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Kultur: Von leuchtender Farbigkeit

Zum 85. Geburtstag der Potsdamer Malerin und Pädagogin Suse Ahlgrimm-Globisch

Zum 85. Geburtstag der Potsdamer Malerin und Pädagogin Suse Ahlgrimm-Globisch Von Klaus Büstrin Goethe ist der Hausdichter Suse Ahlgrimm-Globischs. Vor allem die Gedichte gehören wohl zur täglichen Lektüre. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Künstlerin und Pädagogin ganze Passagen aus dem lyrischen Werk des Weimarer Klassikers rezitieren kann. Gern erinnert sich die Malerin an die Stunden, in denen sie sich mit ihrem Mann, dem im vergangenen Jahr verstorbenen Maler, Grafiker und Lehrer Hubert Globisch, gegenseitig vorlas. Das waren Stunden in ihrem Leben, die sie einmal als literarische Feste bezeichnete. Auch die Inspiration und das ständige Anspornen für die künstlerische Beschäftigung mit Leinwand, Papier und Farben gehörten zu den anregendsten Ereignissen in beider Leben. Sie haben stets hart gerungen um ein bestmögliches künstlerisches Ergebnis. Jeder von ihnen konnte sich zurücknehmen, wenn eine aktuelle Ausstellung anstand. Dann hatte der jeweilige Partner Priorität in der kleinen Wohnung, die auch das Atelier beherbergte. Suse Ahlgrimm und Hubert Globisch verstanden es dabei, sich so einzurichten, dass Harmonie und Freude am Schaffen erhalten blieben. Heute begeht die Künstlerin ihren 85. Geburtstag. Viele Menschen dieser Stadt sind mit ihr verbunden. Sie, die jahrzehntelang eine der hoch geachtetsten Lehrerinnen am heutigen Helmholtz-Gymnasium war, prägte Schülergenerationen mit ihrem facettenreichen Kunstunterricht. Mit ihm hat sie junge Leute an die großen Meister der Malerei, Grafik und Skulpturen herangeführt. Und so mancher von ihnen hat sich später in seinem Berufsleben der Kunst gewidmet. Jeder, der den Unterricht bei Suse Ahlgrimm genoss, sagte, dass sie es immer wieder vermochte, ihnen die Liebe zur Kunst einzupflanzen, mit ganzen Sinnen. Auch darin war sie ihrem Mann Hubert Globisch, der Kunstpädagoge war, ganz nah. Natürlich hat sie ebenfalls in der Zeit gemalt, als sie unterrichtete. Schüler, Eltern, Kollegen und Freunde wussten von ihrer sensiblen Art, Dinge dieser Welt in Kunst umzusetzen. Mit ihrem Mann machte sie sich immer wieder auf, Landschaften zu erkunden. In den vergangenen Jahren hat sie für ihre Bilder neue Inszenierungen geschaffen, ganz aus der Farbe heraus. „Acryl, mit Pinsel und Finger aufgetragen, mit Pappschachtel und Schwamm verteilt, zwecks Strukturbildung auch auf geknittertem Papier rhythmisiert, gelegentlich kombiniert mit minimalem Materialeinsatz sowie nach dem lustvoll erprobten Prinzip gemalt, dem Fluss der Farben, durchaus kalkuliert, hin und wieder freien Lauf zu lassen“, beschreibt der Kunsthistoriker Fritz Erpel den Arbeitsvorgang von Suse Ahlgrimm-Globisch in ihren Bildern. Sie wandelten sich von gegenständlicher zur eher abstrakten Malerei. Sie wird bestimmt von einer spielerischen Fantasie, zumeist leuchtender Farbigkeit und einer elementaren Sinnlichkeit. Dabei wird das Auge des Betrachters gefordert, jedoch nicht überfordert. Die Künstlerin ist in letzter Zeit wohl nur selten zum Malen gekommen. Krankheit hat dies verhindert, auch das ihr so wichtige Aufarbeiten des umfangreichen künstlerischen Nachlasses ihres Mannes. Freunde bemühen sich, dass Suse Ahlgrimm-Globisch ihr eigenes Schaffen in einer Ausstellung eventuell im Potsdam-Museum präsentieren kann. Die Zeit dafür ist wieder reif, sich einer Frau öffentlich zu erinnern, die als Pädagogin und Malerin die Kunst dieser Stadt befördert hat – mit Bescheidenheit.

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