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Potsdam-Mittelmark: Mit dem Mini-Traktor abheben

Quad- und ATV-Center Glindow besteht seit einem Jahr / Zum Jahresende wird Regelung zur Helmpflicht erwartet

Quad- und ATV-Center Glindow besteht seit einem Jahr / Zum Jahresende wird Regelung zur Helmpflicht erwartet Von Thomas Lähns Werder · Glindow - Man sieht sie immer häufiger über die Straßen brausen: Offene Geländefahrzeuge mit großen Rädern, auf denen der Fahrer hinter einem Motorradlenker thront. Die Trendgefährte heißen Quads und kommen aus Amerika. Seit nunmehr einem Jahr versorgen die beiden Glindower Robert Fussan und Steffi Kramer die Region mit Quads und ATVs (All Terrain Vehicles). Der Clou an den bis zu 50 PS starken Gefährten: Man darf sie mit einem Autoführerschein fahren. Lange Zeit gab es keine Helmpflicht – was auf massive Kritik von Verkehrsverbänden stieß. Ende des Jahres will der Gesetzgeber reagieren und die Straßenverkehrsordnung ändern. Für seit diesem Monat zugelassene Quads gilt die Helmpflicht bereits, sie wird in der Zulassung vermerkt. Fahrzeugbauer wie Honda, Kawasaki, Bombardier und Yamaha fertigen Quads in Serie und geben ihnen Namen, die nach Wildnis klingen, zum Beispiel „Kodiak“ oder „Grizzly“. Die Angebotspalette reicht vom Kinderquad mit 50 Kubikzentimeter Hubraum bis hin zu Gelände-Trucks mit 750 Kubik. Die Preise liegen dementsprechend zwischen knapp 1000 und gut 10000 Euro. 150 Fahrzeuge haben die Glindower bislang verkauft. Zeitweilig wurden hier auch Quads vermietet, was bei einigen Werderanern und Glindowern aber immer wieder auf Protest stieß. Denn die Abenteuerlust führte einige Quadpiloten auch durch die hiesige Obstflur. Die Vermietung musste mittlerweile aber aus einem anderen Grund aufgegeben werden: Viele der Fahrzeuge wurden beschädigt zurückgegeben, weil sich der Fahrer überschätzt hatte und das Mietfahrzeug auf die Seite drehte. „Das rechnete sich einfach nicht“, so Fussan. „In den USA wurden ATVs seit den 60er Jahren als Landmaschinen genutzt“, erzählt Steffi Kramer. Die sportlichen Eigenschaften wurden in den 80ern entdeckt: Aus den ATVs wurden Quads, und aus dem Fahren durch Feld und Flur ein Fun-Sport, der bald auf hügelige Sandpisten verlegt wurde. Der Kundenkreis, berichten die Geschäftsführer, sei so breit wie die Bevölkerung. Neben Freizeitsportlern gebe es auch Kunden, die nach wie vor auf die praktischen Eigenschaften setzen: So hätten die Glindower bereits ATVs an Forstbetriebe, aber auch an Angler oder Camper verkauft. Mit wenigen Handgriffen kann so ein Vierrad mit einem Schneeschieber oder einem Besen und sogar mit einem Gewehrhalter für Jäger versehen werden. Entsprechend umgebaute Fahrzeuge seien sogar schon an Körperbehinderte verkauft worden. Die robuste Federung und tief profilierte breite Reifen versprechen gutes Vorankommen im Gelände. Die Schaltung wird per Fußhebel bedient, Gas gibt man mit dem Daumen. Die Fahreigenschaften sind anfangs gewöhnungsbedürftig, der Fahrer fühlt sich wie auf einem Motorrad, wird beim Lenken aber schnell eines Besseren belehrt: Das Quad kann sich mit vier Rädern nicht in die Kurve legen. Aber der Wendekreis ist sehr groß, umkippen kann so schnell niemand. Sehr bald wird man vom Fahrspaß – und wohl auch vom Übermut – gepackt. Robert Fussan ist Profi: Er gibt ordentlich Gas, vollzieht aus dem Bremsen heraus die „Rockford-Wende“, dreht sich also auf der Stelle und wirbelt dabei Staub hoch. Auf Hinterrädern und im Stehen saust er über den Hof. Mit dem Glindower Quad-Racing-Team fahren er und Freundin Steffi Kramer regelmäßig auf den Gelände-Rennstrecken der Mark. Wenn es dann über die Rampen geht, ist der Bodenkontakt nur noch notwendiges Übel. Um die Verkaufs-Quads verkehrssicher zu machen, hat das Glindower Team eigene LED-Leuchten entwickelt: Rück- und Blinklichter befinden sich dezent in einer Reihe an den Schutzblechen. Außerdem werden die Fahrzeuge auf Wunsch mit Hängerkupplung ausgerüstet und auf 80 km/h zugelassen und können demnach als Landmaschinen angemeldet werden. „So bezahlt der Halter nur 22 Euro Steuern im Jahr“, sagt Robert Fussan. Ob der Mini-Traktor dann auch wirklich einen Pflug zieht, oder über eine Rampe springt, ist dem Kunden überlassen.

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