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Potsdam-Mittelmark: Immer in Bewegung

Mit 100 Jahren ist Arnold Knape ältester Michendorfer. Die Zahl der über 100-Jährigen im Landkreis steigt

Michendorf - Er blieb seinem Geburtsort 100 Jahre lang treu: Arnold Knape feierte gestern in der Gaststätte „Schneiders“ am Michendorfer Bahnhof seinen 100. Geburtstag. Die Wahl dieses Ortes kam nicht von ungefähr – der gebürtige Michendorfer hatte 40 Jahre lang als Elektriker bei der Bahn in Seddin gearbeitet. Zum Gratulieren und zur Kaffeetafel im „Schneiders“ kamen neben Knapes Familie – der Jubilar hat zwei Kinder, drei Enkel und drei Urenkel – auch ehemalige Bahn-Kollegen sowie Michendorfs Ortsvorsteher Hartmut Besch und Bürgermeisterin Cornelia Jung.

Mit seinen 100 Jahren halte Arnold Knape den Altersrekord im Ortsteil Michendorf, erklärte Jung. Nur eine Wilhelmshorsterin übertreffe ihn noch mit einem Jahr. Generell sei ein Trend zum hohen Alter festzustellen, so ihr Eindruck. Der wird von den Zahlen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg bestätigt: Gab es 1991 auf dem Gebiet des Landkreises Potsdam-Mittelmark lediglich acht über 100-Jährige, waren es 2008 bereits 165 – darunter rund 70 Prozent Frauen. Die meisten „Greise“ zählten die Statistiker 2008 in der Gemeinde Kloster Lehnin – sie lag mit 15 über 100-Jährigen vorn, gefolgt von den Städten Werder (Havel) und Beelitz mit jeweils 14 über 100-Jährigen. Älteste Mittelmärkerin ist nach Auskunft des Kreises Paula Herrmann aus Belzig. Sie feiert am 30. März ihren 106. Geburtstag.

Wie man so alt wird? Arnold Knape verriet gestern sein Rezept: „Ich war immer in Bewegung, und wenn es nur ein Spaziergang war.“ Die Michendorfer kennen ihn außerdem als engagierten Geräteturner und Gruppenleiter im Turnverein.

Geboren 1910 in Michendorf als einziger Sohn eines Briefträgers und einer Schneiderin, verlor Arnold Knape seinen Vater bereits im Alter von zwei Jahren, wie Knapes Tochter Ingrid Schielke erzählte. Aufgewachsen ist er dennoch nicht allein: Gemeinsam mit der Mutter und deren ebenfalls verwitweter Schwester mit drei Kindern wohnte er in dem Haus in der Schulstraße, in dem er noch bis Ende 2009 lebte.

Seine spätere Frau Emmi lernte er beim Tanz kennen. Die Berlinerin, deren Eltern ein Wochenendhaus in der Gegend hatten, zog nach der Hochzeit 1934 mit nach Michendorf. Die Arbeit als Bahn-Elektriker erwies sich besonders während des Zweiten Weltkriegs für Knape als Rettungsanker: Weil er in Seddin nicht fehlen durfte, musste er nicht zur Armee und in den Krieg. „Die Arbeit war bei ihm immer am wichtigsten“, erzählten Angehörige gestern. Als er 1975 in Rente ging, arbeitet er sogar noch ein halbes Jahr länger, um das 40. Dienstjubiläum vollzubekommen. Mit seiner Frau Emmi waren ihm 66 glückliche Jahre vergönnt, ehe sie 2001 starb.

Bis Ende 2009 lebte der Michendorfer noch im Haus in der Schulstraße – und stieg die 15 Stufen zu seiner Wohnung selbst, wie seine Tochter Ingrid Schielke, die demnächst 75 Jahre alt wird, erzählte. Seit einem Sturz sitzt er allerdings im Rollstuhl und zog aus dem Haus, in dem er von Kindesbeinen an lebte, in ein Heim in Bornstedt. Jana Haase

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