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Potsdam-Mittelmark: Kleine Unterschiede, die verblüffen

Amerikanische Austauschschüler in Michendorf staunen über Brandenburg

Amerikanische Austauschschüler in Michendorf staunen über Brandenburg Michendorf - Das Wolkenberg-Gymnasium hat zurzeit Besuch aus den USA: 13 Schüler aus dem Bundesstaat Washington sind für drei Wochen hier. Zusammen mit Michendorfer Elft- und Zwölftklässlern haben sie schon spannende Tage verbracht, waren in Potsdam, Berlin und erkundeten die Umgebung. Dabei zeigten die Amerikaner großes Interesse an der Geschichte der Region, insbesondere der DDR – und an Frauenfußball. Die Zeit der deutschen Teilung gehöre Zuhause zum Lehrstoff, so Schülerin Becky Forsberg. „Wir hatten eine Mauer im Klassenraum aufgebaut. Zu beiden Seiten bildeten wir Familien, die getrennt wurden", erinnert sie sich an den Anschauungsunterricht. Sogar Spitzel habe es gegeben. Nun konnten sich die Eleven aus erster Hand berichten lassen. Aber auch die ältere Geschichte Deutschlands sei spannend. „Die Schlösser stehen zum Teil seit über 400 Jahren. Die Einheimischen sagen, das wäre nicht besonders alt – für uns ist das schwer vorstellbar", erzählt Becky Forsberg weiter. Sie und ihre Reisegefährten kommen aus einem Vorort von Seattle. In den letzten dreihundert Jahren haben sich viele deutsche Einwanderer dort niedergelassen. „Irgendeine Beziehung zu ihnen hat dort jeder, viele sind Nachfahren", so der Michendorfer Gymnasiast Sebastian Kukuk. Auch deshalb lernen die Jugendlichen freiwillig ab Klasse neun deutsch. In den Gastfamilien versuchen sie, sich deutsch zu unterhalten, „andererseits möchten unsere Schüler ihr englisch unter Beweis stellen", erzählt Kukuk. Meistens redet man in beiden Sprachen. So ähnlich sich die Länder mittlerweile sind, gebe es noch viele überraschende Kleinigkeiten. „Die Autos haben einen Schalthebel, keine Automatik", staunt Becky Forsberg. Und sie würden nicht so oft benutzt wie daheim, die Leute steigen auf Bus und Bahn um. „Es ist sauber, die Menschen trennen ihren Müll." Und jeden Morgen gebe es „Brötchen", sagt ihre Freundin Rachel Dean, wobei sie lachend das deutsche Wort benutzt. Sie bemerkt auch mit leichtem Kopfschütteln, dass viele Deutsche rauchen, „bei uns gibt es kaum noch Orte, wo man das darf". Die Organisation und Betreuung in den drei Wochen haben die beiden Englischlehrer Ernst-Michael Thon und Ute Wehrstedt sowie Direktor Henrik Reinkensmeier übernommen. Alle zwei Jahre wird sich mit den Partnerschulen in Washington „ausgetauscht", im März waren die Michendorfer in den USA. Ihr Mitbringsel war ein handsignierter Fußball von Turbine Potsdam. „Die Begeisterung für ,Soccer'' wächst bei uns", sagt Deutschlehrerin Kelly Dietsch. Besonders beliebt sei Frauenfußball. Aber beim Hertha-Spiel am Sonnabend haben die Amerikaner auch den Männern zugejubelt. Den Kontakt wollen die Jugendlichen halten. „Ich werde privat wieder rüberfliegen", sagt Sebastian Kukuk. Seine Freunde aus den USA würden nächstes Jahr zu einer Europa-Tour aufbrechen – und zwischen Paris und Rom in Michendorf vorbeischauen. Thomas Lähns

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