses befindet sich das mittelalterliche Mosaik mit dem Weltenrichter, das von der Insel Murano stammt. Im Auftaktskonzert erklingt nach 275 Jahren wieder ein Oratorium des unbekannten venezianischen Komponisten Girolamo Venier. Und Werke des wohl berühmtesten Komponisten Antonio Vivaldi. Beispielsweise sein festlich-glanzvolles „Gloria“. Musikfestspielchefin Andrea Palent kündigte an, dass Vivaldis jedoch oft musizierte „Vier Jahreszeiten“ nicht erklingen werden. „Wir wollen zeigen, dass Venedig sich schon lange vor, aber auch nach Vivaldi in vielfältiger Weise als europäische Musikmetropole von hohem Rang profiliert hat, in der das Opern- und Konzertleben genauso blühte wie der Instrumentenbau und der Notendruck“, so Andrea Palent.

Sicherlich werden auch in diesem Jahr die Musiktheateraufführungen überregionale Aufmerksamkeit finden. Zur Premiere (10. Juni) kommt die 1651 in Venedig zum ersten Mal gespielte Oper „La Rosinda“ von Francesco Cavalli. Das Ensemble für Alte Musik „La Sfera Armoniosa“ sowie italienische Gesangssolisten werden unter der musikalischen Leitung von Mike Fentross und der Regie von Alexander Schulin die Märchenoper auf die Bühne des Schlosstheaters im Neuen Palais bringen. Der berühmteste Friseur der Welt ist wohl der „Barbier von Sevilla“. Gioacchino Rossini setzte ihm in seiner unvergleichlichen Oper ein köstliches Denkmal. Gespielt und gesungen wird sie in einer Salonfassung, wie sie in Venedig üblich ist. Ihre komischen Verwicklungen finden nun in Kartzow statt: im Schloss des Potsdamer Ortsteils (8. Juni).

In eine venezianische Nacht an und in der Friedenskirche sowie an der Orangerie im Park Sanssouci (14. Juni) wird man eintauchen können sowie an einem Maskenball in der Pflanzenhalle und im Säulenhof der Orangerie (13. Juni) teilnehmen. An diesen Abenden und in diesen Nächten sollen Gesamtkunstwerke aus Klang, Theater, Natur und historischer Kulisse entstehen. Hochkarätige Solisten und Ensembles sind für die diesjährigen Musikfestspiele wieder verpflichtet worden, unter anderen der Fagottist Sergio Azzolini, der Geiger Anton Steck, der Cembalist Ottavio Dantone, der Lautenist Rolf Lislevand und der Pianist Gianluca Cascioli, das Concerto Italiano, Europa Galante, das Ensemble Modo Antiquo. Auch die amerikanische Bestseller-Autorin Donna Leon wird dabei sein und aus ihren Venedig-Krimis lesen, auch eine Hommage auf die Lagunenstadt.

Der Kartenvorverkauf läuft bereits in den Vorverkaufskassen sowie unter www.musikfestspiele-Potsdam.de.

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