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Tierfriedhof

© Tagesspiegel/Anna Bückmann

Friedhof für Hund und Katze in Brandenburg: „Manche stecken mehrere Tausend Euro ins Grab“

Immer mehr Menschen im Land suchen eine Grabstelle für ihr Haustier. Tierfriedhöfe sind begehrt. Ebenso Einäscherungen. Doch das kostet.

Kiefern, eine Sitzgruppe aus Holz, ein kleines Schild weist den Weg: In Beelitz (Potsdam-Mittelmark) liegt im kommunalen Wald ein Friedhof. Nun will die Stadt das Areal erweitern – für verstorbene Haustiere.

An über 60 Bäumen sollen in dem Areal an der Straße nach Fichtenwalde dann je acht biologisch abbaubare Urnen Platz finden. Ähnlich wie beim Waldfriedhof kann dabei zwischen einer Einzelgrabstelle oder dem Kauf eines kompletten Baumes gewählt und der gewünschte Ort mit einem eigenen Schild versehen werden. Ein Stammbaum für zwölf Jahre soll nach der noch vorläufigen Gebührensatzung für den Tierfriedhof 1620 Euro kosten. Bei einer Baumgrabstelle sind es für sieben Jahre 189 Euro. Hinzu kommen Kosten für die Beisetzung.

Die Idee für einen Tierfriedhof kommt von Beelitz’ Bürgermeister Bernhard Knuth (parteilos). „Als großer Tierfreund weiß ich, wie wichtig einem die Erinnerung an die tierischen Familienmitglieder ist. In Beelitz bieten wir Tierliebhabern nun die Möglichkeit, für ihr geliebtes Haustier eine würdevolle letzte Ruhestätte zu finden“, so Knuth. Den entsprechenden Beschluss fassten die Stadtverordneten am vergangenen Dienstag einstimmig.

Tierfriedhöfe liegen im Trend

Mit der Schaffung eines Tierfriedhofs liegt die Stadt im Trend: Immer mehr Menschen interessierten sich dafür, ihr Haustier auf einem Friedhof bestatten zu lassen, wie Betreiber von Tierfriedhöfen in Brandenburg berichten.

Einer davon ist der Tierfriedhof mit Krematorium Tierhimmel in Teltow. In der Stadt liegt das 10.000 Quadratmeter große Areal an den Teltower Buschwiesen. Ein Weg führt vorbei an bunt geschmückten Gemeinschafts- und Einzelgräbern und schlichten Wiesengrabstellen. Frische Blumen liegen auf den Gräbern – wenn man es nicht wüsste, würde man meinen, man ist auf einem ganz normalen Friedhof, ständen auf den Grabsteinen nicht Namen wie „Snow“, „Scotty“ und „Nelly“. Daneben Bilder von Hunden und Katzen, kleine Tierfiguren aus Stein.

Die ehemaligen Besitzer pflegen die Grabstellen ihrer Haustiere, weiß Friedhofs-Mitbetreiber Dirk Daßler. „Manche stecken mehrere Tausend Euro ins Grab.“ Seit rund 20 Jahren gibt es den Friedhof, auf dem neben Hund und Katze – die häufigsten Tiere – auch Fische und Rennmäuse ihre letzte Ruhestätte fanden. Daßler weiß, dass es für viele Tierbesitzer wichtig ist, eine Grabstelle zu haben, wo sie hingehen und trauern können. Wie viele Tiere auf dem Areal liegen, kann Daßler nicht sagen. „Wir sind gut ausgelastet.“

Auf dem Regenbogen gehts in den Himmel

Die Kosten für eine Bestattung unterscheiden sich von Friedhof zu Friedhof. Auf dem Tierhimmel kostet die Bestattung je nach Grabgröße 120 bis 200 Euro für ein Einzelgrab. Auf einer Wiesengrabstelle ist die Bestattung kostenlos. Hinzu kommen hier für die zweijährige Grabnutzung 180 bis 350 Euro. Bei manchen Friedhöfen ist das Grab auch umsonst. Für die Einäscherung zahlt man – je nach Größe – 90 bis knapp 400 Euro.  

Inzwischen sei die Nachfrage nach Einäscherung besonders hoch, sagt Daßler. „Viele wollen ihren Waldi mit nach Hause nehmen.“ Die Verbrennung des Vierbeiners, beim Tierhimmel wird das zum richtigen Trauerevent. Während das Tier verbrannt wird, können Herrchen oder Frauchen auf einer Videoleinwand verfolgen, wie das Tier über den Regenbogen in den Himmel wandert. „Für viele ist das Trauerbewältigung“, sagt Daßler.

„Heute sind es Familienmitglieder“

Karin Nicodem, Leiterin der Hundeschule Bellodrom in Schorfheide im nördlichen Brandenburg, geht sogar noch einen Schritt weiter: „Am liebsten wäre es vielen, sie könnten ihr Haustier mit ins eigene Grab nehmen.“ Neben dem Tierheim gibt es eine kleine Wiesenfläche, auf der Haustiere begraben werden können. Ein paar Hundert Tiere liegen dort.

Dass Beelitz einen Friedhof auf städtischem Boden errichtet, findet Nicodem richtig. „Das ist ein sensibles Geschäft.“ Manche nutzten die Trauer der Besitzer aus und wollten sich nur eine goldene Nase verdienen.

Auch Nicodem sagt, der Bedarf an Gräbern nehme stetig zu. „Immer mehr Menschen haben ein Haustier, häufig sogar zwei oder drei.“ Auch habe sich das Verhältnis zu den Tieren verändert. „Früher waren es Nutztiere. Heute sind es Familienmitglieder“, sagt die promovierte Landwirtin.

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