zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Klare Worte

Die Sprache der Lieder zählt: „Klartext“ hat das f6-Music-Award-Finale in Brandenburg gewonnen

Kleinmachnow / Teltow - Bei so einer Frage sollten HipHop-Musiker schon spontan antworten können: „Ihr seid eine Pizza, welchen Belag würdet ihr wählen?“ Die Jungs der Kleinmachnower Band Klartext schauen sich nur kurz an. „Kunterbunt“, sagt Bastai, einer der fünf Front-Rapper der Band. „Wie heißt eine Pizza, wo alle Beläge drauf sind?, fragt Sean, Stimme Nummer zwei. „Es wäre wohl die komplizierteste Pizza der Welt, mit allem drauf, von würzig bis süß“, sagt Shu, der dritte Sänger.

Die Musiker sitzen in ihrem kleinen Privatstudio – einem ausgebauten Keller – und falten Werbeflyer fürs nächste Konzert: Am 26. November stellen sie ihre Debüt-CD „DerRedeWert“ im Berliner ColumbiaClub vor. In der Vorbereitung auf den Abend gerät fast in den Hintergrund, dass die neun Jungs vor kurzem das Berlin-Brandenburg-Finale des f6 Music Awards gewonnen haben. Nun treten sie am 4. Februar gegen die besten Newcomer-Bands der neuen Bundesländer um den begehrten Förderpreis an.

„Wir hätten mit dem Sieg nicht gerechnet“, gesteht Bastai. Doch wichtiger für ihn und die anderen acht Klartext-Musiker ist jetzt das erste Album. Wie wird es ankommen? Wird es den Fans gefallen? „Wir haben versucht, die Atmosphäre unserer Live-Konzerte auf die Platte zu packen“, sagt Bastai.

Vor vier Jahren war an eine eigene CD noch nicht zu denken. Damals würfelte sich die Band gerade zusammen, hauptsächlich aus Schülern der beiden Gymnasien aus Kleinmachnow und Teltow. „Erst waren nur die fünf Sänger und der DJ da, die Band kam später dazu“, erinnert sich Bastai. Mit den Instrumenten kam die Erweiterung des musikalischen Horizonts, die Jungs zwischen 19 und 23 Jahren reden von einer Mischung aus Jazz, Reggae, Funk und Rock. „Inzwischen kommen zu den Konzerten auch Leute, die sonst keinen HipHop hören“, freut sich Shu.

Das Wichtigste für die Klartexter ist die Sprache ihrer Lieder. Mit ihren Texten wollen sie sich von den aggressiven und sexistischen Klischees der zur Zeit deutschlandweit angesagten Untergrund- und Gangsta-Rapper abgrenzen. „Die Texte sollen vielseitig sein – von Spaß bis Depression“, sagt Bastai. „Wortreich, mit viel Witz“, fügt Sean hinzu. Und: „Wir schreiben da einfach frei nach Schnauze, ohne ein festgelegtes Konzept.“ Zum Beispiel findet sich auf der neuen CD das Stück „Drahtseilakt“, ein Song über das Leben, wenn es in Scherben liegt. „Es geht darum, die Hoffnung nie aufzugeben“, beschreibt Sean die zentrale Botschaft des Songs.

Diesen Mut haben Klartext auch mit ihrer CD bewiesen, die sie mit angespartem Geld aufgenommen und produziert haben. Den ColumbiaClub für das Konzert nächste Woche haben sie ebenfalls auf eigene Rechnung angemietet. „Zum Glück sind wir so eine große Band, da teilen sich die Kosten besser auf“, sagt Shu und schmunzelt. Wie es nach dem Konzert weitergeht, darüber machen sich die Jungs noch keine großen Gedanken. Bastai scherzt: „Wir wollen erstmal sehen, wie uns die Leute an dem Abend die CD aus der Hand reißen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false