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Von Alexander Fröhlich: 36 Millionen Euro für mehr Erzieher

900 zusätzliche Stellen in Kindertagesstätten besetzt – ein Großteil mit Quereinsteigern

Potsdam/Teltow - Die Befürchtungen der Gemeinden haben sich nicht bestätigt – und Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) konnte eines seiner zentralen Vorhaben umsetzen. Seit Oktober 2010 sind wie geplant 900 zusätzliche Stellen in den Kindertagesstätten geschaffen und auch besetzt worden. Für rund die Hälfte der Stellen seien neue Erzieher und Quereinsteiger eingestellt worden. Der Rest entfällt auf Teilzeitbeschäftigte, die ihre Arbeitszeit aufgestockt haben. Diese vorläufige Bilanz zog Rupprecht am gestrigen Mittwoch in Potsdam. Bei den Unter-Dreijährigen komme nun eine Erzieherin auf sechs Kinder, zuvor waren es sieben. Bei den Drei- bis Sechsjährigen liegt das Verhältnis nun bei einem Erzieher zu 12 Kindern, bislang waren es 13.

Zwar liegt der Betreuungsschlüssel unter dem deutschlandweiten Schnitt, zumal in der Mark wesentlich mehr Kinder betreut werden. Allerdings dürfte Brandenburg ab 2013 deutlich besser dastehen, wenn der Bund wie geplant ab 2013 einen Betreuungsanspruch für Kinder ab einem Jahr durchsetzen will. Dann müssten besonders die alten Bundesländer bei den Kitas deutlich zulegen und ihre Angebote massiv ausbauen. Der bislang bessere Betreuungsschlüssel würde sich auch dort verschlechtern.

Lob bekam Rupprecht von der Leiterin des Eigenbetriebs Kita der Stadt Teltow. Solveig Haller nannte das Engagement des Landes „einen folgerichtigen Schritt in die richtige Richtung“. Die Erzieher hätten nun mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben. Es sei aber auch nur ein erster Schritt. Haller forderte ein Mentoren-Programm, um die Seiteneinsteiger, die neben dem Job eine Ausbildung zum Erzieher machen, inhaltlich zu begleiten. Bislang müsse hier das vorhandene Kita-Personal einspringen.

Dass Kitas Quereinsteiger wie Heilerziehungspfleger, Kinderpfleger oder Musiker – sogar Fliesenleger – flexibler einstellen können, geht auf eine Initiative des Bildungsministeriums zurück, nachdem Eltern- und Kita-Initiativen mit Protesten die Landesregierung massiv unter Druck gesetzt hatten. Durch fachfremdes Personal, das ausgebildet wird, solle die Qualität verbessert werden, so Rupprecht. Optimal sei ein Anteil von 15 Prozent der Quereinsteiger am Gesamtpersonal. Aktuell seien es zwischen zwei und drei Prozent.

Rupprecht dämpfte allerdings angesichts der im Kabinett vereinbarten Sparvorgaben die Hoffnung auf weitere Ausgaben. Bereits für das letzte Quartal 2010 habe das Land für das Programm neun Millionen Euro zusätzlich ausgegeben, die jährlichen Mehrkosten steigen von 145 Millionen um 36 Millionen Euro.

Teltows Eigenbetriebsleiterin Haller berichtete, dass die neun Kinder-Einrichtungen der Gemeinde Probleme gehabt hätten, geeignete Bewerber zu finden. Alle Stellen konnten besetzt werden. Von 118 Pädagogen seien zehn Quereinsteiger. Mit ihnen habe das Profil geschärft werden können, etwa durch eine Sportpädagogin in der Kita „Rappelkiste“ mit Schwerpunkt „Bewegung“. Auch eine Heilerziehungspflegerin, eine Kinderpflegerin wurden dort eingestellt, berichtete Kita-Leiterin Barbara Greiser.

Auf Kritik stieß Rupprechts Zwischenbilanz bei der Opposition. Die Grüne-Bildungsexpertin Marie Luise von Halem forderte weitere Anstrengungen. Der bessere Betreuungsschlüssel sei gut und richtig. Dennoch belege Brandenburg selbst damit nur den drittletzten Platz bundesweit. Eine Forderung Halems nach einer besseren Sprachförderung lief aber ins Leere. Rupprecht kündigte an, dass aus einem Bundesförderprogramm über vier Jahre 108 sogenannte Schwerpunkt-Kitas insgesamt zehn Millionen Euro erhalten. Damit werden Halbtagsstellen in Kitas finanziert, in den bereits Kleinkinder in ihrer Sprachentwicklung gefördert werden.

Immerhin hat Brandenburgs Vorstoß, auch Quereinsteiger und damit auch mehr Männer in die Kitas zu holen, bereits deutschlandweit Aufsehen erregt. Das Ministerium muss vermehrt Anfragen großer Träger aus anderen Bundesländern beantworten.

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