zum Hauptinhalt
Das Terrassenrestaurant Minsk mit den Brunnen am Hang des Brauhausbergs in der DDR-Zeit.

© Repro: PNN

Wie die Restaurantruine zum Kunsthaus wurde: Ein Film zeigt die Neuentstehung des Potsdamer Minsk

Ein Potsdamer Defa-Filmemacher dokumentierte die zweijährigen Bauarbeiten. Er lässt Zeitzeugen erzählen, aber auch Hasso und Stefanie Plattner.

Dieser Film sollte keine Reportage werden, sagt Hans-Dieter Rutsch. Sondern die Erzählung darüber, wie ein Haus sich über die Geschichten der Menschen, die darin einmal Lebenszeit verbrachten, neu erfindet. Darüber, wie eine Restaurantruine zum Kunsthaus wird.

Der Potsdamer Regisseur war in den vergangenen zwei Jahren am Brauhausberg unterwegs, um dort die Bauarbeiten am Minsk zu begleiten. „Wie aus dem Minsk ‚Das Minsk Kunsthaus in Potsdam‘ wurde“, so heißt der Film, der daraus entstand. Am Sonntag (25.9.) war er im Kino Thalia für die Öffentlichkeit zu sehen.

Der Dokumentarfilmer Rutsch, Jahrgang 1954, war früher Dramaturg, Autor und Regisseur beim Defa-Studio für Dokumentarfilme in Babelsberg. Er hat über 100 Dokumentarfilme gemacht und Bücher über Fontane und Schlesien geschrieben. Den Aufbau des Minsk hat er selbst mit erlebt. 1971 bis 1977 war das. Gut 20 Jahre später war das Gebäude schon wieder im Verfall begriffen, dann stand es weitere 20 Jahre leer. 2019 kaufte es Hasso Plattner mit seiner Stiftung.

Filmemacher Hans-Dieter Rutsch.

© Foto: Manfred Thomas / PNN

Als im Jahr 2020 das Filmprojekt an Rutsch herangetragen wird, zögert er keinen Moment. „Ich habe sofort Ja gesagt.“ Der Impuls dazu kam von der Hasso Plattner Foundation, die Trägerin und Gesellschafterin der Museums Barberini und auch des neuen Museums Minsk ist. Plattners Tochter Stefanie Plattner leitet selbst eine Produktionsfirma, die Stormy Donkey Productions, sie habe aufgrund der familiären Nähe aber den Film nicht selbst produzieren wollen. So kam Hans-Dieter Rutsch ins Spiel, der seit 1994 die Produktionsfirma Havel-Film Babelsberg leitet. Gemeinsam mit Eva Thron hat er die Regie gemacht, die Kameraführung lag bei Johanna Bergmann.

„Er ist der Meinung, dass im Zuge der Wiedervereinigung vieles falsch gemacht wurde“

„Hasso Plattner hat um das Minsk gekämpft wie ein Löwe“, sagt Rutsch. Alles sollte so nah wie möglich am Original sein. Die legendäre Wendeltreppe konnte nicht erhalten werden – aber ein Nachbau musste sein. Die Bar steht wieder da, wo sie mal war. Trotz der Baufälligkeit des Minsks sei ein Abriss für Plattner nicht infrage gekommen. „Für Plattner ist der Wiederaufbau des Minsk der Versuch, eine Wunde zu schließen“, sagt Rutsch. „Er ist der Meinung, dass im Zuge der Wiedervereinigung vieles falsch gemacht wurde.“

Stefanie Plattner.

© Foto: Ottmar Winter / PNN

Genau das sagen Plattner und seine Tochter Stefanie im Film vor der Kamera. Wer viel Leistung bringen solle, brauche Selbstvertrauen, sagt Hasso Plattner – und das basiere auf einem starken Selbstwertgefühl. „Wenn man es ankratzt, mit Säure zerstört, mit dem Abriss geliebter Gebäude, dann ist das schlecht.“ Die „Abrisswut der Wessis“ nach der politischen Wende habe in ihm „ein Trotzgefühl ausgelöst“. Daher wollte er das Minsk „aufbauen, so wie es war“.

Wie viel der Umbau gekostet hat, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Im Film kommen viele Zeitzeugen zu Wort, sie erzählen davon, was sie mit dem Minsk verbinden: schwofen, feiern, sich verlieben, eine Lehre machen. Für sie, sagt Stefanie Plattner, seien es „diese persönlichen Geschichten, die ich mit diesem Ort verbinde, die dem Ort die Seele geben“.

Auch der Architekt Karl-Heinz Birkholz, nach dessen Entwürfen das einstige Terrassenrestaurant Minsk entworfen worden war, kommt zu Wort – bei einem Besuch der Baustelle. Der heute hoch betagte Mann hatte sehr darunter gelitten, wie sein Bauwerk seit den 1990er-Jahren vernachlässigt worden war. Dem neuen Gebäude hat er seinen Segen gegeben. Zum Architekten Alexander Gyalokay, der die Sanierung verantwortete, sagt er: „Es ist jetzt Ihre Zeit.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false