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Potsdam-Mittelmark: Kampf der Kippe

Seit Rauchen an Schulen gesetzlich verboten ist, sind Strafen an der Oberschule Werder härter geworden

Seit Rauchen an Schulen gesetzlich verboten ist, sind Strafen an der Oberschule Werder härter geworden Von Thomas Lähns Werder - Die Zigarette auf dem Pausenhof gehört in Werders Oberschule „Carl von Ossietzky“ schon lange der Vergangenheit an. Seit fünf Jahren ist hier das Rauchen verboten – für Schüler und Lehrer. Eine heimliche Kippe hinter vorgehaltener Hand? Fast unmöglich: In der großen Pause ist jetzt ein Lehrer als „Raucherpatrouille“ zusätzlich zur Pausenaufsicht unterwegs und hält gezielt nach dem blauen Dunst Ausschau. Und auf dem Schulklo – dem klassischen Ort für ein solches Vergehen - gibt es seit der jüngsten Sanierung Rauchmelder. Mit Beginn dieses Schuljahres ist an allen Bildungsstätten in Brandenburg das Rauchen nun auch gesetzlich verboten - eine Bestätigung für die bisherige Richtung in Werder. Hier wird seit August auch mit einem Strafkatalog gegen die Nikotinsünder vorgegangen, denn wer trotz des Verbotes erwischt wird, sieht sich jetzt mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen konfrontiert. Beim ersten Vergehen muss ein Fragebogen zum Rauchverhalten ausgefüllt werden, unter anderem soll der Schüler hier sagen, warum er raucht und wer oder was ihm beim Aufhören helfen könnte. Außerdem wird er ins „Raucherbuch“ eingetragen. Die zweite Zigarette zieht einen Brief an die Eltern nach sich, bei der dritten muss man vor der Schülerkonferenz Stellung beziehen und am Freitag nach der sechsten Stunde bei der Schulhofreinigung helfen. Beim vierten Mal kommt zu den bisherigen Maßnahmen eine Teilnahme an einem schulinternen Anti-Rauch-Kurs hinzu. Beim fünften Vorfall muss sich der Schüler vor der Lehrerkonferenz rechtfertigen und schließlich, ab dem sechsten Mal, werden aktenkundige Schulstrafen ausgesprochen. 16 Schüler haben seit August Eingang ins schulische Sündenregister gefunden, Wiederholungstäter habe es noch nicht gegeben, sagt Schulsozialarbeiterin Jördis Freiwald. Die Restriktionen sind aber nur eine Seite beim Kampf gegen den blauen Dunst. Es gebe Aufklärungsunterricht, Suchtprävention und Gespräche. Zwei extra ausgebildete Schüler-Mentoren sollen darüber hinaus für die rauchfreie Schule werben und das Gespräch auf dem Pausenhof suchen. Eltern und Schüler sollen schließlich eine Vereinbarung unterschreiben, in der sie sich gegen Zigaretten und andere Suchtmittel auf dem Gelände aussprechen. „Die Lehrer können nun einheitlich reagieren“, lobt Freiwald die Vorzüge des gesetzlichen Anti-Raucher-Konsenses. Bereits jetzt würde sich die Wirkung zeigen, auch über die Schule hinaus. „Viele möchten ja mit dem Rauchen aufhören, aber der Gruppenzwang hindert sie daran.“ Vor einem Jahr hatte das Institut für Sportwissenschaft an der Universität Potsdam eine Studie über die Situation an sechs brandenburgischen Schulen erarbeitet, mit dabei die Carl-von-Ossietzky-Schule. Von 286 Schülern der neunten und zehnten Klassen hatten sich hier 30 Prozent als Raucher zu erkennen gegeben, davon mehr Mädchen als Jungen. Der Einstieg erfolge aber viel früher, oft bereits in der siebenten Klasse, so Freiwald. So gebe es abhängige Schüler, welche Schwierigkeiten hätten, sich über sechs Stunden zusammenzureißen. Die bedürfen der besonderen Unterstützung der Sozialarbeiterin. Die Gelegenheitsraucher hingegen seien eher von der Neugierde getrieben – und dem Drang, den Lehrern ein Schnippchen zu schlagen, indem sie heimlich rauchen. „Und die sind inzwischen ziemlich clever geworden“, konstatiert die Expertin. Schulleiterin Iris Gerloff ist dennoch stolz auf das bisher Erreichte: „Wir haben es schon geschafft, das Rauchen einzugrenzen, werden es weiter voran bringen.“ Demnächst soll sogar die Zusammenarbeit mit der Polizei gesucht werden, für gelegentliche Razzien. Dabei sollen dann sowohl Zigaretten als auch Drogen wie Cannabis gesucht werden. Das Wichtigste an dem Vorhaben sei es, dran zu bleiben - und sich der Unterstützung der Eltern zu versichern, sagt Rektorin Gerloff. Hilfe gibt es schließlich auch vom Bundesfinanzminister: Mit der fünften Erhöhung der Tabaksteuer seit 2002 kostet die Zigarette seit dem ersten September 22,35 Cent.

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